Viertes Capitel

[59] Was die Abergläubischen bei dem Erscheinen des großen Kometen gefürchtet und vorausgesagt, was Seba einst hoffend ausgesprochen, als sie, mit Renatus in der Thüre ihres Gartensaales stehend, das prächtige Phänomen betrachtet, es hatte sich Alles über jedes Erwarten schnell erfüllt.

Es war ein verheerendes Kriegsunglück über die Welt gekommen, das größte Kriegsheer, das die Menschheit seit unvordenklicher Zeit gesehen, war vernichtet worden. Die Russen selbst hatten die heilige Hauptstadt ihres Reiches zerstört. Zu Hunderttausenden waren die Kinder eines glücklicheren Klima's, waren die Söhne Frankreichs und Italiens, waren Portugiesen und Spanier, Deutsche und Polen unter dem Schnee der russischen Eisgefilde umgekommen, und ein Flüchtiger, ein Geschlagener und Ueberwundener, war der bis dahin für unbesiegbar gehaltene Kaiser von Frankreich mitten durch das von ihm unterjochte und geknechtete Europa seiner Hauptstadt zugeeilt, um, ein niedergeworfener Riese, aus dem Boden seiner Heimath neue Kraft zu schöpfen.

Noth und Elend hatten den Weg bezeichnet, auf welchem das französische Heer nach Rußland gezogen war, Elend, Krankheit, Tod und Leichen bezeich neten die Straße, auf der die Trümmer dieses für unüberwindlich gehaltenen Heeres bald in kleineren, bald in größeren Massen, bald vereinzelt als jammervoll Verstümmelte, als in Lumpen gehüllte Bettler durch das[59] Land zogen, und es gab in den preußischen Ostprovinzen sicherlich nicht Eine Stadt, nicht Ein Dorf, ja, nicht Ein Haus, dem die Theilnahme an dem Entsetzen erspart worden wäre, welches das geschlagene Heer mit sich durch aller Herren Länder trug. Je größer die Ortschaften waren, je eher man hoffen durfte, in ihnen Aufnahme oder Erquickung, ja, oft nur ein ruhiges Sterbekissen zu finden, um so massenhafter drängten die Fliehenden sich dorthin, und die Herrschaft Richten mit dem Kirchthurme von Neudorf, mit dem weithin in die Ferne ragenden goldenen Kreuze der Rothenfelder Kirche, zogen immer aufs Neue ganze Scharen von Flüchtigen in ihren Bereich.

Die Kirchen beide lagen voll von Kranken und Sterbenden. Der protestantische Pfarrer, der des alten Pastors Nachfolger geworden war, der Caplan und sein Sakristan rasteten nicht Nacht, nicht Tag. Die leibliche Noth und das geistige Leiden der im fremden Lande, fern von den Ihrigen Hinsterbenden nahmen die Geistlichen der beiden Gemeinden gleichmäßig und ganz in Anspruch. Wollte man den Muth der Dorfbewohner nicht völlig sinken lassen, wollte man nur die Leichen unter die Erde bringen, so durften diese Männer sich nicht schonen, und keiner von ihnen dachte an sich und an die eigene Gefahr. Der Caplan ging Allen voran in hingebender Thätigkeit und Selbstaufopferung, und er rechnete sich dies nicht zum Verdienste. Seine Tage waren gezählt, er hatte nichts, woran seine Seele gefesselt war, er dankte seinem Gotte, daß er ihm die Kraft gelassen habe, zu helfen, zu trösten bis an sein Lebensende, und fernsehend mit dem Auge seines Geistes, gab er sich gläubig an die Hoffnung der Vaterlandsbefreiung hin, die am Horizonte des neuen Jahres emporzusteigen begann.

Der Freiherr theilte diese Hoffnung nicht. Er hatte Napoleon verabscheut, als er noch General und Consul gewesen war; aber die Gesinnungen des Freiherrn hatten eine Aenderung[60] erlitten, seit der Consul sich die Krone aufgesetzt und mit eiserner Hand der Volksherrschaft in Frankreich ein Ende gemacht hatte. Der Kaiser, dessen Tyrannei die Franzosen, wie der Freiherr es nannte, für das Freiheitsgelüsten geißelte, in welchem sie ihren König ermordet, den Adel des Landes unter das Messer der Guillotine geliefert und in die Verbannung zu gehen gezwungen hatten, erschien ihm wie eine sittliche Nothwendigkeit in der Weltordnung. Er sah das Unglück, das Napoleons schrankenlose Eroberungssucht über ganz Europa brachte, als die gerechte Strafe dafür an, daß die Fürsten und Völker dem angestammten französischen Herrscherhause und den gut gesinnten Franzosen nicht ihren vollen Beistand zur Niederwerfung der Revolution geliehen hatten, und wenn er in sein Inneres blickte, fühlte er für den Kaiser, der sein willkürliches Belieben zum Gesetze eines Welttheils machte, jetzt mehr Vertrauen, mehr Theilnahme und Bewunderung, als für irgend einen der deutschen Fürsten, die in widerwilligem Gehorsam und zum Theil in knechtischer Schmeichelei und Selbsterniedrigung zu des Eroberers Füßen lagen, oder gar zu seinem Landesherrn und zu dessen Regierung, welche gegen die Herrschaft des großen Genius, des Revolutions-Besiegers ankämpfen zu können glaubten, indem sie in dem eigenen Lande die Gemüther des niederen Volkes selbst in Aufregung versetzten, die Hand an geheiligte, alte Rechte legten, den Adel beraubten und von sich entfernten, ohne damit das Volk erheben und zufriedenstellen zu können. Er hatte den Ausspruch des vierzehnten Ludwig: »Ich bin der Staat!« immer verstanden und bewundert. Er bewunderte auch Napoleon, der sich als den Willen und das Gesetz für seine Zeit hinstellte, und der Gedanke einer von Napoleon begründeten Weltherrschaft stimmte mit den Ansichten des Freiherrn wohl zusammen, seit der Kaiser sich geneigt erwies, dem alten Adel seine Hand zu bieten, und ihn in viele seiner Rechte wieder einzusetzen.[61]

Es war mit seiner vollen Zustimmung geschehen, es hatte sich kein Widerstreben in ihm geregt, als sein Sohn den Fahnen Frankreichs nach Rußland hatte folgen müssen. Der jähe Glückswechsel, der den Kaiser traf, erschreckte den Freiherrn also höchlich und warf ihn fast mehr darnieder, als einst das Unglück seines Vaterlandes. Er wurde irre an der Folgerichtigkeit der Dinge, wie er sie verstand, und die Ohnmacht auch des gewaltigsten Einzelwillens, das endliche Unterliegen auch der größten Kraft des Einzelnen, erschütterten ihn und ließen ihn Schlüsse machen, die er endlich gegen seine eigenen Ueberzeugungen zu richten sich nothgedrungen sah.

Er wollte nichts wissen von der Verbindung, welche schon lange im Lande thätig war und alle Stände zu einmüthiger Erhebung gegen die Tyrannei der Fremdherrschaft wachzurufen trachtete. Er wendete sich von den Mitgliedern des alten Adels mit Beschämung ab, wenn sie es als ein erstrebenswerthes Ziel bezeichneten, mit ihren Bauern und Insassen in gleicher Reihe und gleichem Gliede zu fechten. Er mochte nichts hören von den Verhandlungen, durch welche deutsche und vor Allem die preußischen Vaterlandsfreunde den Anschluß an Rußland vorzubereiten strebten, und er vermied es, den eigenen Sohn zu sehen, als dieser, mit dem York'schen Corps aus Rußland wiederkehrend, von der allgemeinen Stimmung über sich hinausgehoben, voll Begeisterung dem nahen Freiheitskampfe entgegen zu gehen hoffte.

Der eisige Winter hatte den Greis in seinem Schlosse gefangen gehalten. Auch das erwachende Jahr lockte ihn wenig hinaus. Er war nicht begierig, die Verwüstungen anzusehen, welche die fliehenden Franzosen und die sie verfolgenden Russen innerhalb seiner Besitzungen angerichtet hatten. Das Recht des Stärkeren, die Unerbittlichkeit der Noth hatten überall gewaltet, der gegenwärtige Amtmann war nicht der Mann gewesen, sich[62] dem Aeußersten zu widersetzen; der Freiherr hatte nicht mehr die Kraft, nicht mehr die Mittel besessen, mit großen Opfern größere Uebel zu verhindern. Es sah übel auf der Herrschaft aus, als im Beginne des Frühlings der König von Preußen den Aufruf an sein Volk erließ, der Jeden, welcher die Waffen tragen konnte, zu den Fahnen forderte, um mit Gott unter des Königs Führung für die Freiheit des Vaterlandes zu kämpfen.

Der Freiherr hatte den Aufruf wieder und wieder gelesen und ihn dann zu dem Caplan geschickt, den die Pflege seiner Verwundeten und Kranken jetzt in Rothenfeld zurückhielt und der schon seit vielen Wochen nicht nach Richten gekommen war, um das pestartige Lazareth-Fieber, das sich aus den Spitälern in den beiden Kirchen nach den Dörfern verbreitet hatte, nicht auch in das Schloß zu übertragen. Aber der Freiherr vermißte ihn sehr, das Herz war ihm beladen, und Vittoria war nicht die Frau, vor der er es entlasten konnte.

Es waren ihre Schönheit, ihre Weltunerfahrenheit gewesen, die ihn einst an der kaum der Kindheit entwachsenen Jungfrau bezaubert hatten, und er hatte von Vittoria liebevoll alles ferngehalten, was ihr diesen Reiz zerstören konnte. Sie war heute noch schön, fast schöner, als sie je gewesen, sie war heute noch fremd in der Welt Händeln und in den Nöthen und Bedürfnissen des täglichen Lebens, sofern diese letzteren nicht sie selbst betrafen; aber seit er ihrer Schönheit nicht mehr genießen konnte wie sonst, rührte sie ihn, statt ihn zu erfreuen, und die Selbstsucht, mit welcher Vittoria, wie ein wahres Kind, nur an ihr eigenes Wollen und Bedürfen dachte, quälte ihn jetzt bisweilen eben so, wie sie ihn sonst belustigt hatte. Er dachte jetzt oft, gar oft an die Baronin Angelika zurück, indessen er wußte daneben auch, nach welcher Seite das Herz seiner ersten Gattin sich in diesen Zeiten hingewendet haben würde.

Wenige Tage, nachdem der königliche Aufruf in die Provinz[63] und in das Schloß gelangt war, brachte einer der Chorsänger aus Rothenfeld dem Freiherrn einen Brief des Caplans. Der Freiherr, der in seinen jungen Jahren der verheerenden Seuche, welche auf den Gütern geherrscht hatte, muthig entgegengetreten war, zeigte sich jetzt ängstlich gegen Krankheit und Ansteckung und vermied es also, den Boten vor sich zu lassen. Er empfing den Brief durch seines Dieners Hand, ließ sich die Brille reichen, deren er sich, weil es ihn an eine Altersschwäche mahnte, nur ungern bediente, und trat an das Fenster, um das Schreiben zu lesen. Es war jedoch, als ob er seinen Augen nicht traute, denn er nahm die Brille ab, putzte mit vorsichtiger Hand die feinen Gläser, las den Brief noch einmal und sagte danach, daß er die Antwort senden werde.

Als der Diener sich entfernt hatte, ging der Freiherr eine Weile langsam in dem Zimmer auf und nieder. Der Caplan schrieb ihm, daß die sämmtlichen vier Chorschüler nach der Kreisstadt zu gehen dächten, um in die Landwehr einzutreten, daß er sie übermorgen, da die Kirche voll Kranker liege, zu diesem Schritte in seiner Wohnung vorzubereiten und einzusegnen wünsche, und daß er den Freiherrn anfrage, ob es ihm möglich sei, den jungen Leuten das Geld zu ihrer Ausrüstung zu geben, widrigenfalls er ihn ersuche, ihm einen Theil seines rückständigen Gehaltes auszahlen zu lassen, damit er, so viel an ihm sei, für die Bewaffnung seiner bisherigen Zöglinge sorge. Er meldete zugleich, daß aus allen drei Dörfern eine Anzahl von Arbeitern und von Bauernsöhnen sich dem Könige stellen, daß sie unter Adam Steinert's Führung, der gleichfalls in das Feld ziehe, sich auf den Weg machen würden, und daß der Pastor in Neudorf deßhalb auch eine religiöse Vorbereitung und Einsegnung auf dem Kirchhofe veranstalten werde.

Der Freiherr brauchte eine Weile Zeit, sich zu fassen. Die Welt wurde ihm fremd. Die Worte: Volkserhebung,[64] Volkskrieg, Volkswille, die ihm von Frankreich her oft genug aus der Ferne entgegengeklungen, wurden von dem ältesten Genossen seines Lebens anerkennend gebraucht, wurden jetzt unter seinen Augen, wenn auch in veränderter Gestalt, zu einer Wahrheit, und sie erschreckten ihn.

Er sah um sich her ein Geschlecht, eine Zeit, eine Welt erstehen, in welcher er besorgen mußte, seine bevorzugte Stellung nicht mehr aufrecht erhalten zu können, und ein Traum, den er einst gehabt, kam ihm plötzlich in die Erinnerung zurück. Er hatte einmal geträumt, daß er an einem Sommertage schlafend in einem Saatfelde gelegen, und die Saat war gewachsen und in Aehren geschossen und die Halme waren hoch und immer höher geworden, bis sie über ihm zusammenschlugen wie ein wallendes Meer, aus dem er sich mit Herzensangst zu erretten strebte und das ihn endlich doch in seinen Wellen begrub. Jetzt schoß eine solche Saat empor und ihre Halme schlugen über ihm zusammen.

Er fühlte sich vereinsamt und gebeugt, aber er durfte dem Freunde nicht verweigern, was dieser mit Recht begehren konnte, und er mußte sich mit Widerstreben eingestehen, daß er diese Volkserhebung, der er sich im tiefsten Innern abgeneigt fühlte, daß er diesem Kriegsunternehmen, welches er als ein unglückliches und hoffnungsloses ansah, seinen Beistand leihen, daß er sich dem allgemeinen Wollen, der allgemeinen Stimmung und Meinung unterordnen und zur Ausrüstung der Freiwilligen wider seinen Willen seinen Beitrag zahlen müsse, wenn er nicht dazu gezwungen werden, wenn er nicht auf die Achtung fast aller seiner Standesgenossen und Freunde verzichten wolle.

Er hatte wenig baares Geld im Vorrathe, und es war überall nicht leicht, in diesem Augenblicke Geld herbeizuschaffen. Nachdenklich stand er vor dem Schranke, in welchem er die Werthgegenstände des Hauses aufbewahrte. Er sah die Schmuckkästchen an, welche den Frauen des Geschlechtes von Arten angehört[65] hatten, und nahm dasjenige in die Hand, das einst zur Hochzeit für die Gräfin Angelika angefertigt worden war. Ohne recht zu wissen, was er damit wollte, öffnete er es. Der ganze, prächtige Schmuck lag noch darin, er sah ihn wohlgefällig an, die Brillanten funkelten im Sonnenlichte. Sie sprachen zu ihm von fernen Tagen. Es war ihm zu Muthe wie einem Gläubigen vor einem Heiligenschreine, und doch überkam ihn eine Art von Unruhe, von Angst vor seinem Denken und vor seinem Wollen. Er hielt den Kasten gegen das Fenster, um der Schönheit des Schmuckes recht inne zu werden. Es fehlt kein Stein! sagte er, und das Etui vorsichtig verschließend, setzte er es an die gewohnte Stelle zurück und ging, Vittoria aufzusuchen.

Er mochte nicht mit sich allein sein, er war auch nicht in der Verfassung, jetzt dem Caplan die Antwort zukommen zu lassen.

Vittoria war nicht in ihrem Zimmer. Der warme Sonnenschein hatte sie mit ihrem Knaben in das Freie hinausgelockt. Die Wärterin meinte, die Frau Baronin müsse bald wiederkehren, da die Mittagszeit Valerio's nahe sei. Der Freiherr schickte sie fort, ihre Herrin und das Kind zu holen, und setzte sich auf das Sopha nieder. Es war Vittoria's gewöhnlicher Platz. Er wußte nicht recht, was er dachte, aber es lag eine tiefe Traurigkeit über seiner Seele. Er wünschte, Vittoria zu sehen, er wollte sie bitten, ihm etwas vorzusingen, er hatte Lust, den Knaben bei sich zu haben – und sie blieben aus. Freilich hatte die Wärterin sie erst suchen zu gehen, und sie wußte nicht, nach welcher Seite sie gegangen waren, indeß das Warten machte ihn doch ungeduldig. Er griff nach einem Buche, das auf dem kleinen Lackschränkchen zur Seite des Sopha's lag. Vittoria hatte ihre Briefschaften und mancherlei An denken in diesem Schränkchen aufbewahrt; sie hing an diesem kleinen Besitze mit großer Liebe; es durfte Niemand daran rühren, sie trug den kleinen Schlüssel stets an einem Kettchen auf der Brust. Heute[66] jedoch hatte sie ihn wider alle ihre Gewohnheit stecken lassen; der Entschluß, auszugehen, mochte ihr wohl plötzlich gekommen sein, und sie mußte in ihrer Lebhaftigkeit des Schlüssels vergessen haben.

Der Freiherr, in müßigem Warten, wollte statt ihrer das Schränkchen zuschließen, indeß es widerstand etwas darin. Er öffnete die Thüre, einige Blätter Papier waren aus dem oberen Fache herabgeglitten. Als er sie auf die Seite schieben wollte, fiel ihm eine goldene Kapsel auf, die er nie bei Vittoria gesehen hatte. Arglos nahm er sie zur Hand, und blieb regungslos vor dem kleinen Schranke stehen.

Eine reiche, schwarze Locke nahm die eine Seite der Kapsel ein. »Der Seele meiner Seele!« war in italienischer Sprache in den kleinen Mittelraum hineingeschrieben. Die andere Seite wies das Bildniß eines schönen Mannes in militärischer Kleidung – und der Freiherr kannte diesen Mann. Es war Graf Mariano, der Oberst der italienischen Nobelgarde, der nach dem ersten Kriege Monate lang als Verwundeter im Schlosse und dem Freiherrn ein willkommener Gesellschafter und Gast gewesen war.

Ein dumpfer Schmerzenslaut entrang sich der Brust des Greises. Er raffte eilig zusammen, was er von Papieren vor sich liegen fand, und verließ das Gemach. Im Vorsaale kam ihm Vittoria entgegen, und der Knabe lief auf ihren Antrieb auf ihn zu. Er stieß ihn von sich, daß das Kind zur Erde fiel.

Was ist geschehen – im Namen Gottes, was ist geschehen? rief Vittoria, da sie die Verstörtheit ihres Gatten bemerkte; aber er antwortete ihr nicht. Die Papiere und die Kapsel, welche sie in seiner Hand sah, sagten ihr Alles.

Die erschrockene Wärterin führte Valerio fort, Vittoria blieb mitten in dem Vorgemache stehen. Ihr Kopf hob sich stolz in die Höhe, ihre Brust athmete tief; trotz ihrer kleinen Gestalt sah sie mächtig aus, mächtig und entschlossen, und wie von einer schweren Last befreit, rief sie: Endlich! Jetzt endlich bin ich frei![67]

Quelle:
Fanny Lewald: Gesammelte Werke. Band 6, Berlin 1871, S. 59-68.
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