3.

[288] In der Landschaft Bredstede wohnten in alten Zeiten zwei Riesen, ein friesischer zu Drelsdorp und ein dänischer zu Viöl. Jeder rühmte sich oft gegen den andern seiner Stärke und beide lebten in fortwährendem Streit. Zuletzt, um diesem ein Ende zu machen und die Sache zu entscheiden, verabredeten sie sich, daß jeder einen Wurf nach des andern Kirchturm tun sollte. Der Drelsdorper Riese nahm einen großen Stein und schleuderte ihn mit aller Macht gegen den Viöler Kirchturm, so daß er seit der Zeit bis auf diesen Tag stumpf geblieben ist. Darüber ergrimmte nun der Viöler Riese noch mehr und nahm einen noch weit größern Stein, um den Drelsdorper Kirchturm zu zerschmettern. In der Hitze aber zielte er nicht recht, warf vorbei, und man zeigt noch heute den großen Felsblock im Moor eine gute Strecke hinter Drelsdorp. Aber viel hätte doch nicht gefehlt, so wäre der Drelsdorper Turm verloren gewesen; denn der Stein ist so nahe daran vorbeigeflogen, daß er bis auf den heutigen Tag ein bißchen schief steht. Es liegen noch zwischen Drelsdorp und Bredstede zwei Hünengräber, das eine ist ungewöhnlich lang; da soll ein Riese begraben sein, und das mag der Drelsdorper Riese sein.

Man sagt auch von dem Düppeler Stein, daß er gegen eine Kirche in der Nähe von Flensburg gerichtet gewesen sei. – Einen andern Stein, den eine Riesin auf die Kirche von Arrild im Törninglehn zuwarf, zeigt man bei diesem Dorfe. Bei Spandet zeigt man zwei Steine, einen, den ein Riese aus Arrild, den andern, den einer von Hvidding gegen die Kirche richtete. An dem Stein bei Medelbye, den ein Riese aus der Hand von Handewitt aus gegen die Kirche schleudern wollte, zeigt man noch die Spuren aller fünf Finger. Von dem Hamsdorfer Berge in der Hohner Harde wollte ein Riese einen Stein über die Eider werfen; er blieb aber diesseits liegen und ist der große Deckstein eines Riesenbettes.


[288] Volksbuch 1845, 90. Herr Hansen auf Sylt. – Dannevirke 1844, Nr. 57. Schriftlich. Vierter Bericht der Gesellsch. S. 35. – Der Stein bei Spandet, den ein Riese von Arrilt herüberwarf, hieß Krokone, und niemand ging vorüber, der sich nicht eine Weile dabei niedergelassen hätte.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 288-289.
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