VIII.

[373] Knemon und Damnippus.


KNEMON zu sich selbst. Verzweifelt! Da ging mir's gerade, wie das Sprüchwort sagt: Das Hirschkalb erwischt den Löwen.

DAMNIPPUS. Warum so unmutig, Knemon?

KNEMON. Warum ich unmutig bin, fragst du? Darüber, daß ich Dummkopf mich überlisten ließ und mir, zum Nachteil derjenigen, denen ich das Meinige am liebsten gegönnet hätte, einen Erben wider Willen gab.

DAMNIPPUS. Wie machtest Du Das?

KNEMON. Ich machte dem Hermolaus, dem steinreichen Manne, der keine Kinder hat, die Cour, in Hoffnung sein Erbe zu werden, und er schien meine Aufwartung mit Vergnügen anzunehmen. Nun glaubte ich einen gar klugen Streich zu machen, wenn ich ein Testament öffentlich bekannt werden ließe, worin ich ihn zum Erben meines ganzen Vermögens einsetzte: denn ich zweifelte nicht, daß er so viel Ehre im Leibe haben würde, zu meinem Vorteil ein gleiches zu tun.

DAMNIPPUS. Und er?

KNEMON. Was in seinem Testamente steht, weiß ich nicht; denn ich mußte über Hals über Kopf aus der Welt, weil ein Dach auf mich einstürzte. Und nun hat Hermolaus das Meinige, wie ein gieriger Hecht den Köder samt dem Hamen, hinabgeschluckt.

DAMNIPPUS. Und dich selbst, den Fischer, noch obendrein. Du hast also die Falle dir selbst gestellt?

KNEMON. Das ist es eben, worüber ich heulen möchte!

Quelle:
Lukian: Werke in drei Bänden. Berlin, Weimar 21981, Band 1, S. 373.
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