7. Die verhaßten Verräther.

[885] Es hat auf eine Zeit ein Bürger zu Tyana, Heracleon genannt / dem Käyser Aureliano sein Vatterland verrathen: Aber diese Verrätherey mißfiele dem Käyser also sehr / daß er der übrigen Bürger aller verschonete / und allein diesen Heracleon dencken ließ / und nahm doch seinen Kindern von dem / so er verlassen /und sich hoch anlieff / nichts / damit man nicht meynen solte / daß er solches Geldes halben gethan hätte. Als dem Käyser Maximino seines Feindes / des Titi, Kopff / von einem (der ihn verrätherischer Weise erstochen hatte) gebracht ward / sagte er dem Verräther erstlich mit einer zierlichen Rede grossen Danck / daß er das Römische Reich von einem solchen Mann erlediget hätte; weil er es aber verrätherischer Weise gethan / so ließ er ihn alsbald zu[885] Stücken hauen. Ein gleichmäßiges Exempel lesen wir von dem Türckischen Käyser Mose / welchem etliche Janitscharen seinen Bruder Musulmann / der sich verborgen hielt /verriethen und zuführten: Denn er nicht allein seinen Bruder (ihrem Brauch nach) tödten ließ / sondern befahle auch die Verräther mit ihren Weib und Kindern / wegen der schändlichen That / lebendig zu verbrennen.


Fürsten lieben die Verrätherey / aber hassen den Verräther und zwar billich. Darum / wer andern nicht Treue hält / dem wird auch wieder keine Treu gehalten.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 885-886.
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