Neunte Szene.


[77] Gottsched hastig eintretend, Gellert ihm folgend. Die Vorigen; dann Gräfin, Frau Gottsched, Bolza, zuletzt auch Katharina und Schladritz.


GOTTSCHED. Sie sind vorbei! Es war eine Lüge mit dem Pikett vor der Haustür! Auf Wilhelminen zugehend. Nun, meine gnädigste kleine Komtesse, werden wir Zeit gewinnen, den Träumen unsers Herzens nachzudenken!

WILHELMINE verwundert. Herr Professor!

CATO für sich. Getäuschter Geck!

GELLERT. Eine Viertelstunde Aufschub gewonnen – rüsten wir uns um nichts weniger!


Katharina und Schladritz treten ein.


KATHARINA. Mein Wachtmeister hat mir zugerufen, Herr Professor, wir möchten nur alles in Bereitschaft halten, in einer Viertelstunde würde er wohl hier sein mit zwei Trompetern!

GOTTSCHED. Was?

GELLERT. Da haben wir's!

FRAU GOTTSCHED. Wahrhaftig?

BOLZA. Dennoch?[77]

SCHLADRITZ. 's ist richtig, ich hab's gehört.

GOTTSCHED. Hier?

BOLZA. Wie ist denn das möglich?! Die Protestation auf dem Rathause kann ja dem General noch gar nicht bekannt sein!

SCHLADRITZ. Man wünscht vielleicht nur Ihre Bekanntschaft zu machen, Herr Graf – von Bolza!

GELLERT. Bolza!

GRÄFIN. Graf Bolza!

WILHELMINE. Graf Bolza!

CATO. Bolza!

GOTTSCHED zu Schladritz. Canaille!

FRAU GOTTSCHED. Verraten!

CATO für sich. Da haben wir's! Graf Bolza, den die Preußen überall suchen! Nun ist die Gefahr vollständig!

KATHARINA. Ihre gehorsame Dienerin, Herr Graf Bolza!

GOTTSCHED einen Schritt vortretend, für sich. Die Seydlitzer wissen also, daß Bolza bei mir ist! Nun ist's vorbei!


Kurze Pause.


SCHLADRITZ für sich. Das schlägt ja ein wie der Blitz! Käthe, wir haben am Ende einen dummen Streich gemacht – aber vom Fortjagen spricht er nicht mehr! Vortretend. Herr Professor, die Suppe wird kalt!


Der Vorhang fällt.


Quelle:
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Band 25, Leipzig 1908–09, S. 77-78.
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