An den Verfertiger des Trauer-Spiels.

[14] Opitz weis dir grossen dank / unser Flemming lobt dein Wesen /

Tscherning wil Ihm allbereit einen schönen Tag erlesen[14]

Nur ein Wort mit dir zu sprächen / umb daß du bemühet bist /

Vnser Deutschen Mutter Reden und was zihrlich an Ihr ist

Vnermüdet fortzupflantzen. Clio windt die edlen Myrten

Vnd Mich däucht Ich sehe schon dein Gehirntes Haupt umbgürten

Mit den grünen Lorber-Zweigen: der Apollo heist dich Sohn

Vnd begehret dich zu sähen neben sich auf seinem Thron /

Auf daß du / was unter dir kanst ergrimt zu Bodem treten.

Ibrahim erhebt dich hoch: aber Bruder sei gebethen

Laß die Ader nicht vertrocknen welche Febus dir verehrt /

Laß Sie immer höher springen / weil Sie deinen Ruhm vermehrt.


Melchior Fribe.


Dein hoch entbrandter Geist / der schwingt sich Himmel an

Vom Erden-Klumpen weg / und trit die rechte Bahn

Dem grossen Opitz nach. Dis Weißheit-volle schreiben

Wird künftig deinen Ruhm der Nach-Welt einverleiben

Vnd diser Ibrahim den durch der Feder Macht

Aus der Vergässungs-Gruft du hast ans Licht gebracht

Wird dich zu keiner Zeit im minsten lassen stärben /

Er wird dir schon den Preis und Lorber-Krantz erwärben.


S.S.S.E.F.

Christian Vincens /

LL. St.


Indem du werther Freund / den Ibrahim dem Leben /

Aus der verfaulten Asch und stäubichtem Gebein /

Die von der Jahre Zahn längst aufgefressen sein /

Durch dis dein Traur-Gedicht jetzt wider suchst zu geben:

Stifftstu ein Leben dir / das nicht die Zeit wird fressen /

Das nicht die Todten-Gruft mit dir vergraben kan /

Das aus dem irdschen dich schreibt bei die Sternen an /

Vnd das in deinem Tod auch dein nicht läst vergessen.


H.V.B.S.

Henrich Haupt /

Theol. Stud.[15]


Quelle:
Daniel Casper von Lohenstein: Türkische Trauerspiele. Stuttgart 1953, S. 14-16.
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