24.

[147] Wie nun nach Amors gutem Rath'

Der Liebste sich beklagen gat

Zu einem Freund, auf den er zählt,

Der ihn auch schön mit Troste stählt.


Zu diesem ging ohn' Zaudern ich,

Und ihm erschloß ich gänzlich mich,

Worin ich mich beängstigt fand,

Wie's Amor mir gab an die Hand,

Auch Herrn Gefahr ich ihm da wieß,

Wie der mich kaum genesen ließ.

Wie Gutempfang entsetzte sich

Als er da von der Knospe mich

Hört' reden, daß ich sie begehrt,

Und sagte, daß ich ihn entehrt.[148]

Und daß ich nimmer mehr nun mag

Je übersteigen diesen Hag.


Als wahrhaft ich's dem Freund gesagt,

Hat er mich nimmermehr geplagt.


Quelle:
Guillaume de Lorris: Das Gedicht von der Rose. Berlin 1839, S. 147-149.
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