Zwölftes Capitel

[150] Welch eine Welt ist das! rief Renatus innerlich aus, als er sich wieder auf der Straße befand. Aber es gilt, sich durchzuschlagen! fügte er hinzu – und sich durchzuschlagen, war er glücklicher Weise ja gewohnt.

Sein Lebensmuth war entschieden im Wachsen. Er war in sich beruhigt über die Haltung, welche er gegen seinen Onkel behauptet hatte, und wenn er es sich recht überlegte, war es für ihn kein Unglück, vielmehr ein Gewinn, daß es zu einem entschiedenen Bruche zwischen ihm und dem Grafen gekommen war.

Der Graf liebte es, sich als einen Beschützer darzustellen; er hatte in den Zeiten der Franzosenherrschaft sich an ein zweideutiges Vermittleramt gewöhnt, er war müßig, sah viele Leute, beobachtete, wie alle diejenigen, die kein gutes Gewissen und in ihren eigenen Lebensverhältnissen mancherlei zu verbergen haben, äußerst scharf; was konnte also für des jungen Freiherrn Familie aus einem Zusammenhange mit diesem Manne Heilsames erwachsen?

Den Schutz und Einfluß des Grafen irgendwie in Anspruch nehmen zu wollen, war sein Neffe weit entfernt; er sah auch nicht ab, daß er jetzt noch in die Lage kommen könne, desselben zu bedürfen. Seine Vermögensverhältnisse ordnete er in der durchgreifendsten Weise selbst, mit dem Kommandeur seines Regimentes hatte er immer auf das beste gestanden, und er hatte gleich bei dem ersten Besuche von demselben erfahren, daß wirklich[150] eine große Anzahl von Dienstentlassungen und von Abschiedsgesuchen im Werke, also für das Heraufrücken der jüngeren Offiziere die günstigsten Aussichten vorhanden seien. Wozu konnte ihm der Oheim denn auch nützen? Ihn, der Cäcilie nicht freundlich, der Vittoria feindlich gesinnt war, der von der inneren Familiengeschichte des Arten'schen Hauses weit mehr als gut war wußte, nicht in seiner Familie aufnehmen zu dürfen, dünkte den Freiherrn ein wesentlicher Vortheil zu sein. Wendete Hildegard sich von der Schwester ab, schloß die Mutter sich mehr an die ihr bleibende, als an die verheirathete Tochter an, so waren das Dinge, die eben nicht zu ändern waren, und auf einen recht verträglichen Verkehr zwischen Vittoria und jenen beiden Frauen hatte Renatus sich ohnehin nicht Rechnung machen dürfen. Es war also am besten, wie es sich eben gefügt hatte, und er konnte, nachdem der Einzug seines Regimentes vorüber war, gleich an seine wichtigsten Geschäfte, an die Vorkehrungen für seine Verheirathung gehen.

Man hatte die Hochzeit, um nicht in zu später Jahreszeit reisen zu müssen, auf die ersten Tage des Oktober verlegt; Renatus hatte also für seine Besorgungen keinen weiten Spielraum vor sich. Er war froh, als er in einer ihm passenden Gegend eine Wohnung gefunden hatte, welche ihm die nöthigen Bequemlichkeiten für alle Betheiligten neben jenen größeren Räumen darbot, deren man für eine schickliche Geselligkeit bedurfte. Nur für Valerio wollte sich, wenn man ihm, wie seine Mutter es gewünscht hatte, einen Erzieher annahm, kein rechtes Unterkommen in dem Hause finden, und wie jeder, der an neue Verhältnisse herangeht, nach dem alten Sprüchworte oft gezwungen ist, aus der Noth eine Tugend zu machen, ließ Renatus sich von dem ihm nahe befreundeten Adjutanten seines Regiments-Chefs, mit dem er gelegentlich von seinen Planen, von seiner Einrichtung und von seinen kleinen Verlegenheiten[151] sprach, dahin überreden, daß es für den durch mütterliche Schwäche in jedem Betrachte verwöhnten Knaben fraglos das Angemessenste sein würde, ihn von Hause zu entfernen, und daß Renatus also mit seiner ursprünglichen Idee, ihn einer öffentlichen Erziehungs-Anstalt zu übergeben, das Richtige für ihn getroffen habe. Die Kadettenhäuser waren nach den Kriegen in ihren Einrichtungen wesentlich verbessert worden; Valerio zu einem Studium zu überreden, welches ihn für den bürgerlichen Staatsdienst geschickt machen konnte, hielt Renatus bei der Art des Knaben nicht für angebracht, und da es in einer neuen, jungen Ehe in keinem Falle bequem war, einen solchen frühreifen Burschen zum täglichen Gesellschafter zu haben, machte Renatus seine Stiefmutter und den Knaben mit seiner Absicht bekannt, ihn in eine der militärischen Erziehungs-Anstalten zu bringen, um ihn sein Heil einmal im Heere, dieser Zufluchtsstätte adeliger Mittellosigkeit und jüngerer Brüder, versuchen zu lassen.

Mitten in diesen Vorkehrungen kamen denn allmählich auch die großen Wagen voll Hausrath und voll Möbeln an, welche Renatus, um der neuen Wirthschaft und dem neuen Hause das alte, würdige Gepräge zu geben, von dem Schlosse nach der Stadt kommen ließ. Renatus wollte die großen Spiegel, sofern sie sich in die kleineren Zimmer des städtischen Hauses einfügen ließen, er wollte die schönen Möbel und Geräthschaften, die guten, alten niederländischen Landschaften, die italienischen Statuetten und vor Allem die Bilder seiner Eltern und Großeltern nicht entbehren; er wollte die alten werthen Erinnerungen mit sich in die neue Lebenslage hinübernehmen. Er hing an diesen Gegenständen, er hatte zudem auch in dem Palaste der Herzogin erfahren, wie wohlthuend das Althergebrachte in der Ausstattung eines Hauses wirke, und mochte der neu erworbene Reichthum der emporgekommenen bürgerlichen Gesellschaft ihr auch jede Art von Luxus zugänglich machen, gegen die Würdigkeit einer solchen[152] überkommenen Einrichtung erschien alles kalt, was der Tapezierer und die Magazine an Neuigkeiten liefern konnten.

Mit wachsendem Behagen sah er aus den leeren Räumen, die er gemiethet hatte, allmählich die schöne Wohnung entstehen, in welcher es ihm mit der Geliebten wohl werden sollte, und es fügte sich eigen, daß er eben an dem Tage, an welchem er die letzten Schränke in die Zimmer seiner zukünftigen Frau stellen ließ, einen Brief Cäciliens erhielt, in welchem sie ihm erzählte, daß sie gestern, wo man zu einer größeren Gesellschaft in die Nachbarschaft gefahren sei, zum ersten Male den Schmuck habe anlegen wollen, den er ihr gesendet. Er sei jedoch für alle ihre Kleidungsstücke viel zu prächtig gewesen, und sie habe sich also das Vergnügen vorläufig versagen müssen.

Daran hatte der Bräutigam allerdings nicht gedacht; indeß nun er darauf, wenn auch sicher absichtslos, hingewiesen wurde, mußte dem Mangel nothwendig abgeholfen werden. Renatus hatte sich es ohnedies von der Gräfin erbeten, für Cäcilie die ganze Ausstattung besorgen zu dürfen, damit der älteren Schwester nichts von dem, was ihr bestimmt gewesen sei, entzogen werde. Die verhältnißmäßige Dürftigkeit Cäciliens rührte den Liebenden deßhalb nur noch mehr, und da die leeren Schiebladen und Schränke nach einem Inhalte förmlich zu verlangen schienen, machte er sich ein Fest daraus, sie in einer Weise anzufüllen, welche der Geliebten nichts zu wünschen übrig lassen und der jungen Frau von Arten die Möglichkeit gewähren sollte, ihrem Stande gemäß in den Kreisen aufzutreten, in denen zu leben sie fortan bestimmt war.

Während er Kleiderstoffe und Spitzen, Shawls und Mäntel, Federn und Blumen, Fächer und Handschuhe auswählte und mit fast weiblicher Sorgfalt in die Schränke räumte, sah er mit vorgenießender Freude die Geliebte schon damit bekleidet; und weil er eben daran dachte, beschloß er, noch an diesem Tage[153] sich um den Familienschmuck, den der Freiherr nach Vittoria's Angabe bei dem Ausbruche der Freiheitskriege in der königlichen Hauptbank niedergelegt haben sollte, erkundigen zu gehen. Den Niederlegungsschein hatten die Frauen in Richten nicht auffinden können; es mußte aber in der Bank wohl zu ermitteln sein, wann der Schmuck übergeben worden war, und Renatus machte sich also dorthin auf den Weg.

Die Bankbeamten nahmen die Anfrage des Offiziers, des Mannes mit altem Namen, sehr zuvorkommend auf; man fand auch den Niederlegungstag, wie es sich gebührte, genau verzeichnet, aber der Rücklieferungsschein lag daneben, und er ergab, daß auf des Freiherrn eigene handschriftliche Anordnung der Schmuck nach Jahresfrist dem Hofjuwelier des Königs Behufs einer Umfassung ausgehändigt worden war. Das war kurz vor dem Tode des Freiherrn gewesen, und sorglos, wie Vittoria in allen solchen Dingen sich erwies, schien es nicht unmöglich, wenn schon es auffallend gewesen wäre, daß die Diamanten sich noch in dem Gewahrsam des Juweliers befinden konnten. Indeß diese Erwartung zeigte sich als trügerisch. Der Juwelier hatte die Brillanten im Auftrage des Freiherrn verkauft; die Berechnung darüber war vorhanden, eben so die Quittung des Bankhauses, an welches man den Erlös nach des Freiherrn Bestimmung ausgezahlt hatte. Der reiche Arten'sche Familienschmuck, dieses Erbe, an welchem man von Geschlecht zu Geschlecht gesammelt hatte, war dahin, und Renatus durfte sich nicht einmal mit dem Gedanken trösten, daß es, wie so mancher andere Schmuck, für die Befreiung seines Vaterlandes hingegeben worden war.

Es war ihm lieb, daß sein Dienst ihn an diesem Tage ganz in Anspruch nahm; er mochte an den Schmuck nicht denken, und es blieb ja auch nichts übrig, als sich die Angelegenheit aus dem Sinne zu schlagen. Er freute sich nur, daß er für Cäcilie die Saphire schon gekauft hatte, er würde sonst vielleicht[154] des Muthes dazu ermangelt haben, und ganz ohne Schmuck durfte seine junge Frau in der Gesellschaft auch nicht auftreten, wenngleich in diesen Zeiten sich gar Viele solcher Zier aus Vaterlandsliebe entäußert hatten.

Mit jedem Tage, den Renatus vorwärts ging, befestigte sich jetzt seine Zuversicht, daß Alles sich nothwendig zum Besten wenden werde, und in der That nahten auch die Verhandlungen über den Verkauf der Güter sich einem günstigen Abschlusse.

Es war noch in der ersten Hälfte des September gewesen, als Paul von der einen Seite und Steinert von der anderen nach der Provinzial-Hauptstadt kommend, in dem einstigen Flies'schen Hause eingetroffen waren, das der Baurath Herbert an sich gebracht hatte, als Herr Flies nach der Residenz gezogen war. Von Hause aus vermögend und durch Eva's väterliches Erbe unterstützt, wie durch ihre Sparsamkeit und Tüchtigkeit gefördert, war Herbert von den Zeitereignissen verhältnißmäßig weniger als die beiden anderen Männer in seinen Umständen bedroht und beeinträchtigt worden. Auch die Feldzüge hatte er nicht mitgemacht. Ein unglücklicher Fall, den er bei Besichtigung eines Baues einst gethan, hatte ihm einen Armbruch und in dessen Folge eine Schwäche des rechten Armes zugezogen, die ihn zwar in seiner Thätigkeit nicht behinderte, es ihm aber doch unmöglich gemacht haben würde, die Waffen zu tragen. Er und seine Eva hatten sich also seit ihrer Verheirathung nicht viel getrennt, und wenn die fünfzigjährige Frau den Titel und das Ansehen ihres Mannes auch sehr wohl zu tragen wußte, so war ihr von der frischen Fröhlichkeit des Landmädchens doch noch genug geblieben, um es Jedem wohl und behaglich werden zu lassen, der unter ihrem Dache weilte.

Jetzt besonders, wo ihr Aeltester, der, wie ihres Bruders Sohn, kaum dem Knabenalter entwachsen, in das Feld gezogen, nun endlich wieder in die Heimath zurückgekehrt war und wo[155] sie Adam und Tremann zu Gästen hatte, war sie recht in ihrem Elemente. Die schönen Augen blickten hell aus den weißen Spitzen ihrer neuen Haube hervor, die breiten rosa Bindebänder umgaben das rundeste Kinn; und die Grübchen in den freilich etwas zu stark gewordenen Wangen blieben den ganzen Tag sichtbar, weil die glückliche Hausfrau aus dem still zufriedenen Lächeln nicht herauskam. Jeder sollte es ganz nach seinen Bedürfnissen und Wünschen bei ihr haben. Der Bruder mußte seine Leibgerichte auf dem Tische finden, der Sohn sollte es merken, daß es, wie schön es in Frankreich, in Berlin und in all den großen Städten und schönen Gegenden auch gewesen sein mochte, doch im Vaterhause stets am besten sei; und daneben wollte Eva es dem Herrn Tremann auch beweisen, daß man in der Provinz ebenfalls zu leben wisse.

Die beiden Töchter, von denen die ältere auf Eva's ausdrückliches Verlangen den Namen Angelika erhalten hatte und von der man in der Familie immer behauptete, sie sehe der verstorbenen Baronin ähnlich, weil Eva vor der Geburt dieses Kindes immer und immer daran gedacht hatte, daß dieses zweite Kind, wenn es ein Mädchen sei, den Namen der Baronin führen solle, welche einst Eva's und Herbert's Hände in einander gelegt hatte – die beiden Töchter gingen in stiller Geschäftigkeit die Treppe hinauf und hinab. Sie trugen das Sonntagsgeräthe, das feine Krystall und die eingekochten Früchte auf die Tafel, die oben im Saale schon gedeckt war; und unten in der Küche glänzte der Rehrücken, welchen Steinert von Marienfelde mitgebracht hatte, schon in bräunlicher Farbe an dem sich rastlos drehenden Spieße, als in dem Arbeitszimmer des Bauraths die drei Freunde noch berathend bei einander saßen.

Die Gutskarten, die Akten waren freilich schon bei Seite gelegt, die Bedingungen des Kaufkontraktes, die Termine der Uebernahme und der Zahlungen nach des Freiherrn Vorschlägen[156] verabredet worden; auch die verschiedenen Abkommen unter den drei Männern, welche die Güter gemeinsam kaufen wollten, waren zum Abschluß gelangt. Die Steinbrüche jenseit Rothenfeld, der Torfstich zwischen Rothenfeld und Neudorf sollten ebenso wie die Bewirthschaftung der Güter und die Errichtung der Fabrik auf gemeinsame Kosten unternommen und betrieben werden. Herbert selbst wollte die Leitung der Steinbrüche und die Bearbeitung und Verwerthung des Materials auf sich nehmen. Steinert's künftiger Schwiegersohn, der in einer torfreichen Gegend heimisch und des Torfstiches kundig war, sollte unter Herbert's Beistand zunächst die für solches Beginnen nöthigen Kanalarbeiten machen lassen, durch welche man dem ohnehin zu feuchten Boden von Rothenfeld eine zweckmäßige Ableitung zu verschaffen hoffte; und sobald als thunlich sollten dann vornehmlich Oelpflanzen auf den Gütern angebaut werden, da es eben auf die Gründung einer Oelfabrik in großem Maßstabe abgesehen war, zu deren Vorstand man Steinert's Sohn bestimmte. Tremann lieferte den bei Weitem größten Theil der Kapitalien für dieses Unternehmen und behielt sich, des kaufmännischen Betriebes in allen Fächern Meister, die Oberleitung über dasselbe aus der Ferne vor, während seine Bankgeschäfte in der Hauptstadt ihren ungestörten Fortgang hatten und ihn nach allen Seiten hin in den weitverzweigtesten Verbindungen erhielten.

Endlich war man so weit gediehen, daß Herbert die sämmtlichen Papiere zusammenlegen konnte; die Geschäfte waren abgethan. Steinert füllte sich die kurze Pfeife, an die er sich, wie mancher Andre, im Felde gewöhnt hatte, Paul brannte sich eine der Cigarren an, die er von Jugend auf in Amerika hatte rauchen lernen und deren Gebrauch sich jetzt mehr und mehr auch in Europa zu verbreiten anfing. Nur Herbert rauchte nicht. Er hatte eine Flasche Wein geöffnet, schenkte davon in die bereit stehenden Gläser und sagte: Auf gutes Gelingen und daß es[157] uns und den Unserigen wohl werde auf dem neuen Besitzthume!

Uns? wiederholte Tremann. Denken Sie denn Sich selbst nach einem der Güter überzusiedeln?

Herbert lächelte. Ich denke zwar nicht daran, sagte er; aber Sie wissen, es heißt im Sprichwort: was die Frau will, das will Gott! Und ich werde, wie es mir scheint, allmählich aus der Stadt und auf das Land geführt werden. Meine Eva ist die Sehnsucht nach Feld und Flur nie recht los geworden. Obschon wir den großen Garten am Hause beibehalten und ich ihr hier auf dem Hofe die schönsten Hühnerställe und einen Taubenschlag gebaut, ihr auch alle Sorten von Gethier hineingesetzt habe, fehlt ihr doch, wie sie behauptet, die freie Natur. Seit nun von dem Ankaufe von Rothenfeld die Rede war, läßt's ihr vollends keine Ruhe mehr, und ich denke, wenn mein Sohn gut einschlägt, wenn er seine Studien beendet hat und sich Vertrauen erwirbt, so mag er hier künftig den Baumeister an meiner Stelle machen. Er soll meine Arbeiten fortführen, meine Kundschaft erben, und er mag uns denn als Altentheil das Rothenfelder Amtshaus ausbauen, wohin meiner Eva Gedanken jetzt doch unablässig wandern werden.

Steinert nickte dem Plane Beifall zu. Daß dies wahr werde, Schwager! sagte er und stieß auf's Neue mit ihm an, während er sich mit der Hand den Rauch von Tremann's Cigarre gegen das Gesicht wehte, um ihren Geruch zu prüfen. Woher beziehst Du das Kraut? fragte er.

Direkt von der Havannah, antwortete Paul. Willst Du davon haben, so stehen Dir tausend Stück zu Diensten.

Steinert meinte, er wolle ihn nicht berauben. Der Andere versicherte, daß er in jedem Monate frische Zufuhr haben könne, da er Freunde in der Havannah habe, die ihn wohl versorgten und mit denen er in fortdauernder Verbindung stehe. Er schreibe ihnen ohnehin in wenigen Tagen, und wenn Steinert's Sohn,[158] wie es ja im Werke sei, seinen Rückweg über die westindischen Inseln einschlage, so könne der am füglichsten eine gute Ladung für die ganze Verwandtschaft und Bekanntschaft zu besorgen übernehmen.

Der Junge wird sich wundern, sagte Steinert, und es glitt ein selbstzufriedenes Lächeln über sein braunes Gesicht, wenn er erfährt, daß wir die Güter kaufen! Und, daß ich es Euch ehrlich eingestehe, oft ist es mir selbst eine Art von Wunder, wie die Welt sich um uns her gewandelt hat. Ich habe noch den Großvater des jetzigen Freiherrn gekannt. Der saß noch im Vollen und wie ein Fürst in seinem Schlosse. Wenn der jetzt aufstehen müßte! oder wenn mein Vater aufstehen könnte!

Ja, nahm Herbert, als jener mit einem nachdenklichen Kopfschütteln seine Rede plötzlich abbrach, ja, nahm Herbert das Wort, das Hofhalten verstanden sie vortrefflich. Noch als ich nach Richten kam, hatte Alles dort einen schönen und würdigen Anstrich. Man betrachtete es gern, und doch hatte man schon damals das Gefühl, daß die Axt geschliffen sei, den Baum zu fällen. Was man sah, waren schöne Dekorationen, vor denen und hinter denen zwei ganz verschiedene Stücke spielten, und eben darin lag etwas, was die Phantasie beschäftigte und verwirrte und dem man sich nur schwer entzog. Es war gut für mich, daß der Kirchenbau mich zu Euch nach Rothenfeld hinüberbrachte und in gesunde Luft. Mehr Liebe als an diesen Kirchenbau habe ich sicherlich an keine meiner Aufgaben je gewendet.

Die Erinnerung an seinen Jugendtraum stieg wie ein leuchtendes Gewölk vor seinem inneren Auge auf; indeß es zog schnell vorüber, und eben Herbert war es, der gleich darauf die Frage aufwarf, was man denn jetzt mit der Kirche beginnen werde.

Steinert meinte, das sei selbstverständlich. Die protestantische[159] Kirche in Neudorf sei immer ein jämmerlicher Bau gewesen, aus Feldsteinen roh und elend zusammengefügt, der hölzerne Thurm seit lange dem Einsturze nahe. Innen hätten die Russen die Kirche arg verwüstet; sie sei danach, wie die Umstände der Gutsverwaltung es mit sich brachten, kaum auf das Nothdürftigste hergestellt worden. Nichts an der ganzen Kirche und an dem Pfarrhause sei niet- und nagelfest. Man müsse also die protestantische Pfarre, was auch ohnehin bei der Lage der Dörfer immer das Zweckmäßigere gewesen sein würde, von Neudorf nach Rothenfeld zu verlegen suchen. Die nöthigen Schritte bei der Regierung müsse Herbert, und wenn es etwa bis vor das Kultus-Ministerium und den König käme, Tremann zu thun übernehmen. Die Gemeinde würde sie sicherlich unterstützen, denn ihr, die sich eng und ärmlich habe helfen müssen, sei die prächtige und leere katholische Kirche stets ein Dorn im Auge gewesen, und es sei, da in der ganzen Gegend jetzt keine zehn Katholiken mehr zu finden wären, auch nicht die geringste Nothwendigkeit zur Erhaltung eines besonderen Gotteshauses für dieselben mehr vorhanden. Nur wegen der Arten'schen Familiengruft habe es noch Schwierigkeiten.

In wie fern? fragte Paul, der diesen Erörterungen bis dahin schweigend gefolgt war.

Der Freiherr verlangt als eine der Verkaufsbedingungen, daß der Zugang zu der Gruft von der Seite der Kirche vermauert werde, und er will, daß ihm und seinen Nachkommen für ewige Zeiten der Besitz dieser Gruft mit dem sie umgebenden, von dem eisernen Gitter eingehegten Garten, den die Gutsherrschaft als Onus unterhalten soll, zugesichert werde.

Paul schlug ungeduldig mit der flachen Hand auf den Tisch. Sie sind unverbesserlich, aber ganz und gar unverbesserlich! rief er aus. Sie haben die Geschichte der letzten dreißig Jahre vor sich und sie können sich das verdammte Wort »ewig« nicht[160] abgewöhnen; als ob sie nicht gerade daran zu Grunde gingen, daß sie sich in den nothwendigen Wechsel der Zeiten und der Dinge nicht fügen wollen! Dieser junge Arten sieht es jetzt mit eigenen Augen, was es mit den Dingen ist, die man für ewig gegründet zu haben glaubt. Sein Vater baute, einer Stimmung zu genügen, eine Kirche, die für ewige Zeiten dem katholischen Kultus und den religiösen Bedürfnissen seines Geschlechtes gewidmet sein sollte. Noch kein Menschenalter ist seitdem verflossen, und die Kirche wird unser, und wir berathen heute hier in kalter, verständiger Ueberlegung, was wir mit dem Prachtbaue machen sollen, in welchem die Aufregung eines Tages sich ein ewiges Denkmal zu setzen meinte. Noch weiß es jedes Kind im Dorfe, daß es die Herren von Arten gewesen sind, welche die Kirche auferbauten, denn bis heute ist ein Arten Besitzer derselben gewesen. Wer aber wird nach zwanzig, nach dreißig Jahren daran denken, davon wissen? Ludwig der Sechszehnte und Marie Antoinette sind guillotinirt, die Welt ist umgestaltet, ein Advokatensohn Kaiser und Beherrscher der Herrschenden, seine Brüder sind Könige geworden, und Alle sind sie niedergeworfen worden, als ihre Zeit vorüber gewesen ist – und dieser junge Edelmann will ein ewiges Erbbegräbniß für die Gebeine seiner Väter, für die Freiherren von Arten errichtet haben. Es ist abgeschmackt! – Er stand ärgerlich auf.

Du meinst also, daß man diese Bedingung nicht eingehen soll? fragte Steinert.

Warum nicht? Wenn der junge Arten die Unterhaltung der Gruft und des Gartens übernehmen will! Richten liegt dazu nahe genug, und die paar Ruthen Land können wir entbehren.

Es ist übrigens keine schwere Last, wendete Herbert ein, dem begreiflicher Weise an der Erhaltung alles dessen gelegen war, was zur Zierde der Kirche gereichte und mit ihrem Baue[161] organisch zusammenhing; es ist keine schwere Last, welche wir oder die Gemeinde mit der Erhaltung dieses Blumengärtchens auf uns nehmen würden.

Wir haben aber kein Recht, durchaus kein Recht, denen, die nach uns kommen werden, eine Pflicht, wie leicht sie uns auch bedünken mag, aufzuerlegen, da sie ihnen doch weniger leicht erscheinen könnte. Soll der Garten gepflegt werden, so mag's geschehen, so lange wir die Herren der Güter sind, und ich für meine Person habe keinen Grund, mich dem zu widersetzen. Aber was können unsere Kinder, oder was werden diejenigen, die vielleicht nach diesen die Güter erwerben, mit den Ewigkeitsgelüsten des Barons Renatus zu schaffen haben? Wir haben kein Recht, willkürlich übernommene Gefälligkeiten als Verpflichtungen auf Dritte zu vererben. Mag der Freiherr ...

Du denkst als Kaufmann schon an den Verkauf der Güter, ehe wir sie noch erworben haben, fiel Steinert ihm in das Wort, der wie ein rechter Landmann fest an seiner Scholle hing; da freilich kann von Dauer oder gar von Ewigkeit auch nicht die Rede sein, da ist nichts ewig!

Paul lachte. Adam der Siebenundsiebzigste! rief er, schnell wieder heiter geworden, den Freund an eine frühere Neckerei erinnernd. Aber beruhige Dich, mein alter Freund, es gibt ein Ewiges, es gibt unumstößliche, ewige Wahrheiten; nur daß gerade diejenigen, die für ihre Namen und für ihre Geschlechter und Gebeine so gern auf die Ewigkeit vertrauen, von diesen ewigen, unumstößlichen Gesetzen und Wahrheiten meist nicht gern sprechen hören und eben daran untergehen.

Was meinst Du damit? fragte Steinert, der trotz seines gesunden Verstandes immer nur langsam dachte und langsam faßte.

Es ist sicherlich eine ewige Wahrheit, daß zweimal zwei vier macht und daß ich drei von zwei nicht abziehen kann! gab Paul ihm mit der früheren Lebhaftigkeit zur Antwort. Ich habe[162] diese unumstößliche und ewige Wahrheit schon hier in diesem Zimmer einsehen lernen, als es noch dem alten Flies zum Laden diente und die Neger und die Palmen und die Elephanten auf seinen Uhren und Tafelaufsätzen mir eine kindische Sehnsucht nach den fernen Gegenden und Welttheilen einflößten, in denen ich die Neger und die Palmen und die Elephanten heimisch wußte. Aber was haben diese alten adeligen Geschlechter, die gleich den Herren von Arten arbeitslos den Tag am Tage leben und dafür die Möglichkeit einer ewigen Dauer erwarten, von jener ewig unumstößlichen Grundwahrheit begriffen? – Nichts!

Sie sind sehr streng, liebster Tremann! bemerkte Herbert, der um der Baronin Angelika willen eine gewisse Vorliebe für ihren Sohn bewahrt hatte, welche Steinert aus anderen Empfindungen und Erinnerungen gleichfalls mit ihm theilte.

Soll ich nachsichtig gegen das Unvernünftige sein? entgegnete Paul.

Du siehst nun aber doch, daß der junge Freiherr unserm vernünftigen Rathe zu folgen beginnt! gab Steinert ihm zu bedenken.

Weil das Wasser ihm bis an die Kehle steigt! sagte Paul. Er darf nicht stehen bleiben, er muß sich bewegen, er muß schwimmen oder untergehen. Wohl ihm, wenn er sich oben zu erhalten weiß!

Es entstand eine Unterbrechung in dem Gespräche. Nach einer kleinen Weile meinte Steinert: Ein guter Wirth ist der junge Arten freilich auch noch nicht!

Sieh, fuhr Paul auf, das ist's, was mich so empört! Es ist so einfältig, zwei Thaler für dasjenige auszugeben, was man für einen erlangen kann; es ist sinnlos, sich der Mittel für ein künftiges freies Wollen zu berauben. Es ist so dumm, so unverantwortlich dumm, ein Verschwender zu sein. Jeder Schulbube hat einem solchen gegenüber, mag er sein, was er immer[163] wolle, das unbestreitbare Recht, ihm sein »Drei von zwei kann ich nicht abziehen« in das Gesicht zu schleudern. Leichtsinnige Verschwendung ist nicht einmal ein Laster. Sie ist nur eine Dummheit, die aber den Charakter mit Nothwendigkeit verdirbt und die den Menschen, wenn er nicht von ihr abläßt, früher oder später ehrlos machen muß. Sie ist mir verächtlich!

Es widersprach ihm Niemand von den Andern. Sie waren beide auch Männer, welche die Arbeit kannten und an ihr den Erwerb hatten schätzen lernen, Männer, welche es wußten, was die innere Freiheit, die bürgerliche Unabhängigkeit werth sei; die ihren Stolz darein setzten, sie, wenn es sein mußte, auch mit schweren Entbehrungen zu erkaufen, und sie hatten sammt und sonders Freude an der Arbeit selbst, wie an ihrem Berufe. Steinert vor Allen war von dem seinigen so eingenommen, daß er unbedenklich annahm, ein Jeder müsse danach trachten, früher oder später aus den Städten auf das Land, in die freie Natur hinaus zu kommen, um wenigstens am Abende seiner Tage, wie er es nannte, mit dem Herrgott gemeinsam für des Lebens Nothdurft zu arbeiten, und um mit der Erde wie mit dem Himmel ordentliche Bekanntschaft gemacht zu haben, ehe man von ihr scheiden muß. Er kam also, wie sie nun länger bei einander saßen, mit großer Zufriedenheit auf den Gedanken seines Schwagers, sich vielleicht später in Rothenfeld anzusiedeln, zurück und fragte Tremann, ob ihn nicht auch bisweilen das Verlangen nach freier Natur überkomme, ob er nicht auch die Neigung hege, einmal Grundbesitz zu erwerben, wie ....

Wie meine Altvordern? fiel ihm Paul in die Rede, der vor diesen beiden Freunden einen solchen Scherz zu wagen kein Bedenken trug. Aber schon im nächsten Augenblicke sagte er: Es ist gewiß etwas Schönes und Erfreuliches darum, wenn wir ein Stück Erde unser eigen nennen können, und ich habe mich auch beeilt, sobald es für mich thunlich war, mir Haus[164] und Hof für mich und die Meinigen zu erwerben, denn eigenes Haus ist doppelte Heimath. Aber es ist zuletzt doch nicht der Boden, sondern es ist vor Allem unser Zusammenhang, unser Zusammenwirken mit den anderen Menschen, durch die wir uns den rechten Mittelpunkt für das eigene Dasein erschaffen. Wenn ich mir also auch nicht, wie Du, mein alter Freund, etwas auf das direkte Zusammenarbeiten mit einem höheren Wesen, das ich mir nun einmal nicht zu denken vermag, zu Gute thun kann, so erwächst mir doch aus meinem Berufe eine andere und vielleicht nicht geringere Genugthuung.

Gewiß! bekräftigte Herbert. Schon als ich Sie vorhin so beiläufig Ihrer Verbindungen in der Havannah erwähnen hörte, als handle es sich dabei um den Verkehr mit irgend einer Nachbarschaft, trat es mir wieder einmal entgegen, wie farbenreich das Leben eines Kaufmannes sein müsse.

Das Beiwort, welches Sie brauchen, verräth den Sinn des Künstlers, meinte Paul. Indeß es ist doch noch etwas Anderes, was mich von meinem Berufe so groß denken und ihn immer aufs Neue lieben macht. – Er hielt einen Augenblick inne und sagte dann: Der Handel ist für die Menschheit so nothwendig wie die Luft, die wir athmen, und wie diese ist er eine große, bewegende Kraft. Wie ein geübter Steuermann auf offenem Meere steht der Kaufmann in der Handelswelt fest auf seinem Platze. Die stille Mondnacht, die sanft hingleitende Woge dürfen seine Wachsamkeit nicht einschläfern, der Aufruhr der Elemente und das Toben des Sturmes seinen Sinn nicht verwirren; denn nicht allein sein eigenes Wohl und Wehe, das Wohl und Wehe Anderer ist seiner Hand anvertraut. Mitten im tobenden Kampfe, mitten im wilden Kriege muß er des Friedens und der Ruhe, in der Ruhe an die Möglichkeit des Kampfes denken. Er muß das Bedürfniß des Augenblicks erkennen, das Bedürfniß der Zukunft voraussehen. Um die eigene[165] Sicherheit, den eigenen Wohlstand zu begründen, muß er jeden vorhandenen Mangel zu errathen wissen und ihm abzuhelfen trachten. Wo ein Ueberfluß sich zeigt, wo eine Noth sich fühlbar macht, tritt er ein. Nord und Süd, Ost und West treffen in seinem Geiste zusammen, erhalten ihre Ausgleichung und ihre Vermittlung durch seinen unternehmenden Sinn, und wie er bei den großen geschichtlichen Ereignissen ihre Ausführung ermöglichen hilft, so begegnet er dem alltäglichen Anspruche in der entlegensten Hütte. Was der grübelnde Forscher entdeckt, was der tiefsinnige Denker ergründet, der Kaufmann versucht, es für die Allgemeinheit durch seine Thätigkeit nutzbar zu machen. Alles Vorhandene muß ihm dienen, weil auch er sich allem Vorhandenen dienstbar macht; und der Handel wird es auch jetzt wieder sein, der Kaufmann wird es sein, welcher jenen gewaltigen Erfindungen, welcher der Benutzung der Dampfkraft, wie sie in England und Amerika schon jetzt im Gange ist und wie wir sie in unserer Neudorfer Fabrik bald selbst anwenden werden, jene Ausbreitung über den ganzen Erdball sichert, durch welche sich Zustände und Verhältnisse entwickeln können, die wir noch kaum vorauszusehen vermögen, obschon sie vielleicht eine ganz neue Zeit für die Menschheit heraufzuführen geeignet sind.

Er brach nachsinnend ab; aber die beiden Anderen, von Paul's Begeisterung für seinen Beruf mit ihm fortgerissen, erwarteten schweigend, ob er nicht weiter sprechen würde. Es war selten, daß er sich in solcher Weise gehen ließ, denn er war durch seine große Thätigkeit gewohnt, sich in der Unterhaltung meist nur auf das Thatsächliche zu beschränken, und es überraschte ihn selbst, als er so warm geworden war.

Es muß wahrhaftig hier in diesem Zimmer liegen! rief er wohlgemuth, als Herbert seine schöne Wärme pries. Als Knabe schwärmte ich hier für eine Zukunft, die mir in nebelhaft wechselnden, aber stets sehr phantastischen Bildern vor den Augen[166] schwebte; nun, am erreichten Ziele, im Mannesalter schwärme ich für meinen Beruf und sehe in neuen Nebelbildern eine neue Zeit für die ganze Menschheit erstehen. Steinert begnügt sich doch wenigstens, mit einem Schöpfer gemeinsame Sache zu machen; ich möchte schaffen aus eigener Gewalt, und wer ein Kaufmann in großem Sinne sein will, muß in der That ein Stück Allwissenheit für sich zu erringen trachten, denn wir sitzen vor allen Anderen, wie es der Dichter singt, auch mit an dem sausenden Webstuhl der Zeit und wirken, wenn auch nicht der Gottheit, so doch der Menschheit lebendiges Kleid.[167]

Quelle:
Fanny Lewald: Gesammelte Werke. Band 7, Berlin 1871, S. 150-168.
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