72. Der hungerige [962] Erisichton.

Erisichton ist gewesen ein Sohn des ersten Atheniensischen Königes Cecropis, sonst Æthen genant / und aus Thessalien bürtig. Von diesem dichtet Ovidius, daß er / die Cererem verachtende / einen ihr geheiligten Baum abgehauen habe / daher sey die Ceres dermassen zornig worden / daß sie dem Erisichton so einen grossen Hunger zugeschickt habe / dadurch er nicht allein all sein Gut verzehret / und vor Armuth seine Tochter[962] verkauffen müssen / sondern auch endlich seine eigene Glieder abgefressen habe. Es hat aber Gelegenheit dieser Fabel gegeben des Erisichtons Verschwendung / welcher / nachdem er seine Aecker verkaufft / und alles hindurch bracht hatte / endlich von seiner Tochter / welche Huren-Lohn verdiente / ist ernähret worden / damit er nicht vor Hunger und Armuth verschmachtete.


Also bringt einen die unnütze Verschwendung endlich an den Bettel-Stab / wie auch dem ungehorsamen Sohne geschah / welcher Träber mit den Säuen vor Hunger essen muste / Luc. 15.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 962-963.
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