2.

[312] Auch die Kirche zu Jordkirch erhielt auf dieselbe Weise ihren Altarbecher. Aber da man ihn nicht allein in der Kirche, sondern auch bei Krankenkommunionen gebrauchte, so zeigte sich, daß der Becher eine wunderbare heilsame Kraft habe. Die meisten Kranken, die daraus tranken, genasen. Es war auch in Gebrauch, daß er bei Hochzeiten ausgeliehen und den Neuvermählten vorgesetzt ward; denn man meinte, daß der Segen und das Glück der Ehe dadurch besonders gefördert werde. Nachdem das nun schon viele Jahre hindurch Sitte gewesen war, kam einmal ein armer, in Lumpen gekleideter Mann auf eine Hochzeit in Alsleben und bat, man möchte ihm doch erlauben, einen Trunk aus dem Becher zu tun, weil ihn das, wie ihm gesagt wäre, von einer sonst unheilbaren Krankheit heilen würde. Mitleidig gewährte das junge Ehepaar ihm seine Bitte; aber kaum hatte der Bettler den Becher in die Hand bekommen, so verschwand er damit vor den Augen der Leute.


Herr Pastor Hansen in Jordkirch. – Vgl. die Sage vom Oldenburger Horn bei Grimm, Deutsche Sagen Nr. 541. Thiele, Danm. Folkes. II, 227. 230. 232 f.

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Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 312.
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