Fünfter Auftritt

[65] Stadinger. Brenner. Marie und Irmentraut. Graf und Georg.


STADINGER. Da seid ihr ja beisammen. Stellt euch um mich herum und erzählt mir den Hergang.

MARIE. Als wir unten am Weinberge –

IRMENTRAUT. Als wir unten am Weinberge –

GRAF. Als wir unten am Weinberge –

STADINGER. Eins nach dem andern! Zu Irmentraut. Sie spricht zuerst. Das Alter hat den Vortritt.

IRMENTRAUT ärgerlich. Ach was, Alter –

STADINGER. Es ist aber doch wahr, also rede Sie.

IRMENTRAUT. Also – ach Gott, ich zittre noch an allen Gliedern – wir gingen von Hause weg –

STADINGER. Das weiß ich –

IRMENTRAUT. Ich erzählte unterwegs Marien –

STADINGER. Von Ihren vielen Eroberungen –

IRMENTRAUT ärgerlich. Aber wenn ich doch erzählen soll –

STADINGER. Die Hauptsache!

IRMENTRAUT. Als wir unten am Weinberge angelangt waren und in das Gebüsch traten, hörten wir flüstern, und ich vernahm deutlich, wie einer sagte: »Ich kann es meinem Herrn nicht verdenken, die Dirne ist hübsch!« – Anfangs glaubte ich, das ginge auf mich –

STADINGER. Mach Sie sich doch nicht lächerlich.

IRMENTRAUT. Da plötzlich drangen Bewaffnete aus dem Gebüsch –

MARIE. Jetzt laß mich erzählen. Ich fühlte mich von starken Armen erfaßt –

IRMENTRAUT. Ich sank in Ohnmacht –

MARIE. Nein, du liefst schreiend davon.[65]

IRMENTRAUT. Nun ja, ich lief allerdings davon, weil eine Ohnmacht im Anzuge war.

MARIE. Da plötzlich drang Konrad aus dem Gebüsch hervor, nahm mich in seine Arme, entwand einem der Räuber die Waffe und befreite mich. Ach, du guter, edler, tapferer Konrad! Wie soll ich dir danken? Wie viele Wunden wirst du davongetragen haben.

STADINGER. Wunden? Wo hat er denn die?

GEORG. Ich habe sie ihm alle verbunden.

STADINGER. So, so!

BRENNER. Ja, ohne ihn wäre dein Kind verloren gewesen, drum mußt du dich dankbar gegen ihn beweisen. Gib ihm das Mädel, sonst nimmt sie dir der Ritter mit Gewalt. Zum Grafen und Georg. Legt euch aufs Bitten!

GRAF. Lieber Meister, ich will Euch ewig dankbar sein!

GEORG. Ich erst recht, Meister –

IRMENTRAUT. Ja, Meister, ich dächte auch –

MARIE. Lieber Vater, macht Euer Kind glücklich!

ALLE außer Stadinger. Laßt Euch erweichen!

STADINGER. Ihr Gesindel alle miteinander, ihr überrumpelt mich ja förmlich. Es fehlte weiter nichts, als daß der dicke Schwabe auch noch dazukäme!

BRENNER für sich. Das wäre mir nicht lieb.

STADINGER. Da ist er, wahrhaftig!


Quelle:
Albert Lortzing: Der Waffenschmied. Stuttgart 1963, S. 65-66.
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