28. [683] Carolus IV. wie er von einem seiner Amtleute tractiret worden.

Als Carolus IV. einsmahls unversehens bey seinem Amtmann Theodorico Kagelwit in Böhmen mit grossem Comitat einkehrete / das Nacht-Lager bey ihm zu halten / da wuste derselbige Amtmann nicht / wo aus noch ein / dann er hatte sich auff solche Gäste nicht gefast gemacht. Aber bald erdacht er einen listigen und geschwinden Fund / und ließ im gantzen Dorffe allen Schweinen die Ohren und die Schwäntze abschneiden / und solche auff mancherley Manieren zurichten / damit tractiret er den Käyser und dessen gantzes Hoffgesind. Das war eine Sau-Mahlzeit / aber es gieng noch besser her / als wann man bey ehrlichen Mahlzeiten sich so säuisch hält / daß junge und unschuldige Leute dadurch geärgert werden.


1. Geringe Leute / insonderheit Unterthanen / halten es vor eine Ehre / wann hohe Leute und Obrigkeit bey ihnen einkehren.

2. Die Menschen erdencken offt wunderliche Essen /damit sie einander bewirthen.

3. GOtt will bey uns in unserm Hertzen einkehren: Setzet ihm aber nicht für die säuischen Sünden-Gerichte.

4. Macht in Busse die Hertzens-Pforte Angelweit auff /daß der König der Ehren hinein ziehe.

5. Aber die Unbußfertigen lassen GOTT draussen stehen: Darum wird das Himmelshauß ihnen auch zugeschlossen bleiben.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 683.
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