Dem Christlichen Leser.

WEr wenig jar zurück gedenckt / der mus bekennen / Das kein Buch so vnbekand gewesen vnd weniger gelesen sey / denn eben die heilige Bibel / (was die vrsach sey / ist hie nicht zeit zu sagen) welche doch billich allen Christen / sonderlich aber den Pfarherrn vnd Seelsorgern / so die andern leren vnd regieren / nur wol bekand gewest solt sein. Nu aber etliche jar her / sint die lere des heiligen Euangelij / durch Gottes gnade wider an tag komen / wird sie von vielen fromen Christen (die falschen lesen sie auch /Aber zu jrem eigen verdamnis) mit grossem ernst /vleis vnd verstand gelesen / nicht on sonderliche lust /freude vnd trost jrs Gewissens. Welches ein gewis anzeigen ist / das der frölich vnd selig tag vnser Erlösung nicht fern mus sein. Denn auch Christus zeuget /Das kurtz vor dem ende der Welt das Euangelium sol geprediget werden. Vnd der Engel spricht zu Daniel /Dan. 12. Das in der letzten zeit / vber sein Schrifft /die so lang verborgen vnd versiegelt solt bleiben / viel komen werden / vnd grossen verstand drin finden.


AVff das nu auch die Leien / so die Bibel lesen sich in dis heilig Buch / darin die göttlich Maiestet selbs redet von den höhesten vnd grösten sachen etc. sich deste leichter richten können / dasselbe mit mehr nutz vnd verstand zu lesen / Jst vmb derselben willen / vber die grosse mühe vnd vleis / die Bibel von newes an durch aus zu vbersehen vnd bessern / durch den Ehrwird. Hochgeler. Herrn D. Mart. etc. auch diese erbeit furgenomen / Das erstlich von anfang der Bibel bis ans ende die furnemesten Sprüche / darin Christus verheissen ist / vnd im newen Testament angezogen werden / mit grösser schriftt gedruckt sind /das sie der Leser leicht vnd bald finden könne.

DArnach so offt eine newe Historien / Straffe oder Trostpredigt Ermanung / Wunderzeichen etc. angehet / Jst am anfang derselben / ein grosser Buchstab gesetzt. Jtem wo sichs hat wollen schicken / sind oben am blat / oder am Rand zur seiten / die namen der Patriarchen / Propheten / Königen / Fürsten / Lender /Stedte etc. beide der Jüden vnd Heiden gezeichnet /Auff das der vngeübte Leser bald finden könne was er begert zu wissen etc.

ZVm dritten sind die zweierley Buchstaben / der abc vnd der ABC gestalt / gesetzt / dem vnerfaren Leser vnterscheid anzuzeigen / Das wo dieser abc stehen / die Schrifft rede von gnade / trost etc. Die andern ABC von zorn / straffe efc.


AVch ist sonst müglicher vleis / so viel an mir gewest / angewand / das doch ein mal eine deudsche Bibel möchte ausgehen / da gar nichts drin versehen /noch etwas hernach zu corrigirn were. Aber wie michs ansihet / wils schier vmmüglich sein / Vrsach / Es gehörn mehr Personen / nicht eine allein / zu solcher erbeit / wenn dieselben zusamen theten / vnd ein jede trewlich vnd vleissig ausrichte / was jr zustehet / so würde es angehen / Sonst ist hierin ein Man / kein man / Bleibt derhalb jmer etwas zu corrigirn / das versehen oder verkert ist.

ALs in der Bibel / mit gespalten Columnen / vor diesem werck gedruckt / vnd ausgangen im anfang des xliiij. jars stehet 2. Pet. 2. in der 15. zeil des 2. parag. Die schendlichen Lüste ist falsch / sol heissen / Die schendlichen Leute.

Jtem im jtzigen Druck Gen. 4. bald im anfang / hat vor der Text also gelaut / Jch habe kriegt den Man des HERRN. Dieselben wort hat der Herr Doctor nicht on sonderlich bedencken vnd vrsach / jtzt so verdeudscht / Jch habe den Man / den HERRN / Hat dazu ein Scholion in margine / wie du sehen kanst /daneben gesetzt den sinn vnd meinung derselben wort anzuzeigen / Jtem weiter bericht dauon gethan / im Büchlin von den letzten worten Dauids. Gleichwol dis alles vnangesehen / ist einer drüber komen / hats wollen bessern / vnd nach seinem gutdüncken aus / den HERRN (des HERRN / wie vor gestanden) gemacht.


ES sind auch etliche Sprüche in dem jtzigen Druck anders verdolmetscht weder in den vorigen. Als im nehern Druck mit gespalten Columnen. 2. Sam. 7. parag. 5. versu xj. vnd 12. stehet / Ah HERR HErr /erzeigestu dich also gegen einen Menschen? Jst in diesem druck also verdolmetscht / Das ist eine weise eines Meschen / der Gott der HERR ist.

Scholion / Das ist / du redest mit mir von solchem ewigen Reich / da niemand kan König sein er mus Gott vnd Mensch sein / weil er mein Son / vnd doch fur vnd fur sol König sein / welchs allein Gott gehöret. Dauon weiter im Büchlin von den letzten worten Dauids.

Ephe. 3. parag. 3. versu 7. stehet / Vber alles was Vater heisset / Jst in diesem Druck so gegeben / Vber alles was da Kinder heisst. Vide Scholion.

Jm selben cap. vnd parag. am ende stehet / Auch erkennen die liebe Christi / die doch alle erkentnis vbertrifft. Jst jtzt so verdeudscht / Auch erkennen das Christum liebhaben / viel besser ist denn alles wissen. Vide Scholion.

Ephe. 6. para. Zu letzt lieben Brüder etc. Auff das jr widerstehen künd etc. Jst jtzt so verdeudscht / Auff das jr / wenn das böse stündlin kompt / widerstand thun / vnd alles wol ausrichten / vnd das feld behalten / müget. [412b]

Jm folgenden parag. versu. 4. Gestiffelt an füssen etc. Laut jtzt also / Vnd an beinen gestiffelt / als fertig zu treiben das Euangelium des friedes. Vide Scholion.

Dis zeige ich guter meinung an / den Leser / so der Bibel eine hat / vor dieser zeit ausgangen / zuerinnern / das er erstlich diese / vnd vieleicht andere (doch als ich hoffe nicht viel) errata / selber endere vnd bessere. Darnach weil in diesem Druck der Herr Doctor etliche Sprüche klerer vnd deutlicher verdeudscht hat den zuuor / hab ich dieselben / so viel jr sind / nach ein ander gesetzt / das / wer da wil / sein Bibel nach diesem Druck corrigirn mag / Denn es ja nicht in eins jglichen vermügen ist / alle Drück zu keuffen. Befelh dich Gottes gnade vnd Schutz.


Jn der Bibel mit gespalten columnen / Apoca. 21. parag. 2. versu viij. Liese also / Den verzagten aber vnd vngleubigen / vnd grewlichen etc.


Johannis xij.

Gleubet an das Liecht dieweil jrs habt / Auff das jr des Liechtes kinder seid.

M. Georg. Rörer.

Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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