1. Merken van Hüt un Giestern.

[79] Et was ensmal en Bar. (Graf Steenbock)

De was all in de Klopp gewest

Un was verdrengt ut sinen Nest.

Et was ensmal en Bar.


De Bar kam in en Holt. (Holstein)

He keem in en recht lustig Holt,

Dat was van hogen Bömen stolt.

De Bar kam in en Holt.


Im Holte was en Leu. (König von Dänemark)

De was de rechte Herr vant Holt,

Em ehrden dar de Jung und Olt.

Im Holte was en Leu.


De Leu de was blesseert. (bei Gadebusch)

De Bar de sprak ganz sorgenfry:

»Wat schall de Leu doch schrecken my?«

De Leu de was blesseert.


De Bar de spökt int Holt. (Altona verbrannt)

Mit Brand und Schreck, mit Roof und Mord

He tog herum von Ort to Ort.

De Bar de spökt int Holt.


De Leu reep sine Fründe, (Moskau, Sachsen)

Den Veelfrat und dat Tigerdeert;

Et bleef keen Rum im Holde meer.

De Leu reep sine Fründe.


Da keem de Bar in Not.

He krop in ene klene Eck, (Eiderstede)

Et ward en Spott ut sinen Schreck.

Da keem de Bar in Not.


Im Holt was ock en Foß. (Der Administrator)

Dat was en Wendheuk1 in de Hut,

De Leu hatt em to veel totrut.

Im Holt was ock en Foß.
[79]

Reink sprunk den Baren by.

Vorerst holp he em ut de Not

Und stack den Dorn in sinen Pot. (Pfote)

Reink sprunk den Baren by.


He nahm em in de Kuhl, (Tönningen)

Und seed: »Dat het de Wolf gedaen«, (der Kommandant Wolf)

Doch kann man genog de Ränk verstaen.

He nahm em in de Kuhl.


Da gingt op beide los.

Den Foß ward sin Fell brav gekloppt,

De Kuhl an alle End verstoppt.

Da gingt op beide los.


De Bar brukt Reinkens Streek. (Steenbocksche Konferenzen)

He schmeerde jedermann dat Mul,

Sik to erholden und de Kuhl.

De Bar bruk Reinkens Streek.


Wat ward toletzt darut?

De Bar ward fast, de Leu getröst,

De Kuhl verstört, dat Holt ganz wöst.

Min Merken dat is ut.


Durch Dr. Klander in Plön nach einer handschriftlichen Aufzeichnung mitgeteilt, die sich bei einer aus Norderdithmarschen stammenden Sammlung historischer und polemischer Broschüren über die Belagerung Tönnings fand. Klander bemerkte, daß zwar das Lied kein Volkslied (seine Melodie sei offenbar nach: »Es war einmal ein Mann«), aber doch wohl der Bekanntmachung wert sei. – Es gab noch andere Lieder auf Steenbock. Aus Dithmarschen ist mir diese Strophe bekannt:


Steenbock, bist du noch verwegen,

Wie du pflegest sonst zu sein?

Oder wolltest du den Degen

Freudig mit mir stecken ein?


In Lauenburg (und Mecklenburg) singt man noch den Reim:


Piep, Dänen, piep,

Schonen bist du quiet.

Vör Stralsund (oder Wismar) hestu lange lęgen,

Bi Gadebusch hestu Schläge kręgen.

Piep, Dänen, piep etc.


Fußnoten

1 Ein unbeständiger, wetterwendischer Mensch, einer, der den Mantel nach dem Winde hängt. Hoiken (holl. huyke) ist eine Art kleiner Frauenmäntel, die zugleich den Kopf bedecken; jetzt nur noch in einigen Gegenden und bei besonderer Gelegenheit (Beerdigung etc.) getragen. Sprichwörter sind noch: den Hoiken op beiden Oren drägen, es mit beiden Parteien halten; den Hoiken na den Wind keren. Man vgl. Neocorus I, 160. Bremisches Wörterbuch unter dem Worte.


Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 79-80.
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