VI.

1VNgerechtigkeit verwüstet alle Land / vnd böse Leben stürtzt die stüle der Gewaltigen. 2So höret nu jr Könige / vnd mercket / Lernet jr Richter auff Erden. 3Nemet zu ohren / die jr vber viel herrschet / die jr euch erhebt vber den Völckern. 4Denn Euch ist die Oberkeit gegeben vom HERRN / vnd die Gewalt vom Höhesten / Welcher wird fragen / wie jr handelt / vnd forschen was jr ordnet? Rom. 13.

5DEnn jr seid seines reichs Amptleute. Aber jr füret ewer Ampt nicht fein / vnd haltet kein Recht /Vnd thut nicht nach dem / das der HERR geordnet [166b] hat. 6Er wird gar grewlich vnd kurtz vber euch komen / vnd es wird gar ein scharff Gericht gehen vber die Oberherrn. 7Denn den Geringen widerferet gnade / Aber die Gewaltigen werden gewaltiglich gestrafft werden. 8Denn der / so aller HERR ist / wird keines Person fürchten / noch die macht schewen. Er hat beide die Kleinen vnd Grossen gemacht / vnd sorget fur alle gleich. 9Vber die Mechtigen aber wird ein starck Gericht gehalten werden. Psal. 82.


10MJt euch Tyrannen rede ich / Auff das jr Weisheit lernet / vnd das euch nicht feile. 11Denn wer heilige Lere heiliglich behelt / der wird heilig gehalten /Vnd wer die selbige wol lernet / der wird wol bestehen. 12So lasst euch nu meine Rede gefallen / Begert sie / vnd lasst euch leren.

13DEnn die Weisheit ist schöne vnd vnuergenglich / vnd lesst sich gern sehen von denen / die sie lieb haben / Vnd lesst sich finden von denen / die sie suchen. 14Ja sie begegnet vnd gibt sich selbs zu erkennen / denen die sie gerne haben. 15Wer sie gern bald hette / darff nicht viel mühe / er findet sie fur seiner thür auff jn warten. 16Denn nach jr trachten / das ist die rechte Klugheit / vnd wer wacker ist nach jr / darff nicht lange sorgen. 17Denn sie gehet vmbher / vnd sucht wer jr werd sey / vnd erscheinet jm gern vnter wegen / vnd hat acht auff jn / das sie jm begegne. 18Denn wer sich gern lesst weisen / da ist gewislich der Weisheit anfang / Wer sie aber achtet / der lesst sich gerne weisen / 19Wer sich gerne weisen lesst /der helt jre Gebot / Wo man aber die Gebot helt / da ist ein heilig Leben gewis / 20Wer aber ein heilig Leben füret / der ist Gott nahe. 21Wer nu lust hat zur Weisheit / den macht sie zum Herrn. 22Wolt jr nu / jr Tyrannen im volck gern Könige vnd Fürsten sein / 23So haltet die Weisheit in ehren / Auff das jr ewiglich herrschet.

24WAs aber Weisheit ist / vnd woher sie kome /wil ich euch verkündigen / vnd wil euch die Geheimnis nicht verbergen / Sondern forschen von anfang der Creaturen / vnd wil sie öffentlich zurkennen dargeben / vnd wil der warheit nicht sparen / 25Denn ich wil mit dem gifftigen neid nicht zuthun haben / Denn der selbige hat nichts an der Weisheit. 26Wenn aber der Weisen viel ist / das ist der Welt heil / vnd ein kluger König ist des Volcks glück. 27Darumb lasst euch weisen durch meine wort / das wird euch fromen.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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