Dritte Szene.


[114] Graf Brahe. – Die Vorigen.


BRAHE kommt langsam nach dem Vordergrunde, ohne die an der Seite sitzende Königin zu bemerken. Mein armes Kind!

CHRISTINE. Was klagst du, Brahe? Ist deine Tochter krank?

BRAHE verbeugt sich. Verzeiht! – Mein Kind ist krank.

CHRISTINE. Das macht die See – am Lande ist's vorüber.

BRAHE.

Nein, schon am Lande war sie krank.

Es ist die Seekrankheit des Herzens,

Die nach dem Hirn sich drängt –

CHRISTINE.

Erschreck' mich nicht! Wir sind schon arm genug –

An Ärzten für alltäglich Leid – was ist's?

BRAHE.

Das Kind ist totenstill – und wenn sich Leben

In ihr erhebt, so ist's ein ungestümes,

Das Worte bringt, die ganz wie irre aussehn,

Frag' ich sie dann, so schreckt sie zusammen,

Fällt weinend mir an das Herz,

Und bittet mich, ich sollte nur warten,

Sie würde sich bessern,

CHRISTINE.

Die Nerven sind ihr erregt, wie uns allen,

Von dem Gewaltigen, das wir begonnen,

Und sie ist zarter gewebt als wir –

Da kommt sie – wir wollen sie pflegen und warten;[114]

Laßt sie hier oben sich niederlegen,

Die frische Seeluft wird sie stärken –

Bringt Decken, Santinelli! Sylva, komm!


Santinelli ab und bald darauf mit Matrosen zurück, die Decken und ein Kopfkissen bringen.


Quelle:
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Band 23, Leipzig 1908–09, S. 114-115.
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