1.

[20] Graf Alf auf Segeberg hatte dem Edelmann Hartwig Reventlow Gewalt antun lassen. Da machte dieser sich bei Nacht mit wenigen Leuten auf, wählte einen heimlichen Weg, den er sich gemerkt hatte, nach dem Schlosse zu, stieg über die Mauer und kam unbemerkt in des Grafen Schlafkammer, den er schlafend fand und so gefangen wegführen wollte. Darüber erwachte dieser, griff zu seinem Schwerte und verteidigte sich männlich, ward aber im Kampfe, wiewohl unwillens, von Hartwig erschlagen. Als dieser darauf seinen eignen jungen Sohn, der als Knappe beim Grafen in der Kammer war, erblickte, erstach er auch ihn, damit er nicht später der Verräter seines eignen Herrn gescholten werde, und legte seine Leiche neben die andre. Diese Geschichte ist abgemalet und heutiges Tages noch zu sehen in der Kirche zu Neumünster.


Albert Kranz, Saxon. VIII, 39. Vgl. Johann Petersen (1557) S. 80 und den Presbyter Bremens. S. 53. Dahlmann folgt Albert Kranz, obwohl Detmar S. 203 weiß, daß Adolf im Bette neben seiner Frau ermordet ward; so auch die Nordelvische Sassenchronik im Staatsbürgerl. Magazin 9, 359.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 20.
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