Folget die andere taffel.
Das erst Gebot der ander taffel Mosi.
Du solt dein Vatter und Mutter ehrenn.

[250] Ausz dissem gebot leren wir, das nach den hohen wercken der ersten drey gebot kein besser werck seinn, dan gehorsam und dienst aller der, die uns tzur ubirkeit gesetzt sein. Darumb auch ungehorsam grosser sund ist dan todschlag, unkeuscheit, stelen, betriegen, und was darinnen mag begriffen werden. Dan der sund unterscheidt, wilch grosser sey dan die ander, kundenn wir nit basz erkennen, dan ausz der ordnung der gebot gottis, wie wol ein iglich gebot fur sich selb auch unterscheidt in seinen wercken hat: dan wer weysz nit, das fluchen grosser ist dan zurnen, schlahen mehr dan fluchen, vatter unnd mutter schlahen mehr dan einen gemeinen menschen? Nu szo leren uns diesse sieben gebot, wie wir uns gegen den menschen in gutten wercken uben sollen, und zum ersten gegen unser obirsten.

Das erste werck ist, Wir sollen leiplichen vater und mutter ehren, wilche ehre nit darinnen stet allein, das man sich mit geberden ertzeigt, sondern das man yhn gehorsam sey, yhre wort und werck fur augen habe, grosz achte und[250] drauff gebe, lasz sie recht haben was sie fur geben, stille schweygen unnd leyden, wie sie mit uns handeln, wo es nit widder die erstenn drey gebot ist, dartzu, wo sie es bedurffen, mit speysz, kleyd unnd hausz vorsorgen. Dan er hat nit umbsonst gesagt ›Dw solt sie ehren‹, nit sagt er ›du solt sie liebhaben‹, wie wol das auch sein sol, Aber die ehre ist hoher, dan schlechte liebe, und hat mit sich ein furcht, die sich mit lieb voreynigt, unnd macht den menschen, das er mehr furcht sie zubeleydigen, dan die straff. Gleich als wir heyligthum ehren mit furcht, und doch nit flihen davor als vor einer straff, sondern mehr hyntzu dringen: ein solche furcht, mit lieb vormischt, ist die rechte ehre. Die andere furcht on lieb ist gegenn die ding, die wir vorachten odder flihenn, als man denn hencker odder die straff furcht: da ist kein ehre, dann es ist furcht on alle lieb, ja furcht mit hasz und feindschafft. Davon ist ein sprich wort S. Hieronymi: was wir furchten, das hassen wir auch. Mit der furcht wil got nit gefurcht noch geehret sein, noch die eldern geehret haben, sondern mit der ersten, die mit liebe und zuvorsicht gemischt ist.

Czum andern, Dis werck scheynet leicht, aber wenig achten sein recht. Dan wo die eldern recht frum sein, unnd yhre kind nicht nach fleischlicher weysz lieb habenn, sondern (wie sie sollenn) zu gottis dienst sie mit worten und wercken in den ersten dreyen gebotten weysen und regiren, da wirt dem kind an unterlasz sein eygen wil gebrochen, und musz thun, lassen, leyden, das sein natur gar gerne anders thet, da durch dann es ursach gewinnet, sein eldern zuvorachten, widder sie tzu murmeln, odder erger ding zuthun: da geht die lieb und furcht ausz, szo nicht gottis gnade da ist. Desselbenn gleichen, wo sie straffen unnd zuchtigenn, wie sichs geburt, tzu weylen auch mit unrecht, das doch nit schadet zur sele selickeit, szo nympts die bosze natur mit unwillen an. Uber das alles sein etlich szo boser art, das sie sich schemen yhrer eldren des armuts, unadels, ungestalt odder unehre halben, lassen sich disse stuck mehr bewegenn, dann das hohe gebot gottis, der ubir alle ding ist, und yhn solche eltern mit bedachtem wolgefallen geben hat, sie zuuben unnd vorsuchen in seinem gebot. Aber das ist noch stercker, wan das kind widder kind hat, da steigt die lieb unter sich, unnd geht sehr ab der lieb und ehre gegen die eltern.

Was aber von denn eltern gebotten und gesagt wirt, sol auch vorstandenn sein von denen, szo die eltern gestorben odder nit gegenwertig seinn, die an yhrer stadt sein, als da sein gefreundt, gefattern, padten, weltliche hern[251] und geistliche vetter. Dan es musz ein iglicher regiret unnd unterthan werden andern menschen. Derhalben wir sehen aber alhie, wie viel gutter werck in dissem gebot geleret werden, szo all unser leben darinnen andern menschen unterworffen ist. Und daher kompt es, das der gehorsam szo hoch gepreysset wirt und alle tugent und gutte werck in yhm beschlossen werden.

Czum dritten, Es ist noch ein andere unehre der eltern, vil ferlicher unnd subtiler, dan disse erste, wilch sich schmuckt und ansehen lessit fur ein rechte ehre, die ist, wen das kind seinen willen hat und die eltern durch fleischliche liebe desselben gestatten: hie ehret sichs, hie liebt sichs, unnd ist auff allen seyten kostlich ding, gefellet vatter und mutter wol, widderumb gefelt das kind wol.

Disse plage ist szo gemein, das gar selten der ersten unehre exempel gesehen werden: das macht alles, das die eltern vorblendt got in den ersten dreyen gebotten nit erkennen noch ehren: derhalben mugen sie auch nit sehen, was den kindern gebricht, und wie sie die leren und tzihen sollen, darumb tzihen sie die tzur weltlichen ehren, lust unnd gutter, das sie nur den menschenn wolgefallen und yhe hoch kommen: das ist den kindern lieb, unnd sein gar gern gehorsam on alles widdersprechen.

Alszo gaht dan gottis gebot heimlich unter gutem schein gar zu poden, [Rand: Jes. 57, 5. / Jer. 7, 31. / 32, 35] und wirt erfullet, das ym propheten Isaia und Hieremia geschrieben stett, das die kinder von yhren eygenen eltern vortzeret werden, und thun wie der konig [Rand: 2. Kön. 21, 6] Manasse, der sein kindt dem abgot Moloch lisz opffern und vorbrennen: was ists anders dan sein eygen kindt dem abgot opffern unnd vorbrennen, wo die eltern yhre kind mehr tzihenn der welt zu lieb dan got, lassen sie szo hyn gahn, unnd in weltlicher lust, lieb, freud, gut und ehre vorprant, gottis lieb, ehre unnd ewiger gutter lust in yhn auszgelescht werdenn?

O wie ferlich ists vatter und mutter zusein, wo nur fleisch unnd blut regiret! dan furwar an dissem gebot ligt es gar, das die ersten drey und die letzten sechs werden erkent und gehalten, die weyl den eltern befolen ist, den [Rand: Ps. 78, 5 f.] kindern solchs zuleren, wie psalm lxxvij. stet ›wie fast hat er gebotten unsern eltern, das sie gottis gebot yhren kindern bekandt machtenn, auff das yhre nachkomling die selben wissen, und kind kindes kindern vorkundigen solten‹. Das ist auch die ursach, warumb got die eltern ehren, das ist mit furcht liebenn, heist: dan disse lieb ist on furcht, drumb ists mehr unehre dan ehre.

Nu sich, ob nit yderman gutte werck gnug tzu thunn habe, ehr sey vatter odder kindt. Aber wir blinden lassen solchs anstehen, unnd suchen daneben andere mancherley, werck, die nit gebotten sein.[252]

Czum vierden, Wo nu die eltern szo nerrisch seinn, das sie kinder weltlich tzihenn, sollenn die kinder yhnen in keinen weg gehorsam sein, dan got ist in den ersten dreyen gebotten hoher zuachtenn den die eltern. Weltlich aber zihen heysz ich das, szo sie leren nit mehr suchen, dan lust, ehre und gut odder gewalt disser welt.

Zimlichen schmuck tragen und redliche narung suchen ist die not, und nit sund, so doch, das ym hertzen ein kind also sich geschickt finde odder yhe sich also schick, das yhm leid sey, das bis elend leben auff erden nit mag wol angefangen oder gefuret werden, es lauffe dan mit unter mehr schmuck und gut, dan nodt ist tzur decke des leybes, frost zu erweren und narung zuhaben, und musse also on seinen willen, der welt tzu willen, mit narren und fulchs ubel dulden, umb eins bessers willen, ergers zuvormeyden. Also trug die kunigin Ester yhre konigliche krone, und sprach doch zu got ›du weist das, das [Rand: Stücke in Esther 3, 11.] tzeichenn meines prangis auff meinem heubt hat mir noch nie gefallen, und achte sein wie ein bofze lunten, und trag sein nymmer, wo ich allein bin, sondern wen ichs thun musz und fur die leut gehen‹. Wilch hertz also gesinnet ist, tregt on ferlickeit schmuck, dan es tregt und tregt nicht, tantzt und tantzt nit, lebet wol und lebet nit wol, und das sein die heymlichen seelen, vorborgene breute Christi, aber sie sein seltzam, den es schwere ist, nit lust zuhaben in grossem schmuck unnd prangen. Alszo trug sanct Cecilia ausz gebot yhrer eltern guldene kleider, aber ynwendig am leib trug sie heryn hembd.

Hie sagen etlich ›Ja wie wolt ich mein kindt unter die leut bringen, unnd mit ehren ausz setzenn? ich musz also prangen‹. Sage mir, ob das nit wort sein einsz hertzen, das an got vortzweyffelt und mehr auff seine sorge dan auff gottis sorge trawet, szo doch sanct Peter leret und spricht ›Werffet [Rand: 1. Petr. 5, 7.] all ewr sorge auff yhn, und seyt gewisz, das er fur euch sorget‹. Es ist ein zeichenn, das sie fur yhre kind noch nie got gedancket, noch nie fur sie recht gebeten, noch nie yhm befolen haben, sonst wurden sie wissen und erfaren haben, wie sie solten auch der kinder ausz setzen von got bitten unnd gewartenn. Drumb lesset er sie auch gehen in yhrem eygen syn mit sorgen und engsten, und doch nit wol ausrichten.

Czum funfften, Alszo ists war, wie man sagt, das die eltern, ob sie sonst nichts zuthun hetten, mogen sie an yhren eigen kindern selickeit erlangen, an wilchen, szo sie die zu gottis dienst recht zihen, haben sie furwar beyde hend vol gutter werck fursich: dan was sein hie die hungrigen, durstigen, nacketen, gefangenen, krancken, frembdling, dan deiner eigen kinder seelen? mit wilchen dir got ausz deinem hausz ein spital macht unnd dich yhnen zum[253] spitel meyster setzt, das du yhr warten sollest, sie speysen unnd trencken mit gutten worten unnd wercken, das sie leren got trawen, glauben und furchten, und yhr hoffnung in yhn setzen, seinen namen ehren, nit schweren noch fluchen, sich casteyen mit beten, fasten, wachen, erbeytten, gotis dienst und worts warten, und yhm feyren den sabbat, das sie zeitlich ding leren vorachten, ungluck sanffte tragen, und den todt nit furchten, disz leben nit lieb haben.

Sihe, wilch grosse lection das sein, wie vil du habst guter werck fur dir, in deinem hausz, an deinem kind, das solcher dinge aller darff, wie ein hungrig, durstige, blosze, arme, gefangene, krancke sehle. O wie ein selige ehe und hausz were das, wo solch eltern ynnen weren! furwar es were ein rechte [Rand: Ps. 128, 1 ff.] kirche, ein auszerwelet Closter, ja ein Paradisz. Davon sagt psal. cxxvij. Selig sein die, die got furchten und wandeln in seinen gebotten. Du wirst dich erneren mit der erbeit deiner hend, darumb wirstu selig sein, unnd wirt dir wolgehn, dein weib wirt sein wie ein volfruchtbarer weinstock in deinem hausz, und dein kinder werden sein wie die jungen sprossen der vollenn olbawm umb deinen tisch. Sehet, alszo wirt gebenedeyet seinn, wer got furchtet etc. Wo sein solche eltern? wo sein die nach guten wercken fragenn? Hie wil niemant her. Warumb? Es hat got geboten, da zeugt von der teuffel, fleisch und blut, es gleisset nit, drumb gilt es nit: da leufft der zu S. Jacob, diesse gelobt sich zu unser frawen. Niemandt gelobt, das er got zu ehrenn sich und sein kind wol regire unnd lere, lessit die sitzen, die yhm got befolen hat, an leyb und sele zu bewaren, und wil got an einem andern ort dienen, das yhm nicht befolen ist. Solch vorkeret wesen weret kein Bischoff, strafft kein prediger, Ja umbs geytz willen bestetigen sie es, und erdencken nur teglich mehr walffart, heiligen erhebung, Ablas Jarmarckt: got erbarm sich uber solche blindtheit!

Czum Sechsten, Also widderumb mogen die eltern nit leichter die hell vordienen, dan an yhren eygen kindern, in yhrem eygen hausz, wo sie die selben vorseumen, und nit leren die ding die droben gesagt sein. Was hulffs, das sie sich todtfasten, beten, wallen, und alle werck theten? Got wirt sie doch davon nit fragen am tod und jungsten tag, sondern wirt foddern die [Rand: Luc. 23, 28 f.] kindt, die er yhn befolen hat. Das zeigt an das wort Christi Luce xxiij. Ihr tochter von Jerusalem, weinet nit uber mich, sondern uber euch und ewre kinder, Es werden kommen die tag, das sie werden sagen ›Selig sein die leybe, die nit geborn haben, unnd bruste, die nit geseugt habenn‹. Warumb werden sie szo klagen, dan das alle yhr vordampnisz von yhrenn eygenen kindern[254] kompt? welch szo sie nit hetten gehabt, weren sie villeicht selig wordenn. Furwar disse wort soltenn billich den eltern die augenn auff thun, das sie yhre kinder nach der seelen geystlich ansehen, auff das die arme kinder durch yhre falsch fleischlich liebe nit betrogen wurdenn, als hetten sie yhre eltern wol geehret, die weil sie nit mit yhn tzurnen odder gehorsam sein in weltlichem prangenn, darinnen yhr eygenn wil gesterckt wirt, szo doch das gebot die eltern darumb in ehre setzt, das der kinder eygenn wil sol gebrochenn und sie demutig und sanfftmutig werdenn.

Wie nw gesagt ist in den andern gebottenn, das sie sollenn ym heubtwerck gehn, alszo auch hie sol niemant achten, das seine zucht unnd lere in den kindern an yhn selbs gnugsam sey, Es sey dan das es geschehe in zu vorsicht gotlicher huld, das der mensch nit dran zweiffel, er gefalle got wol in den wercken, unnd lasz yhm solche werck nit anders sein, den ein vormanung unnd ubung seines glaubens, in got zu trawen und gutis zu yhm und gnedigen willen vorsehen, on wilchen glaubenn kein werck lebt, gut, angenehm ist: dan vil heyden haben yhre kinder hubsch ertzogen, aber ist alles vorloren umb des unglauben willen.

Czum Sibenden, Das ander werck disses gebottis ist Ehren unnd gehorsam sein der geistlichenn Mutter, der heyligen Christlichen kirchen, der geistlichen gewalt, was sie gebeut, vorpeut, setzt, ordent, bannet, loszet, das wir uns darnach richten, unnd wie wir leypliche eltern ehren, furchten unnd liebenn, szo auch geistliche ubirkeit, lassen sie recht habenn in allen dingen, die nit wider die ersten drey gebot sein.

Nu gaht es in dissem werck fast erger zu, dan in dem ersten. Die geistlich ubirkeit solt die sund mit bannen unnd gesetzenn straffenn, unnd yhre geistliche kinder treyben frum zu sein, auff das sie ursach hetten, disz werck zuthun unnd sich uben in gehorsam und ehre gegen sie: szo sicht man itzt keinen fleisz, stellen sich gegen yhr unterthan, wie die mutter, die von yhren kindern lauffen nach yhren Bullen, wie Oseas ij. sagt, predigen nit, leren nit, weren [Rand: Hos. 2, 5.] nit, straffen nit, und ist doch gar kein geistlich regiment mehr in der Christenheit.

Was kan ich dan von dissem werck sagen? Es sein nach ein wenig fast tag und feyrtag uberblieben, die wol besser wer abgethan: das achtet aber niemand, und nit mehr das do ganghafftig ist dan der ban umb schuld willen getrieben, der auch nit sein solt. Es solt abir geistlich gewalt darob sein, das der ebruch, unkeuscheit, wucher, fressen, weltlich prangenn, ubriger schmuck, und der gleichen offentlichen sunde und schandt auff strengift gestraffet wurden unnd gebessert, dartzu die stifft, Closter, pfarren, schulen ordenlich bestellenn,[255] und darinnen gottis dienst mit ernst erhaltenn, junge leut, knaben und meydlin, in schulen und klostern mit gelereten, frumen Menner vorsorgenn das sie alle wol auffgetzogen wurden, unnd alszo die alten gut exempel geben, und die Christenheit mit feynem jungen volck erfullet und getzieret wurd. [Rand: Tit. 2, 1 ff.] Also leret samt Paul seinen junger Titum, das er alle stend, jung und alt, man und weib, recht unterweysen und regiren solt. Aber nu gaht wer do wil, wer sich selb regirt und leret, der hat, ja leyder dahyn kommen, das die stet, darinnen man gutis leren solt, buben schulen worden sein, und der wilden jugent szo gar niemandt achtet.

Czum Achten, wen diesse ordnung giengen, szo kund man sagen, wie die ehr und gehorsam solt geschehen. Nu gaht es aber, wie mit den leiplichen eltern, die yhren kindern den willen lassen: die geistliche ubirkeit vorhengt itzt, dispensiert, nympt gelt, unnd lessit nach, mehr dan sie vormag nachtzulagen. Ich wil hie schweigen mehr zusagen, wir sehen sein mehr, dan es gut ist: der geitz am regiment sitzt, unnd ebenn das sie werenn solt, das leret sie, und fur augen ist, wie geistlicher stand in allen dingen weltlicher ist, dan der weltlich selbs. Daruber musz die Christenheit vorterben und ditz gebot untergehen.

Wo ein solcher Bischoff were, der alle solche stend mit fleysz vorsorgen solt, drauff sehen, visitiren unnd drob halten, wie er schuldig ist, furwar es wurd yhm ein stadt zuvil werdenn: dan auch tzur zeit der Apostolen, da die Christenheit am besten stund, ein yegliche stat einen Bischoff het, da doch die stat das weniger teil Christen war, wie mag es wol gahn, wen ein Bischoff so vil, der so vil, der die gantz welt, der die helfft haben wil? Es ist zeit, das wir got bitten umb gnad: geistlicher ubirkeit haben wir vil, aber geistlicher regirung nichts odder wenig. In des mag wer do kan helffen, das stifft, kloster, pfarren und schulen wol bestellet und regirt werden, und were auch der geistlichen uberkeit werck eins, das sie stifft, Kloster, schulenn weniger machtenn, wo mann sie nit vorsorgenn mocht. Vil besser ist es kein kloster odder stifft, dan bosze regiment darinnen, da got nur mehr mit ertzurnet wirt.

Czum Neunden, Die weil dan die ubirkeit yhr werck szo gar lessit fallen unnd vorkeret ist, szo musz gewiszlich folgen, das sie yhrer gewalt miszprauche, und frembd bosze werck furnheme, gleich wie die eltern, szo sie etwas gepieten [Rand: 1. Tim. 4, 1 ff. / 2. Tim. 3, 1 ff.] das widder got ist. Da mussen wir weysze sein: dan der Apostel hat gesagt, das die selben zeit ferlich sein werden, in wilchenn solche ubirkeit regiren wirt, dan es hat einen schein, man widderstreb yhrer gewalt, wen man nit thut odder weret alles was sie furgeben. Szo mussen wir nu die drey ersten[256] gebot unnd die rechte taffel fur die hand nehmen, des sicher sein, das kein mensch, widder Bischoff, Bapst, noch engel, mag etwas gebieten oder setzen, das dissen dreyen gebotten mit yhren wercken entgegen, hynderlich odder nit furderlich sey, und ob sie solchs fur nhemen, so helt es und gilt nichts, so sundigen wir auch dran, wo wir folgen und gehorsam sein odder dasselb leydenn.

Darausz ist leicht zuvorstehen, wie die gebotten fasten nit begreiffen die krancken, die schwanger weiber, odder die szonst nit fasten mugen on schaden. Unnd das wir hoher faren, die weil ausz Rom zu unsern zeiten nichts anders kompt, dan ein Jarmarckt geistlicher gutter, die man offentlich und unvorschampt kaufft unnd vorkaufft, ablas, pfarren, kloster, bistum, probstey, pfrund und alles was nur yhe gestifft ist zu gottis dienst weit und breit, dadurch nit allein alles gelt und gut der welt gen Rom zogen und trieben wirt, welchs der geringst schaden were, sondern die pfarren, bistum, prelaturn zurissen, vorlassen, vorwust, und also das volck vorseumet wirt, gottis wort, gottis namen und ehre untergaht, der glaub vorstoret wirt, das zuletzt solche stiffte und ampt nit allein ungelereten und untuchtigen, sondern das mehrer teyl den Romischen grosten heubt buffen, szo in der welt sein, zu teyl werden, also was tzu gottis dienst, dem volck zupredigen, regiren unnd bessern, gestifft ist, musz itzt denn stalbuffenn, maultreibernn, Ja, das ichs nit grober sag, Romischenn hurn unnd buffen dienen, dennoch nit mehr danck davon haben, dan das sie unser als der narren dartzu spotten.

Czum Zehenden, szo dan solch untregliche unfuge alle geschehen unter dem namen gottis und sanct Peters, gerad als were gottis namen unnd die geistliche gewalt eingesetzt, gottis ehre zulestern, die Christenheit an leyb und seelen zuvorterben, sein wir furwar schuldig, szo vil wir mugen, fuglich widdertzustehen, unnd mussen hie thun, gleich wie die frumen kinder, denen yhr eltern doll oder wan sinnig sein worden, und zum ersten sehen, wo das recht her kompt, das, was zu gotis dienst ist in unsern landen gestifft oder fur unser kinder zuvorsorgen geordent, das man das zu Rom sol dienen lassen, und hie, da es sein sol, nochlassen: wie sein wir szo unsinnig!

Die weil dan Bischoff und geistlich prelaten hie stil stehen, nit weren odder sich forchten, und lassen also die Christenheit vorterben, sollen wir zum ersten got demutiglich umb hulff anruffen. dem ding zuweren, darnach mit der hand dartzu thun, den kortisanen und Romischen briefftreger die strasz nider legen, yhn mit vornunfftiger senffter weysze entbietenn, wollen sie die pfrund redlich vorsorgen, das sie sich darauff setzenn, mit predigen odder[257] guttenn exempel das volck besseren, wo das nit, unnd sie zu Rom oder anderszwo sitzen, die kirchen vorwusten und schwechen, das man sie lasz den bapst tzu Rom speyszen, dem sie dienenn. Es fugt sich nit, das wir dem Bapst seine knecht, sein volck, Ja seine buffen und huren neren, mit vorterben und schaden unser seelen.

Sihe, das weren die rechten Turcken, die die kunig, fursten unnd der adel solt am ersten angreiffen, nit darinnen gesucht eygen nutz, sondern alleinn besserung der Christenheit und hynderung der lesterung unnd schmach gotlichs namens, unnd also mit der selben geistlickeit umbgahn als mit dem vater, der seine syn und witz vorloren het, wilchen szo man nit (doch mit demut und allen ehren) gefangen nehme und weret, mocht er kindt, erb unnd yderman vorterben. Also sollen wir Romischen gewalt in ehren haben als unsern obirsten vatter und doch, die weil sie dol und unsinnig worden sein, yhn yhrs furnemens nicht gestatten, das nit da durch die Christenheit vorterbet werde.

Czum Eylfften, Es meinen etlich, man sol das auff gemein Concilium stellen. Da sag ich neyn zu: dan wir haben vil Concilia gehabt, da solchs ist furgewant, nehmlich zu Costnitze, Basele und das letzt Romisch. Es ist aber nichts auszgericht und ymmer erger worden. Auch sein solche Concilia nichts nutz, die weil die Romische weiszheit den fundt erdacht hat, das zuvor die kunig und fursten sich mussen voreyden, sie zulassen bleiben unnd habenn, wie sie sein und was sie haben, und alszo einen rigel furgesteckt, aller reformacion sich zuerweren, aller buberey schutz und freyheit zuerhalten, wie wol dasselb eydt widder got und recht foddert, erzwungen und gethan wirt, und dem heyligen geyst, der die Concilia regiren sol, eben damit die thur zugesperret wirt. Sondern das were das best, unnd auch das einige ubirbleibend mittel, szo Kunig, Fursten, adel, Stet und gemein selb anfiengen, der sach ein einbruch mechten, auff das die Bischoff unnd geistlichen (die sich itzt furchten) ursach hetten zufolgen. Dan hie sol und musz man nit ansehen anders, dan gottis erste drey gebot, widder wilche noch Rom, noch hymel, noch erden etwas gebietten odder weren kunden, unnd ligt nichts an dem ban odder drewen, damit sie meynenn solchs zuerweren, eben als nichts dran ligt, ob ein doller vatter seinem sun fast drewet, szo ehr yhm weret odder sehet.

Czum zwelfften, Das dritte werck disses gebotis ist der weltlichen obirkeit gehorsam sein, wie Paulus Roma. xiij. unnd Tit. iij. leret, unnd sanct [Rand: Röm. 13, 1 ff. / Tit. 3, 1.] Petrus i. Pet. ij. Seyd untertenig dem kunig als dem ubirsten, und den fursten [Rand: 1. Petr. 2, 13 f.] als seinen gesandten, unnd allen ordenungen weltlicher gewalt. Der weltlichen[258] gewalt aber werck ist schutzen die unterthanen, dieberey, reuberey, ehebrecherey straffen, wie sanct Paulus Ro. xiij. Sie treget nit umb sonst das schwert, [Rand: Röm. 13, 4.] sie dienet got darinnen, den boszen zur furcht, den frumen zu gut.

Hie sundigt man zweyerweisz: Zum ersten, wen man yhn leugt, betreugt und untrew ist, nit folget und thut, wie sie befolen und gebotten hat, es sey mit leyb odder gut. Dann ob sie gleich unrecht thun, wie der kunig von Babylonien dem volck Israel, dennocht wil got yhn gehorsam gehalten haben, [Rand: Jer. 27, 6 ff. / Bar. 2, 21 f.] on alle list und gefahr. Zum andern, szo man ubel von yhn redet, sie vormaledeyet, unnd wo man sich nit rechen kan, mit murmeln und boszen worten offentlich odder heymlich sie schildt.

In dissem allen sollen wir das ansehen, das uns sanct Peter heyst [Rand: 1. Petr. 2, 19 f.] ansehen, nemlich, das yhre gewalt, sie thu recht odder unrecht, mag sie der selen nit schaden, szondern allein dem leyb und gut, es were dan das sie offentlich dringen wolt widder got odder menschen unrecht zuthun, wie vor zeiten, da sie nach nit Christen ware, unnd der Turck noch thut, als man sagt. Dan unrecht leydenn vorterbt niemand an der selen, ja es bessert die selen, ob es wol abnimpt dem leyb und gut. Aber unrecht thun das vorterbet die sele, ob es gleich aller welt gut zutrug.

Czum Dreytzehenden, Das ist auch die ursach, warumb nit szo grosz ferlickeit ist in der weltlichen gewalt als in der geistlichen, wen sie unrecht thun: dann weltliche gewalt mag nit schadenn, die weil sie nichts mit dem predigen und glauben und den ersten dreyen gebotten zuschaffenn hat. Aber die geistliche gewalt schadet nit allein wenn sie unrecht thut, sondern auch wen sie lessit anstehen yhr ampt und etwas anders thut, ob dasselb auch gleich besser were, dann die allerbesten werck der weltlichen gewalt. Darumb musz man sich widder die selben strawen, wen sie nit recht thut, und nit widder die weltliche, ob sie gleich unrecht thut: dan das arm volck, wie es sihet unnd horet von der geistlichen gewalt, szo gleubt und thut es, siht unnd horet es nichts, so glaubt und thut es auch nichts, die weil die selb gewalt umb keins anders willen ist eingesetzt, den das volck ym glauben tzu gotte furenn. Wilchs alles nicht ist in der weltlichen gewalt: dan sie thu unnd lasz wie sie wil, szo gaht mein glaub zu got seine strasz und wirckt fur sich, die weil ich nit musz glaubenn, wie sie glaubt. Drumb ist auch weltlich gewalt gar ein gering ding fur got, unnd vil tzu gering von yhm geacht, das man umb yhrer willen, sie thu recht oder unrecht, solt sich sperren, ungehorsam und uneinig werden. Widderumb die geistliche gewalt gar ein grosz, ubirschwenglich gut ist, und vil zu kostlich von yhm geacht, das der allergeringste[259] Christen mensch solt leiden und schweigen, wo sie ein harbreit vonn yhrem eygenn ampt trit, Schweig dan, wen sie gantz widder yhr ampt gaht, wie itzt wir alle tage sehen.

Czum Viertzehenden, In disser gewalt ist auch mancherley miszprauch: Zum ersten, wo sie den schmeychlern folgt, wilchs ein gemeyne und sonderliche, schedliche plage ist disser gewalt, wilcher sich niemandt kan gnugsam weren unnd fursehen: da wirt sie mit der nasen gefuret, unnd gaht ubirs arm volck, wirt ein regiment, wie ein heyd sagt, das die spynweb fahenn wol die kleinen fliegen, aber die molstein faren durch hyn, also die gesetz, ordenung und regiment der selben hirschafft halten die geringen, die grossen sein frey, unnd wo der her nit selb so vornunfftig ist, das er seiner leut rad nit darff, odder yhe sovil gilt, das sie sich fur yhm furchten, da wirt und musz (es wolt dan got ein szonder zeychen thun) ein kindisch regiment sein.

[Rand: Jes. 3. 2 ff.] Darumb hat got unter andern plagen bosz, untuchtig regenten die grosten geacht, damit er drewet Isa. iij. Ich wil von yhn nemen allen tapffern man, und wil yhn geben kinder unnd kindische herrenn. Vier Plagen hat got in der schrifft genent Eczech. xiiij. Die erst, geringste, die auch David erwelet, ist [Rand: Hes. 14, 13 ff. / 2. Sam. 24, / 13 f.] die pestilentz, die ander ist die theur tzeit, die dritte ist der krieg, die vierde ist allerley bosze bestien, als lewen, wolff, schlangen, trachen, das sein bosz regenten, dan, wo die seind, hat das landt vorterbung, nit allein an leip und gut, wie in den andern, sondern auch an der ehre, zucht, tugent unnd der selen selickeit, dan pestilentz und theure zeit macht frum unnd reiche leut, aber krieg unnd bosze hirschafft macht zunicht als was zeitlich und ewig gut betriefft.

Czum Funfftzehendenn, Es musz ein herr auch fast klug seinn, das ehr, nit allzeit mit dem kopff hindurch zubrechen furnehm, ob ehr gleich kostlich gutte recht und die aller beste sache habe. Dan es ist vil edler tugent, schadenn dulden am recht, dan am gut odder leyb, wo das denn unterthanen nutzlich ist, seintemal weltlich recht nur an zeitlichen guttern hangen.

Darumb ists gar ein nerrische rede ›Ich Hab recht daran, drumb wil ichs mit dem sturm holen und behalten, ob gleich alle ungluck der andern solt[260] drausz entspringen‹. Szo lesen wir von dem keyfzer Octavian, das ehr nit wolt kriegen, wie gerecht ehr were, es were dan da gewisse antzeygung bessers nutzs dann schadens odder tregliche schaden, und sprach ›Kriegen ist ein ding, gleich als yemandt mit einem gulden netze fischet, do er nymmer sovil sehet, als er zuvorliren waget‹. Dan wer einen wagen furet, der musz viel anders wandeln, den szo er fur sich selb allein gieng: hie mag er gehn, springen und machen wie er wil, aber wen er furet, musz er sich lencken und schicken, darnach ym der wag und pferd folgen kan, mehr dar auff dem auff seinen willen acht haben. Also auch ein herr, der furet einen hauffen mit sich, der musz nit wie er wil, sondern wie der hauffe vormag wandeln und handeln, mehr yhre notdurfft und nutz, dan seinen willen und lust ansehen: dan wo ein her nach seinem tollen kopff regiret und seinem gutduncken folget, der ist gleich wie ein toller furman, der mit pferd und wagen stracks zurennet, durch pusch, hecken, graben, wasser, berg und tal, unangesehen wege und brucken, der wirt nit lange faren, es wirt zu trummern gahn.

Darumb were das aller nutzlichst den herschafften, das sie von jugent auff leszen odder yhn lesen liessen die historien beyder heyligen und heydnischen bucher, darinnen sie mehr exempel unnd kunst funden zu regieren, dan in allen rechts buchern, wie man list, das die kunige von Persen land gethan haben, Ester vi. Dan Exempel unnd Hystorien geben und leren altzeit mehr, dan die [Rand: Esth. 6, 1 f.] gesetz unnd recht: dort leret die gewisz erfarung, hie leren die unerfarene, ungewisse wort.

Czum Sechtzehenden, Drey sonderliche nottige werck het zu unsern zeiten zuthun alle hirschafft, furnehmlich in dissen landen: Zum ersten, abethun das grausam wetzen fressens unnd sauffens, nit allein des uberflusgs, sondern auch der kostparlickeit halben: dan durch wurtz, specerey und des gleichen, on wilche wol gelebt wurde, nit ein kleiner abgang zeitlicher guter in die landt kommen ist und teglich kompt. Solche beyde grosse schaden furtzukommen, hette furwar die weltlich gewalt gnug zuschaffen, die gar fast tieff und weit eingerissen sein, und wie kunden die geweltigen got einen bessern dienst thun und yhn selbst yr land bessern? Zum andern, weren die ubirschwengliche kost der kleydung, damit sovil gut umbracht, unnd doch nur der welt und dem fleisch[261] gedienet wirt, das erschrecklich ist zu dencken, solch miszprauch bey dem volck erfunden werdenn, das dem gecreutzigtenn Christo geschworen, getaufft und zugeeygnet ist, das sein Creutz mit yhm tragen und zum andern leben teglich durch sterben sich bereiten sol. Wen es durch ein unweiszheit bey etlichen, vorsehen wurd, were es leidlicher, aber das szo frey, ungestrafft, unvorschampt und unvorhindert getrieben wirt, ja lob und rum drinnen gesucht wirt, das ist yhe ein unchristliches wesen. Zum dritten, vortreyben den wuchersuchtigen tzinszkauff, der in aller welt alle land, leudt und stet vorterbet, vortzeret und vorstoret durch sein schalckhafftigen schein, damit er macht, das er nit wucher sey, so er doch warhafftig damit erger dan wucher ist, drumb das man sich nit, wie fur dem offentlichen wucher, fursicht. Sih, das sein drey Juden (wie man sagt), die die gantzen welt ausg saugen. Hie solten hern nit schlaffen noch faul sein, wolten sie got ein gute rechenschafft geben von yhrem ampt.

Czum Sibentzehenden weren hie auch zu tzeygenn die buberey, wilche durch Officiel unnd andere Bischoffliche und geistliche amptleut getrieben werden, die das arm volck mit grosser beschwerung bannen, laden, jagen unnd treyben, die weil ein pfennig da ist. Solchs solt man mit dem weltlichen schwert weren, die weil da keinn ander hulff noch mittel ist.

O wolt got von hymel, das ein mal auch ein solch regiment wurd angefangen, die gemehnen frawen heufzer abzuthun, gleich wie in dem volck Israel war! Es ist yhe ein unchristliches bild, ein offentlich sund hausz zuhalten bey den Christenn, das vortzeiten gar ungehoret was. Es solt ein ordnung sein, das man knaben unnd meydlin zeitlich zusammen gebe, und solcher untugent furkeme. Nach solcher ordnung und weysze solten beyde geistlich und weltlich gewalt trachten. Ists bey den Juden muglich gewesen, warumb solt es nit bey den Christen auch muglich sein? Ja szo es in dorffen, merckten und etlich steten muglich ist, wie fur augen ist, warumb solt es nit ubiral muglich sein?

Es macht aber, das kein regiment in der Welt ist. Niemant wil erbeyten: darumb mussen die handtwercks leut yhre knechte feyren, die sein dan frey, und mag niemandt zehmen. Wo aber ein ordnung were, das sie musten ym gehorsam gehn, und sie niemandt auffnehm an andern orttenn, het man dissem ubel ein grosz loch gestopfft. Helff got, ich sorg, das hie der wunsch am grosten sey, hoffnung ist geringe, doch sein wir damit nit enschuldigt.

Nu sihe, das sein wenig werck der ubirkeit angetzeigt, aber doch szo gut und szovil, das sie uberflussig gutte werck und got zu dienen hat alle stund.[262] Disse werck aber wie die andern sollenn auch ym glauben gahn, ja den glaubenn uben, das nit yemandt durch die werck furnehm got gefallen, szondern durch zuvorsicht seiner huld solch werck seinem gnedigen lieben got nur zu ehre unnd lob thu, daryn seinem nehsten zu dienen und nutz sein.

Czum Achtzehenden, Das vierd werck dis gebottis ist gehorsam des gesindes unnd der werckleut gegen yhre hern, frawen, meyster und meysterin, davon sanct Paulus sagt Tit. ij. Du solt predigen den knechten odder dienern, das [Rand: Tit. 2, 9 f. 8.] sie yhre herren in allen ehren halten, gehorsam sein, thun was yhn gefellet, [Rand: 1. Tim. 6, 1.] sie nit betriegen, noch yhn widderstrebenn, auch darumb, dan damit machenn sie der lere Christi und unserm glaubenn ein guttenn namenn, das die heydenn nit mugenn uber uns klagenn unnd sich ergernn. Auch sanct Peter spricht: [Rand: 1. Petr. 2, 18 f.] Jr knecht sollt gehorsam seinn ewren herrenn umb gottis furcht willenn, nit allein denn gutigen und senfften, sondern auch den wunderwilligenn und unschlachtigen, dan das ist ein angenem ding fur got, szo yemand leydet unlust mit unschuld.

Nu ist die groste klag in der welt uber das gesind und erbeitleut, wie ungehorsam, untrew, ungetzogenn, forteylisch sie sein: das ist eine plage von got. Und furwar, das ist des gesinds einigs werck, damit sie selig mugen werdenn, durffen furwar nit viel wallen, disz odder das thun, haben gnug tzu thun, wen yhr hertz nur dahyn gericht stet, das sie gerne thun und lassen, was sie wissen yhren herren und frawen gefellig ist, und dasselb alles in einem einfeltigen glaubenn, nit das sie durch die werck wolten grosz vordienen, [Rand: Eph. 6, 5.] sondern das sie das alles in gotlicher huld tzuvorsicht (darinnenn alle vordienst [Rand: Col. 3, 24.] stehn) thun, lauterlich umb sonst ausz lieb und gunst zu got, ausz solcher zuvorsicht erwachsen, und sollen solch werck alle lassen sein ein ubung und vormanung, solchs glaubens und zuvorsicht ymmer mehr und mehr zustercken. Dan, wie gesagt ist nu vil mal, disser glaub macht alle werck gut, Ja er musz sie thun unnd der werckmeyster sein.

Czum Neuntzehenden, Widderumb die herren unnd frawen sollen yhr knecht, megd und erbtleut nit wutender wehsz regieren, nit alle ding auffs gnawst suchen, zu wehlen etwas nachlassen, und umb frids willen durch die finger sehen: dan es mag nit alle ding alle zeit schnur gleich zugan in keinem standt, die wehl wir auff erdenn in der unvolkommenheit lebenn. Davon sagt sanct Paul Colossen. iij. Jr herrenn solt mit ewrem gesindt gleich unnd [Rand: Col. 4, 1.] billich handeln, gedencken, das yhr auch einenn herrenn habt im hymel.[263] Darumb wie die herrenn wollen vonn gott nit mit yhnn auffs scherffist gehandelt, szondernn vil dinnges durch gnadenn nachgelassenn habenn, szo sollenn sie auch gegenn yhre gesindt deste sennffter seinn unnd etwas nachlassenn, unnd doch fleisz anwenden, das sie recht thun und got furchten lerenn.

Sihe da aber, was ein hauszwirt unnd fraw mag fur gutte werck thun, wie sein uns got alle gutte werck szo nahe, szo mancherley, szo stetiglich furlegt, das wir nit durffen fragen nach guten wercken, und wol vorgessen kunden der andern gleissenden, weit leufftigen, erfunden menschen wercken, als da sein wallen, kirchen bawen, ablas suchen, und der gleichen.

Hie solt ich auch wol sagen, wie ein weib seinem man, als seinem ubirsten, gehorsam, unterthenig, weichen, schweygen unnd recht lassen sol, wo es nit widder got ist, widderumb der man sein weib lieb haben, etwas nachlassen [Rand: 1. Petr. 3, 5 ff. / Eph. 5, 22 ff.] und nit genaw mit yhr handeln, davon S. Peter und Pauel vil gesagt habenn, [Rand: Col. 3, 18 ff.] aber es gehoret in weytter aufzlegunge der tzehenn gebot und ist ausz dissen stucken leicht zuerkennen.

Czum Zwentzigsten, Alles aber, was gesagt ist voll dissen werckenn, ist begriffen in den zweyen, Gehorsam und sorgfeltickeit. Gehorsam gepurt den unterthanen, sorgfeltickcit den uberhern, das sie fleisz haben yhr unterthanen wol zu regiren, lieblich mit yhn handeln, und alles thun, das sie yhn nutzlich und hulfflich sein: das ist yhr weg zum hymel, und yhr besten werck, die sie mugen thun auff erden, damit sie angenhemer sein fur gut, dan ob sie sonst [Rand: Röm. 12, 8.] eytel wundertzlichen theten. Also sagt sanct Pauel Ro. xij. wer ein ubirkeit hat, der lasz sein werck sein die forgfeltickeit, als solt er sagenn ›Er lasz sich nit yrren was ander leut oder stende thun, er sehe nit nach disem odder dem werck, es gleisse aber sey finster, sondern habe achten auff seinen standt, und denck nur, wie er denen nutzlich sey, die unter yhm sein: da bleib er auff, unnd lasz sich nit davon reyssen, wenn gleich der hymel fur yhm auff stund, nach davon jagen, wen auch die hell yhm nach lieffe, das ist die richtige straffe, die yhn zum hymel tregt‹.

O wer alszo achten auff sich und seinen stand het, des selben allein gewartet, wie ein reich mensch von gutten wercken solt das in kurtzer zeit werdenn, szo stil und heymlich, das niemandt dan got allein gewar wurde! Aber nu lassenn wir das alles faren, und leufft einer ynsz Carthusz, einer hie, der ander daher, gerad als werenn die gutte werck und gottis gebot in die winckel [Rand: Spr. 1, 20 f.] geworffen und vorsteckt, szo doch geschrieben stet Proverbi. i. das die gotliche[264] weiszheit yhr gebot ausz schreyet offentlich, in den straffen, mitten unter dem volck und in den pforten der stete, damit angetzeigt wirt, das an allen orten, stenden, zeitten ubirflussig furhanden sein, und wir sie nit sehen, vorblend anders wo suchen. Das hat Christus vorkundigt Matth. xxiiij. Wen sie euch [Rand: Matth. 24, / 23 ff.] werden sagen ›sich, hie ist Christus oder da‹, szo solt yhrs nit glauben, wen sie sagen werden ›sich da, in der wusteney ist er‹, szo geht nit hynausz, ›sihe da, in den heymlichen heusern ist er‹, szo gleubt es nur nit. Es sein falsche propheten und falsch Christen.

Czum xxi. widderumb geburt der gehorsam den unterthenigen, das sie alle yhren fleysz unnd auffsehen dahyn keren, zuthun und lassen, was yhr uber hern von yhn begeren, sich davon nit lassen reyssen noch treyben, es thu ein ander was er thu, lasz sich yhe nit duncken, das er wol lebe odder gutte werck thu, es sey beten odder fasten, odder wie es einen namenn haben mag, szo er in dissem nit ernstlich und fleyssiglich sich ubet.

Wo es aber keine, wie offt geschicht, das weltlich gewalt und ubirkeit, wie sie heyssen, wurden einen unterthanen dringen widder die gebot gottis odder dran hyndernn, da gaht der gehorsam ausz, unnd ist die pflicht schon auff gehabenn. Hie musz man sagen, wie sanct Peter zu den fursten der Juden sagt: Man musz gott mehr gehorsam sein, dan den menschen. Er [Rand: Apgsch. 5, 9.] sprach nit ›man musz den menschenn nit gehorsam sein‹, dan das were falsch, sondern ›gotte mehr dan den menschenn‹. Als wen ein furst wolt kriegenn, der ein offentliche unrechte sach het, dem sol man gar nit folgen noch helffen, die weil got geboten hat, wir sollen unsern nehsten nit todten, noch unrecht thun. Item szo er hiesse ein falsch getzeugnis geben, rauben, liegen odder betriegen, und des gleichen. Hie sol man ehe gut, ehr, leyp unnd leben faren lassen, auff das gottis gebot bleybe.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 6, Weimar 1888 ff., S. 250-265.
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