III. Theil.
Die Pflichten geg'n an Pfarrer.

[80] Wos is denn a Pfarrer so nach enkra Moanung? han, sagt's ma's a mal! Net wohr, a Pfarrer is der, der si hinhockt, enk Meß und Amt lest, enkri Wechselbalg taft, in enkri stinkati Scheißlöcher 'nein schmeckt, wenn's krank seids, enka dreckigi Seel in Himmel 'neinbeteu soll, und in Beichtstuhl drin nacha enkri stinkaten Mog'n-Gschmacha[80] sich in's Gesicht 'neinkoppen lassen muß, wenn's zuvor, wie's ma letzthin begegn't is (ober da soll ma nonmal oana kömma, den wirf i beim Schippel zum Beichtstuhl aussi), wenn's zuvor um a Kreuzer a 6 Radi g'fressen habt's, und a Glasl a 4 Branntwein dazu – net wohr, dös is nach enkra Moanung a Pfarrer! – O meine Säu, o meine Säu! Wos habt's ös für an Begriff von an Pfarrer! Bedenkts a mal die Beschwerlichkeiten, die ma hat. Bedenkt's a mal den Nutzen, den's ziegt's von uns! – Wenns krank seid's, wenn's a mal auf d'Letzt geht und steht 's Dokterl da vor enkern Bett, und schneidt bedenkli G'sichta und konn enk do net helfa; wenn der Boder z.E. dasteht und hot enk alli Kräuter der Welt in enka stinkats Sauloch nein g'spritzt und ös könnt's doch net scheißen; wenn der Apotheker für seine Kräuter und Pulverln enk den letzten Pfenning o b'schissen hat, und alles und alles is umsonst: zu wem geht's nacha, han? Gelts, zum Pfarrer! Der muaß enk helfen, wenn enk Neamat mehr helfa kon, der muaß enk herrichten, damit's doch mit Ehr'n im Himmel auftreten därft's, also sollt's 'n a besser respektirn, net den schlechtesten[81] Büffling Erdäpfel zon Zehet onweisen, net 's ganz Jahr nix hint und nix vorn, koan Hendl, koan Antl, koan Dreckerl und koan Schwanzerl zum Präsent, daß ma allzeit mit dem Exekutionsboten das rausklopfen muß, was oan vor Gott und der Welt g'hört. Wie muß i mi net oft oschreia, wenn i enk a Predi halt, wie deutli, wie verständi trog i's vor! Wie schön druck i mi aus! oba non, dös muß i alles umsonst thun, do is koan Red von an Dank. Aber non net gnua, verläumden a non. Hot neuli oaner öffentli im Wirthshaus g'sagt: 's Hur'n war koan Sünd, denn thut's der Pfarrer selber mit seiner Köchin! – Mit meiner Köchin! – bitt enk um alles mit meiner Köchin! O du armer Narr, o meine Köchin! Du seel'nguta Tropf! dir sog'ns so was nach. Die blutinga Thräna möcht i moana. I wollt's ihna verzeiha, daß si's mir nachg'redt hobn, aber meiner Köchin, an altes Mensch von 36 Jahr'n, die wie i bestimmt woas, non alle Zeichen der Jungfrauschaft hat – dir reden's so was nach! – Aber laßt's gut sein, es kümmt schon der Tag, wo si's bereuen werden, er kümmt g'wiß. O meine Bauern! glabt's denn wenn i dös thun wollt und dürft, da nehmet i[82] mein Köchin? do wißt i mir schon a änderi, jüngeri, wo i mehr Freud hob'n könnt, z.B. d'Weihbaurn Anmiedl war a so a Parthie für mi (unter uns g'redt), aber – pfiet mi Gott – weich Teufel, weich, i bleib für mi. Es durft heut non 's Cölibat aufg'hob'n wern – moant's i that heirath'n, obwohl i der Monn war, der non a Frau versegn (versteht's mi wohl) und d'ernähr'n kunnt. Aber nan! i enk a so a Kinder a zwölf hersetzen, die nach mein Tod s'Dörfl dernährn müßt – na so was thu i net! – Aber eb'n deßweg'n sollt's sis a derkenna, was'ts für an Monn habt's an mir, und auch enker Schuldigkeit thon, und so mit die Pflichten gegen Gott und den Landsherrn auch die gegen euern Seelenhirten, euern Freund, euern Pfarrer verbinden, was i enk schlüßli in folgenden Verslein ans Herz leg'n will:


Gott gibt enk 's Leb'n und den Verstand,

Der König sorgt für Fried' im Land;

Drum sollt's auch Gott von Herzen lieb'n,

Den Landesvater net betrüb'n.

Der Pfarrer sorgt für enker Heil,

Drum sorgt's ös a für's Pfarrers Mäul. Amen.


Quelle:
D. C. Müller: Gedichte, Aufsätze und Lieder im Geiste Marc. Sturms. Rorschach 1853, S. 80-83.
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