Der Tragödie II. Teil

[74] In Frankreich (Paris). Die Königin Isabella und der Prinz Eduard.


KÖNIGIN ISABELLA.

Ganz ohne Freunde sind wir hier in Frankreich,

die Lords sind grausam und der König ungut.

Was sollen wir tun, mein Sohn?

PRINZ EDUARD.

Zurück nach England, Mutter!

Dem Vater zum Gefallen, und dann pfeif ich

auf meines Onkels Anhang hier in Frankreich!

Ich bürg dirs, schnell gewinn ich Seine Hoheit,

sie liebt mich sicher mehr als tausend Spencers.

KÖNIGIN ISABELLA.

Ach, Kind, du irrst dich wenigstens in dem:

noch an Verständigung von uns zu denken.

Der Riß ist gar zu weit. Ungütiger Valois.

Wenn Frankreich mich Unglückliche verstößt,

wohin soll dann ich meine Schritte lenken?


Sir John von Hennegau tritt auf.


SIR JOHN.

Wie geht es Euch, Madame?

KÖNIGIN ISABELLA.

Ach, guter John von Hennegau,

noch nie so freudlos, nie so sehr verzweifelt!

SIR JOHN.

Ich höre, Fürstin, von des Königs Roheit;

doch trauert nicht, Madame; denn hoher Sinn

verzweifelt nie. Will Euer Gnaden mit mir

nach Hennegau und dort mit Eurem Sohn

der besseren Zeiten harren? Wollt Ihr, Mylord,

mit Euren Freunden unser Schicksal teilen?

PRINZ EDUARD.

So möchte es die Königin, doch ich will:[75]

nicht Englands König, noch der Hof von Frankreich

sollen mich von meiner Mutter Seite reißen,

bis ich zum Lanzenbrechen stark genug bin;

und dann dem frechsten Spencer an den Kopf.

SIR JOHN.

Recht so, mein Prinz!

KÖNIGIN ISABELLA.

O süßes Herz, ich gräm mich deines Irrtums

und triumphiere in der Hoffnung auf dich.

Ach, lieber Sir, selbst an den letzten Saum

Europens, an die Küste Tanais,

wir wollen mit nach Hennegau – wir wollens.

Der Markgraf ist ein edeler Herr;

Seine Gnaden, hoffe ich, heißt uns willkommen.

Doch wer sind diese?


Kent und der jüngere Mortimer kommen.


KENT.

Lang lebe die Königin

und glücklicher als Eure Freund in England!

KÖNIGIN ISABELLA.

Lord Edmund und Lord Mortimer am Leben?

Willkommen hier! Die Nachricht kam, Mylord,

ihr wäret tot oder sehr nah am Tode.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Das letztere, Fürstin, kam der Wahrheit näher:

doch Mortimer, für besseres Glück bestimmt,

hat abgestreift die Sklaverei des Towers

und lebt, mein guter Prinz, für Eure Fahne.

PRINZ EDUARD.

Wie meint Ihr? – Und der König lebt, mein Vater!

Nein, Mortimer, fürwahr, ich glaub es nicht!

KÖNIGIN ISABELLA.

Warum nicht, Sohn – ich wollt, es wär nichts Schlimmeres.

Doch, edele Lords, freundlos sind wir in Frankreich.[76]

DER JÜNGERE MORTIMER.

Der Herr le Grand, ein edeler Freund von Euch,

erzählte uns bei unsrer Ankunft alles:

wie hart die Edelen und wie schlimm der König

gezeigt sich hätten. Doch Recht schafft Raum sich,

wo Waffen fehlen; und wenn auch viele Freunde

verloren sind, wie Warwick, Lancaster

und andere von unserer Partei,

so haben wir in England Freunde noch,

die händeklatschend hoch die Kappen würfen,

uns dort zu sehen, gewappnet gen die Feinde.

KENT.

Wär alles gut schon, Eduard schon bekehrt

zu Englands Friedensruh und Englands Ehre.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Nur mit dem Schwert, Mylord, könnt Ihrs erreichen.

Von seinen Schmeichlern läßt der König nie.

SIR JOHN.

Ihr Lords von England, da der König Frankreichs

unfreundlich Waffenhilfe hier verweigert

der vielbedrängten Fürstin, seiner Schwester,

so geht mit ihr nach Hennegau. Wir finden

ohne Zweifel Trost, Geld, Mannen und Freunde,

um Englands König bald herauszufordern.

Was sagt Ihr, Prinz, und denkt von diesem Wettspiel?

PRINZ EDUARD.

Ich denk, der König überrennt uns alle.

KÖNIGIN ISABELLA.

Nicht doch, mein Sohn, Ihr müßt nicht so die Freunde

entmutigen, die so gern Euch helfen.

KENT.

Sir John von Hennegau, verzeiht, ich bitte:

der Trost, den Ihr der armen Königin gebt,

zwingt uns durch Güte alle zum Gehorsam.[77]

KÖNIGIN ISABELLA.

Ja, lieber Schwager, und der Gott im Himmel

mög Eure gute Regung segnen, Sir.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Der edele, kampfbereite Ritter hier

ist, wie ich seh, als Anker uns bestimmt.

Sir John von Hennegau, es sei dein Ruhm,

daß Englands Königin und Lords in Not

von dir getröstet und gerettet wurden.

SIR JOHN.

Madame, und Ihr, Mylords, mit mir hinweg,

daß Englands Peers sehn Hennegaus Empfang.


Alle ab.

In einem Zimmer des Königspalastes von Westminster. Es treten auf König Eduard, Lord von Arundel, der ältere und der jüngere Spencer und andere Lords.


KÖNIG EDUARD.

So triumphiert nach grausem Kriegesdrohn

mit seinen Freunden Eduard von England.

Triumph dem Eduard mit unbesiegten Freunden!

Mylord von Gloster, hörtet Ihr das Neuste?

DER JÜNGERE SPENCER.

Was Neues, Herr?

KÖNIG EDUARD.

Ei, Mann, es heißt, es gab ein groß Gericht

durchs ganze Königreich. Lord Arundel,

Ihr habt doch wohl die Liste noch bei Euch?

ARUNDEL.

Ja, Herr, vom Gouverneur des Towers.

KÖNIG EDUARD.

Ich bitte, laßt sie sehn.


Er nimmt die Liste.


Was gibt es da?

Lies, Spencer, du.


Er gibt die Liste dem jüngeren Spencer, der die Namen vorliest.
[78]

KÖNIG EDUARD höhnisch lächelnd.

Vor einem Monat bellten sie noch laut,

jetzt, auf mein Leben, bellen und beißen sie nicht.

Gibts, Sirs, von Frankreich Neues? Gloster, traun,

die Lords von Frankreich lieben Englands Geld so,

daß Isabell dort keine Hilfe findet;

was bleibt zu tun? Habt Ihr, Mylord, verkündet

Belohnung dem, der Mortimer herbeischafft?

DER JÜNGERE SPENCER.

Ja, Herr, wir habens; ist er noch in England,

wird er bald hier sein, daran zweifelt nicht.

KÖNIG EDUARD.

Wenn, sagst du, Spencer? Sicher wie der Tod,

er ist in England. Unsere Hafenmeister

sind, wills der König, nicht so nachlässig.


Ein Bote kommt.


Was gibts? Was bringst du Neues? Woher kommt das?

BOTE.

Ein Brief, Herr, ist es mit Nachrichten aus Frankreich

an Euch, Mylord von Gloster, von Levune.


Der Bote gibt die Briefe dem jüngeren Spencer.


KÖNIG EDUARD.

Lest.

DER JÜNGERE SPENCER liest.

Meinen pflichtschuldigen Gruß zuerst an Euer

Gnaden usw. Ich habe gemäß der Instruktion für

diesen Auftrag mit des Königs von Frankreich

Großen verhandelt und erreicht, daß die Königin

ganz unzufrieden und ohne Tröstung fortgegangen

ist; wenn Ihr fragt, wohin: mit Sir John von

Hennegau, dem Bruder des Markgrafen, nach Flandern.

Mit ihnen gingen Lord Edmund und Lord Mortimer,

die in ihrem Gefolge verschiedene Leute Eures

Vaterlandes und auch andere haben; und es erhält sich das

Gerücht, daß sie dem König Eduard eine Schlacht

zu liefern beabsichtigen, und zwar schneller, als er sich ihrer[79]

versehen kann. Das sind die Neuigkeiten von Belang.

Euer Gnaden stets zu Diensten

Levune.

KÖNIG EDUARD.

Ha, Schurken, ist der Mortimer entschlüpft?

Mit ihm vereint ist Edmund fortgegangen?

Den Reigen führt Sir John von Hennegau.

Bei Gott, Madame, mit Eurem Sohn willkommen!

England wird euch und eure Rotte grüßen.

Spreng vorwärts, lichter Phöbus, durch den Himmel

und dunkele Nacht im rostigen Eisenwagen,

verkürze deine Zeit, ich bitte dich,

daß ich den höchsterwünschten Tag erblicke,

an dem im Feld wir die Verräter treffen.

Nichts grämt mich so, als daß mein kleiner Sohn

verführt ward, ihre Bosheit so zu stützen.

Nach Bristow, Freunde, kommt, uns dort zu rüsten:

seid, Winde, so gerecht, sie herzubringen,

als ihr wart ungerecht, sie fortzutragen.


Nähe von Harwich. Königin Isabella, Prinz Eduard, Kent, der jüngere Mortimer und Sir John von Hennegau.


KÖNIGIN ISABELLA.

Ihr Lords, Landsleute und geliebte Freunde,

mit gutem Wind willkommen all in England.

Die besten Freunde ließen wir in Belgien,

der Heimat Freunde hier zu treffen. Böser Fall,

der Kraft mit Kraft verknüpft und Schwert und Degen,

in Bürgerzwisten Sipp und Landsmannschaft,

sich selbst in andern schlachten läßt und ihre Körper

durch eigene Waffen bluten! Doch was hilfts?

An allem Graus sind schuld verführte Könige.

Vor ihnen allen, Eduard, bist du einer,

des Lockerheit dies Land dem Raube preisgab,

der den Kanal vom Blut des eigenen Volkes

ließ überströmen. Schirmherr solltest du sein,

doch du –

DER JÜNGERE MORTIMER.

Nein, Königin, wollt Ihr ein Krieger sein,[80]

müßt Ihr mit solcher Leidenschaft nicht reden.

Lords, da der Himmel uns hier landen ließ,

gewappnet für Rechte dieses Prinzen,

schwören wir ihm, um unseres Landes willen

Vasallentreue, Lehnspflicht, Kriegsbereitschaft.

Und für das offenkundige Unrecht, das

Eduard an uns, dem Land, der Königin tat,

stehn wir in Waffen, es durchs Schwert zu rächen,

daß Englands Königin in Frieden wieder

besitze ihre Ehr und Würden; nebenbei

vom Könige die Schmeichler fortzuräumen,

die Englands Reichtum, seinen Schatz, vergeuden.

SIR JOHN.

Trompeten blast; Mylord, wir wollen marschieren.

Der König denkt, wir kommen, ihm zu schmeicheln.

KENT.

Ich wollt, ihm wär nie mehr geschmeichelt worden!


Alle ab.

Die Szene ist in der Nähe von Bristow. König Eduard, Baldock und der jüngere Spencer treten auf.


DER JÜNGERE SPENCER.

Flieht, Herr, die Königin ist überstark.

Es wächst ihr Anhang, und der Eure sinkt.

Gehn wir nach Irland, Atem dort zu schöpfen.

KÖNIG EDUARD.

Wie, ward ich geboren, zu fliehn und fortzulaufen,

die Mortimers erobernd hier zu lassen?

Bringt mir mein Pferd, ermutigen wir die Truppen,

in diesem Ehrenbett mit Ruhm zu sterben.

BALDOCK.

O nein, Mylord, der fürstliche Entschluß

paßt diesmal nicht hierher, fort, man verfolgt uns.


Alle ab.

[81] Kent tritt auf mit Schwert und Schild.


KENT.

Hier floh er hin, ich bin zu spät gekommen.

Eduard, hallo! mein Herz erweicht sich dir.

Kecker Verräter Mortimer, was hetzt du

den angestammten König mit dem Schwert?

Ich feiler Schurke! Warum hab ich roh

das Schwert erhoben gegen meinen Bruder?

Laß Racheschauer regnen auf mein Haupt,

du Gott, dem es gerechterweise zusteht,

die scheußliche Verräterei zu strafen.

Eduard, der Mortimer sinnt dir Verderben.

So flieh ihn denn! Doch Edmund, kühl die Wut,

verstell dich oder stirb, denn Mortimer

und Isabell verschwören sich und küssen;

und doch, bei Gott, trägt sie der Liebe Maske.

Pfui dieser Brunst, die Tod und Haß gebiert!

Fort, Edmund, fort, Bristow zu Longshanks Blut

ist falsch; laß nicht Verdacht allein dich finden.

Denn Mortimer paßt dir auf alle Schritte.


Königin Isabella, Prinz Eduard, der jüngere Mortimer, Sir John von Hennegau treten auf.


KÖNIGIN ISABELLA.

Erfolg in Schlachten gibt der Gott der Könige

dem, der mit Recht ficht, Fürchter seines Zornes.

Da wir Erfolg und Sieg davongetragen,

sei Dank dem großen Himmels-Herrn und euch;

eh wir noch weiter gehen, edle Lords,

ernennen wir hier unseren lieben Sohn

aus Lieb und Fürsorg für sein fürstlich Leben

zum Reichsverweser; und da die Geschicke

den Vater sein so höchst unglücklich machten,

verfahret, ihr getreuen Lords, hierin,

wie euer Weisheit es am besten dünkt.

KENT.

Madame, darf ich ganz harmlos fragen: was

Ihr nach dem Fall mit Eduard machen wollt?[82]

PRINZ EDUARD.

Sagt, welchen Eduard meint Ihr, lieber Ohm?

KENT.

Den Vater, Neffe, ich darf nicht König sagen.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Mylord von Kent, was braucht es dieser Fragen?

Es steht bei ihrem Willen nicht, noch unserem,

doch was dem Reich und Parlament gefällt,

das soll mit Eurem Bruder dann geschehn. –


Beiseite zur Königin.


Ich liebe nicht diesen weichen Zug an Edmund,

man wird guttun, beizeiten aufzupassen.

KÖNIGIN ISABELLA.

Der Mayor von Bristow kennt ja unsere Absicht.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Gewiß, Madame, und die entkommen schwer,

die schlachtenflüchtig.

KÖNIGIN ISABELLA.

Baldock ist mit dem König.

Ein feiner Kanzler das, nicht wahr, Mylord?

SIR JOHN.

Und auch die beiden Spencers, Sohn und Vater!

KENT.

Dieses, Eduard, ist der Untergang des Reiches.


Es treten auf: Rice ap Howell, Ratsherrn der Stadt, Gefolge mit dem gefangenen älteren Spencer.


RICE.

Gott schütz die Königin und ihren Prinzen.

Die Bürger und das Oberhaupt von Bristow

schenken zum Zeichen ihrer Lieb und Treue

durch mich dem Staate diesen Hochverräter.

Spencer, den Vater jenes Schalksnarrn Spencer,

der – wie in Rom der Meuterer Catilina –

in Englands Schatz und Wohlstand schwelgte.[83]

KÖNIGIN ISABELLA.

Euch allen Dank.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Für diese Liebessorge

verdient Ihr königliche Gunst und Lohn;

doch wo sind Eduard und der andere Spencer?

RICE.

Spencer, der Sohn, ernannter Graf von Gloster,

ist mit dem Zungengleisner Baldock fort

und schiffte grad nach Irland mit dem König.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Ein Wirbelwind ersäufe oder bring sie;

ich zweifle nicht, sie kommen bald ums Leben.

PRINZ EDUARD.

Wann sehe ich den König, meinen Vater?

KENT beiseite.

Unseliger Eduard, verjagt aus England!

SIR JOHN.

Madame, was wartet Ihr und steht versonnen?

KÖNIGIN ISABELLA.

Mich schmerzt das Unglück meines Herrn. Doch ach!

die Sorge um mein Land trieb mich zum Krieg.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Madame tat es mit Sorg und Trauerklagen.

Euer König hat das Land und sich geschändet,

gutmachen müssen wirs, so gut es geht.

Bringt den Rebellen inzwischen auf den Block.

DER ÄLTERE SPENCER.

Rebell ist der, der gen den Fürsten ficht;

so fochten nicht, die Eduards Recht verfochten.[84]

DER JÜNGERE MORTIMER.

Schafft ihn hinaus, er faselt.


Gefolge mit dem älteren Spencer ab.


Rice ap Howell,

Ihr sollt der Königin gute Dienste tun,

da Ihr im Lande hier in Ansehen steht,

und folgen den rebellischen Flüchtlingen.

Madame, wir müssen derweil uns beraten,

wie schließlich Baldock, Spencer und Gelichter,

bis sie erledigt, zu verfolgen sind.


Alle ab.

In der Abtei von Neath. Es treten auf der Abt, Mönche und vermummt der König Eduard, der jüngere Spencer und Baldock.


ABT.

Mylord, habt keinen Zweifel, keine Angst:

wir wollen so sorgsam, so verschwiegen sein,

um Eurer Majestät Person zu sichern,

frei von Verdacht und Überfall

von denen, die die Majestät verfolgen,

Euch selbst und die Ihr zu Gefährten wähltet,

wie die Gefahr in diesen Stürmen fordert.

KÖNIG EDUARD.

Vater, dein Antlitz darf Verrat nicht bergen,

o wärest je ein König du gewesen;

dein Herz, durchbohrt vom Anblick meines Elends,

könnt Mitleid nur mit meinem Zustand fühlen.

Stattlich und stolz durch Reichtum und Gefolge,

Lebt ich bis jetzt in Pomp und voller Pracht.

Doch wo wär der, den Thron und Königswürde

im Leben nicht und Tod elend gemacht.

Komm, Spencer; Baldock, komm, setz dich zu mir,

erprobe nunmehr die Philosophie,

die du an Brüsten hochberühmter Schulen

von Aristoteles und Plato einsogst.

Dies Leben voll Beschaulichkeit ist Himmel;

könnt ich ein Leben so voll Ruhe führen!

Doch ach, wir sind verfolgt und ihr, Geliebte –

sie wollen euer Leben, meine Schande.[85]

Ihr edelen Mönche: für Schätze, Gold und Lohn

verratet mich und mein Gefolge nicht.

EIN MÖNCH.

Ihr möget sicher sitzen, Euer Gnaden,

wenn niemand sonst um Euer Hiersein weiß.

DER JÜNGERE SPENCER.

Nicht einer! Dennoch war mir recht verdächtig

ein düsterer Kerl auf einer Wiese unten:

er sah mit langem Blick uns nach, Mylord,

und alle Welt ist, weiß ich, unter Waffen,

Waffen, die unserem Leben tödlich dräun.

BALDOCK.

Wir waren nach Irland eingeschifft, doch leider

von Widerwind und schlimmem Sturm gezwungen,

an Land zu gehn und hier in Furcht zu schweben

vor Mortimer und seinen Mitverschwornen.

KÖNIG EDUARD.

Mortimer, wer spricht von Mortimer!

Wer kränkt mich mit dem Namen Mortimer?

Ein Bluthund das! In deinen Schoß, mein Vater,

leg ich dies Haupt, mit Sorgen schwer beladen.

O möcht ich diese Augen nie mehr öffnen,

nie mehr erheben dieses müde Haupt,

nie mehr erheben dies mein sterbend Herz.

DER JÜNGERE SPENCER.

Blickt auf, Mylord! – Baldock, die Schläfrigkeit

besagt nichts Gutes; – da sind wir schon verraten!


Rice ap Howell, ein Schnitter und Leicester dringen mit Walliser Streitaxtträgern herein.


DER SCHNITTER.

Bei meinem Leben! Dies sind die Gesuchten!

RICE.

Genug, mein Bursch. Herr, bitte, macht es kurz,

ein höherer Wille läßt uns dieses tun.[86]

LEICESTER für sich.

Der Königin Will, erregt von Mortimer!

Was setzte Mortimer bei ihr nicht durch!

Sieh, wie der dort sitzt, hoffend, ungesehen

entfliehn zu können mörderischen Händen.

Zu wahr ist es: »Wen der Morgen machtvoll sieht,

den sieht der Abend schon im Niedersturz.«

Doch Lester, laß dein Mitgefühl nicht wachsen.


Laut.


Spencer und Baldock – bei keinen anderen Namen –

nehm ich euch hier ob Hochverrates fest.

Pocht nicht auf Titel, sondern folgt in Haft.

Es ist im Namen Isabells, der Königin.

Was sinkt Ihr so zusammen, Herr?

KÖNIG EDUARD.

O Tag, du letzter meines Erdenglücks,

Schwerpunkt des Unglücks, o ihr meine Sterne,

was blickt so finster ihr auf einen König?

Komm, Lester, denn, im Namen Isabells

mein Leben mir, die Freunde mir zu nehmen.

Hier, Mann, reiß auf die atemfrohe Brust

und nimm mein Herz als Pfand für meine Freunde.

RICE.

Fort mit ihnen!

DER JÜNGERE SPENCER.

Du wirst wohl noch erlauben,

daß wir von seiner Gnaden Abschied nehmen.

DER ABT beiseite.

Mir bricht das Herz vor Mitleid, wenn ich sehe,

welch Worte und Gebot ein König duldet.

KÖNIG EDUARD.

Mein lieber Spencer, müssen so wir scheiden!

DER JÜNGERE SPENCER.

Wir müssen, Herr, so wills der Zorn des Himmels.[87]

KÖNIG EDUARD.

So wills die Höll und Bosheit Mortimers.

Des Himmels Huld hat nichts hiermit zu tun.

BALDOCK.

Herr, nutzlos ist, zu klagen und zu toben.

Wir nehmen untertänigst unseren Abschied.

Gefallen ist unser Los, ich fürcht, auch deines.

KÖNIG EDUARD.

Im Himmel sehn wir uns, hier niemals wieder!

Und Lester, sag, was wird mit uns geschehn?

LEICESTER.

Nach Killingworth muß Eure Hoheit gehen.

KÖNIG EDUARD.

Muß! Es ist hart, wenn Könige gehen müssen.

LEICESTER.

Für Euer Gnaden ist die Sänfte da,

die auf Euch wartet, und der Tag wird alt.

RICE.

Viel lieber geht, als bleibt, bis daß es Nacht wird.

KÖNIG EDUARD.

Eine Sänfte hast du? Legt mich auf die Bahre

und bringt mich fort von hier zur Höllenpforte,

laßt Plutos Glocken meinen Tod ausläuten

und Furien ihn an Charons Strand beheulen;

denn Freunde hab ich außer diesen nicht,

die sterben müssen durch Tyrannenschwert.

RICE.

Mylord, geht nur, habt keine Sorg um diese,

wir sehn sie bald um ihre Köpfe kürzer.

KÖNIG EDUARD.

Gut, – was sein muß, muß sein. Scheiden heißts,

lieber Spencer, lieber Baldock, scheiden![88]

Fort, falsches Kleid, nicht falsch ist nur mein Leid.


Er reißt die Verkleidung ab.


Vater, lebt wohl. Lester, du wartest schon,

und ich muß gehn. Lebt, Freunde, wohl, und Leben!


Der König mit Leicester ab.


DER JÜNGERE SPENCER.

O! ist er fort? Der edle Eduard fort?

Von hier gegangen? Nie mehr uns zu sehen?

Brich, Himmel, ein! Sonne, laß deine Bahn!

Erde, zerschmilz! Fort ist mein Lehensherr,

fort ist er, fort! Ach! Niemals kommt er wieder!

BALDOCK.

Spencer, ich sehe unsere Seelen fliehn;

wir sind beraubt der Sonne unseres Lebens:

bereite dich für neues Leben, aufwärts

heb Augen, Händ und Herz zum Himmelsthron;

zahl der Natur mit frohem Angesicht Tribut.

Das ist der ganzen Weisheit letzter Schluß:

zu sterben, Lieber, darum leben wir,

zu sterben, leben all und steigen, um zu fallen.

RICE.

Kommt, kommt, laßt diese Predigten, bis Ihr am

vorgeschriebenen Platze seid. Ihr und euresgleichen

habt in England schöne Geschichten angestellt; wollen

eure Lordschaften nun endlich fort?

DER SCHNITTER.

Eure Lordschaft, hoff ich, werden sich meiner erinnern.

RICE.

Mich deiner erinnern, Bursche! was sonst wohl?

Folge mir zur Stadt.


Halle des Schlosses Killingworth. König Eduard, Leicester, Bischof von Winchester und Trussell.


LEICESTER.

Geduld, mein guter Herr, hört auf zu klagen;

denkt, Killingworth sei Euer Hof und Ihr[89]

wohntet ein Weilchen hier nur zum Vergnügen

und nicht aus Zwang und aus Notwendigkeit.

KÖNIG EDUARD.

Lester, wenn gutes Wort mich trösten könnte,

hätte dein Zuspruch längst mein Leid gelindert,

denn immer warst du gut und liebevoll.

Der Bürger Schmerzen sind gar bald gestillt,

doch die der Könige nicht. Der wunde Hirsch

rennt um ein Kraut, das seine Wunde schließe;

doch klafft das Fleisch dem königlichen Leun,

reißt er und rauft es mit der grimmigen Pranke,

und außer sich vor Wut, daß niedere Erde

sein Blut soll trinken, bäumt er sich gen Himmel;

so stehts um mich, des unerschrockenen Sinn

der Ehrgeiz Mortimers zu beugen trachtet

und dieser Königin Mißart, Isabells

der Falschen, die mich so gefangen setzte.

Ach, solches Überleid sättigt die Seele,

daß ich auf Fittichen des Grolls und Ekels

mich oft genug zum Himmel schwingen möchte,

um beide vor den Göttern zu verklagen.

Bedenk ich dann, daß ich ein König bin,

dünkt mir, ich soll mich für die Unbill rächen,

die Mortimer und Isabell mir taten.

Doch was sind Könige, wenn die Macht dahin?

Nur scharfe Schatten eines Sonnentages!

Die Lords regieren, und ich heiße König,

trage den Reif und bin beherrscht von ihnen,

von ihm und meiner ungetreuen Königin,

die mir das Ehebett mit Schmach befleckt,

dieweil ich diese Gruft des Grams bewohne,

wo Sorge mir am Ellenbogen steht

und Jammer meinem Herz Gesellschaft leistet,

das in mir blutet ob des schnöden Wechsels.

Doch sagt mir, muß ich jetzt der Kron entsagen,

den Räuber Mortimer zum König machen?

BISCHOF VON WINCHESTER.

Ihr irrt Euch, Herr, wir bitten um die Krone

für Englands Heil und Eduards prinzlich Recht.[90]

KÖNIG EDUARD.

Es ist für Mortimers, nicht Eduards Haupt!

Der ist ja nur ein Lamm, umringt von Wölfen,

die plötzlich ihm das Leben rauben werden.

Doch trägt der eitele Mortimer die Krone,

laß, Himmel, sie zu Loh und Feuer werden;

laß sie, ein Schlangenband des Tisiphon,

die Schläfen des verhaßten Kopfs umwinden,

damit nicht Englands Weinstock untergehe

und Eduards Name lebt, wenn Eduard stirbt.

LEICESTER.

Mylord, warum vertut Ihr so die Zeit?

Die Antwort drängt: legt Ihr die Krone ab?

KÖNIG EDUARD.

Lester, bedenk, wie schwer ichs tragen muß,

so grundlos Reich und Krone zu verlieren

und an die Ehrsucht Mortimers mein Recht,

der wie ein Berg mein Glück im Sturz begräbt.

Wie völlig jetzt ist doch mein Geist vernichtet!

Doch was der Himmel will, ich muß gehorchen:

hier, nehmt den Reif und Eduards Leben auch.


Er nimmt die Krone ab.


Zwei Könige Englands kanns zugleich nicht geben.

Doch halt – laßt bis zur Nacht mich König sein,

daß ich aufs Funkeln dieser Krone starre,

mein Auge soll sein letztes Labsal haben,

mein Haupt die letzte Ehre, die ihm ziemt,

und beide verlieren zugleich ihr gutes Recht.

Schein immerzu, du Sonne, hoch am Himmel,

laß nie die stille Nacht dies Land besitzen,

steht still im Lauf, ihr Uhren dieses Weltalls,

ihr, Mond und Jahreszeiten all, bleibt stehn,

daß ich noch König bleib des schönen Englands!

Doch heller Tagesglanz geht schnell dahin

und zwingt mich, meiner Krone zu entsagen.

Unmenschliche, genährt mit Tigermilch,

was giert ihr nach des Herrschers Untergang,

den Kronreif mein' ich und mein schuldlos Leben.[91]

Schaut, Bestien, schaut: ich setz ihn wieder auf.


Er setzt die Krone auf.


Wie, fürchtet ihr nicht eures Königs Wut?

Doch, Unglücks-Eduard, dies ist Narrentrug,

sie achten deiner Stirne Grimm nicht mehr,

sie suchen einen neuerwählten König;

drum füllt den Sinn mir wildverzweifelnd Grübeln;

dies Grübeln foltert endlos mir die Qualen;

und in den Qualen Linderung find ich keine,

wenn ich die Krone nicht spür auf meinem Haupt.

Drum laßt sie mich noch eine Weile tragen.

TRUSSELL.

Herr, das Parlament heischt rasche Nachricht,

drum sagt, wollt Ihr verzichten oder nicht?


Der König tobt.


KÖNIG EDUARD.

Das will ich nicht, doch bis zum Tode herrschen!

Verräter, fort, mit Mortimer vereint euch;

erwählt, setzt ein, verschwört euch, wie ihr wollt;

ihr Blut und eures siegele den Verrat.

BISCHOF VON WINCHESTER.

Wir melden Eure Antwort – und lebt wohl.


Will abgehen.


LEICESTER.

Ruft sie zurück, Mylord, gebt gute Worte,

denn wenn sie gehn, verliert der Prinz sein Recht.

KÖNIG EDUARD.

Ruf du sie doch, ich hab nicht Kraft zum Schrein.

LEICESTER.

Der König, Lord, ist willens, zu entsagen.

BISCHOF VON WINCHESTER.

Auch wenn er nicht will, laßt ihm freie Wahl.

KÖNIG EDUARD.

O hätt ich sie! Doch Erd und Himmel haben[92]

verschworn sich meiner Not. Empfang den Reif hier.

Empfangen! Nein – denn diese Unschuldshände

sollen schuldig nicht an solcher Untat sein.

Doch er, dens mehr als euch nach meinem Blut

verlangt, der Königsmörder heißen will,

der nehme sie. Seid ihr bewegt, bedauert mich,

dann holt den unerschütterlichen Mortimer

und Isabell, die Augen hat von Stahl

und eher Feuer sprüht denn Tränen weint.

Doch nein! Viel lieber, als die wiedersehn:

hier, hier.


Er übergibt die Krone.


Nun, süßer Gott im Himmel,

laß mich verachten diesen flüchtigen Prunk

und gib dafür mir einen Thron im Himmel.

Dein Finger, Tod, drück meine Augen zu,

doch wenn ich leb, laß mich mein selbst vergessen.

BISCHOF VON WINCHESTER.

Mein Herr!

KÖNIG EDUARD.

Nennt mich nicht Herr; fort, aus den Augen mir!

Ach nein, verzeiht! – Der Gram macht mich wie toll.

Laßt Mortimer nicht meinen Sohn betreun,

denn sicherer lebt sichs noch in Tigers Rachen,

als ihm im Arm. Bringt dies der Königin,

von Tränen naß, getrocknet dann mit Seufzern.


Übergibt ein Taschentuch.


Wenn sie bei seinem Anblick nicht bewegt wird,

bringt es zurück und taucht es in mein Blut.

Empfehlt mich meinem Sohn; er soll herrschen

besser denn ich; wenn je ich fehlte,

geschah es nur aus übertriebener Milde.

TRUSSELL.

Wir nehmen untertänigst unsern Urlaub.

KÖNIG EDUARD.

Lebt wohl.


Der Bischof und Trussell mit der Krone ab.


Ich weiß, das nächste, was sie bringen,[93]

wird sein – mein Tod. Er soll willkommen sein.

Unglücklichen ist Tod Glückseligkeit.

LEICESTER.

Ein anderer Kurier, was bringt er Neues?


Berkeley kommt und überreicht einen Brief an Leicester.


KÖNIG EDUARD.

Was ich erwartete! Komm, Berkeley, komm,

sag deine Botschaft mir ins nackte Herz.

BERKELEY.

Herr, glaubet nicht, daß solch verruchte Absicht

in einem Mann von Stande wohnen kann.

Für Eurer Hoheit Dienst und Aufwartung

und Schutz vor Feinden würde Berkeley sterben.

LEICESTER.

Mein Fürst, der Rat der Königin beschließt,

daß ich mein Amt verlasse.

KÖNIG EDUARD.

Und wer bewacht mich nun? Müßt Ihr es, Lord?

BERKELEY.

Ja, lieber gnädiger Herr, so ists verfügt.

KÖNIG EDUARD liest das Schreiben.

Von Mortimer, des Name hier geschrieben.

Gut, ich zerreiß ihn, der mein Herz zerreißt.


Er zerreißt den Brief.


Die karge Rache hat mir wohlgetan,

so werd sein Leib wie dieses Blatt zerrissen,

hör mich, Unsterblicher, und laß es zu.

BERKELEY.

Euer Gnaden müssen gleich mit mir nach Berkeley.

KÖNIG EDUARD.

Wohin Ihr wollt. Denn jeder Ort ist gleich

und jeder Erdenfleck gut zum Begräbnis.[94]

LEICESTER.

Behandelt ihn so gut, als Ihr nur könnt.

BERKELEY.

So geh es meiner Seel, wies ihm bei mir.

KÖNIG EDUARD.

Mein Feind hat meines Zustands sich erbarmt,

das ist der Grund, daß man mich jetzt entfernt.

BERKELEY.

Und glauben Euer Gnaden, Berkeley sei hart?

KÖNIG EDUARD.

Ich weiß es nicht, doch dessen bin ich sicher:

Tod endet alles, und ich sterb nur einmal.

Lester, leb wohl.

LEICESTER.

Noch nicht, Mylord, ich bring Euch auf den Weg.


Leicester mit Berkeley und dem König ab.

Im königlichen Schloß Westminster. Königin Isabella und der jüngere Mortimer.


DER JÜNGERE MORTIMER.

Schön Isabell, erreicht ist es; die brünstigen

Verführer der schwachsinnigen Majestät

bezeugten ihre Ehrfurcht luftigen Galgen,

und er liegt selber in Gefangenschaft.

Wenn ich Euch leite, leiten wir das Land.

Auf jeden Fall laßt ab von kindischer Furcht.

Wir halten einen alten Wolf am Ohr,

der, wenn er auskommt, auf uns beide losgeht

und fester faßt, da wir ihn selber faßten.

Denkt drum, Madame, es kommt viel darauf an,

so schnell es angeht, Euren Sohn zu krönen

und mich als seinen Vormund zu erklären.

Denn unser Handel trägt viel größeren Schwung,

wenn eines Königs Name druntersteht.

KÖNIGIN ISABELLA.

Mein süßer Mortimer, Leben Isabellens,[95]

sei überzeugt, ich liebe dich von Herzen,

und drum, bleibt nur der Prinz, mein Sohn, mir heil,

den wert ich halte wie mein Augenlicht,

sinn gegen seinen Vater, was du willst,

und ich sag selber gerne ja dazu.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Erst möcht ich Botschaft, daß er abgesetzt ist,

dann gebt ihn ruhig unter meine Hand.


Ein Bote kommt.


Ein Brief, woher?

DER BOTE.

Von Killingworth, Mylord.

KÖNIGIN ISABELLA.

Wie geht es meinem Herrn und König?

DER BOTE.

Er ist gesund, doch macht er sich Gedanken.

KÖNIGIN ISABELLA.

Die arme Seel, ich wollt, ich könnt ihn trösten.


Der Bischof von Winchester kommt mit der Krone.


KÖNIGIN ISABELLA.

Dank, edeler Winchester.


Zu dem Boten.


Du, Bursche, fort.


Der Bote ab.


DER BISCHOF.

Der König hat der Krone ohne Zwang entsagt.

KÖNIGIN ISABELLA.

Welch günstige Post! Ruft meinen Sohn, den Prinzen.

DER BISCHOF.

Dann: Berkeley kam, eh noch der Brief gesiegelt,

so daß er jetzt von Killingworth schon fort ist.

Wir hörten dann, daß Edmund komplottiere,

den Bruder zu befrein; doch weiter nichts.

Der Lord von Berkeley ist so mitleidsvoll

wie Lester, dem er vorher anvertraut.[96]

KÖNIGIN ISABELLA.

Dann schafft ihm einen anderen Wächter an.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Laßt mich nur machen. Hier ist das Königssiegel.


Der Bischof ab.


Wer ist da?


Er ruft nach den Dienern.


Gurney und Matrevis ruft.

Um dieses Dickkopfs, Edmunds, Plan zu stören,

wird Berkeley abgesetzt, fort kommt der König,

und keiner wisse, außer uns, wohin.

KÖNIGIN ISABELLA.

Doch, Mortimer, solang er Atem zieht,

wie sind wir beide sicher und mein Sohn?

DER JÜNGERE MORTIMER.

Sprecht, soll er gleich erledigt sein und tot?

KÖNIGIN ISABELLA.

Ich wollt, er wärs, wärs nicht durch meine Schuld.


Matrevis und Gurney kommen herein.


DER JÜNGERE MORTIMER.

Genug! Matrevis, schreib sogleich

an den Lord Berkeley und in meinem Namen,

er soll den König dir und Gurney lassen.

Ist das geschehen, so wollen wir unterschreiben.

MATREVIS.

Es soll geschehen.


Er schreibt den Brief.


DER JÜNGERE MORTIMER.

Gurney!

GURNEY.

Ja, Mylord.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Willst du durch Mortimer im Ansehen steigen,

der jetzt Fortunens Rad nach Willen treibt?

Tracht, ihn mit allen Mitteln siech zu machen,

gib ihm kein freundlich Wort noch guten Blick.[97]

GURNEY.

Dafür steh ich Euch gut, Mylord.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Und dies noch obendrein. Dieweil wir hören,

daß Edmund sucht, ihm Freiheit zu erwirken,

schleppt stets ihr ihn von Ort zu Ort bei Nacht,

bis ihr zuletzt nach Killingworth gelangt,

und dann von dort zurück nach Berkeley wieder.

Und unterwegs ihn tödlicher zu kränken,

sprecht grob zu ihm und laßt auf keinen Fall

ihn jemand trösten, falls er etwa weint,

mehrt lieber ihm den Gram mit bitteren Reden.

MATREVIS.

Keine Furcht, Mylord, wir tun, wie Ihr befehlt.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Nun fort, bestellt den Brief geschwind dorthin.

KÖNIGIN ISABELLA.

Wohin geht dies? Zu meinem Herrn und König?

Grüßt untertänigst Seine Majestät

und sagt ihm, daß umsonst ich mich bemühe,

sein Los zu lindern und ihn frei zu machen.

Und bringt ihm dies zum Zeugnis meiner Liebe.


Gibt ihm einen Ring.


MATREVIS.

Sehr wohl, Madame.


Ab mit Gurney.


DER JÜNGERE MORTIMER.

Sehr fein verstellt, nur weiter so, du Süße.

Da kommt der junge Prinz mit Graf von Kent.

KÖNIGIN ISABELLA.

Er flüstert etwas in sein kindlich Ohr.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Wenn er so viel Gehör beim Prinzen hat,

sind unsre Plän und Anschlag bald vereitelt.


[98] Prinz Eduard kommt im Gespräche mit Edmund, Grafen von Kent.


KÖNIGIN ISABELLA.

Tu Edmund freundlich, als wär alles gut.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Wie gehts Euch, ehrenwerter Lord von Kent?

KENT.

Gut, teurer Mortimer.


Zu Isabella.


Und Euer Gnaden?

KÖNIGIN ISABELLA.

Auch gut; wenn Euer Bruder nur erst frei wär.

KENT.

Ich höre grad, er hat selbst abgedankt.

KÖNIGIN ISABELLA.

Um so viel größer ist mein Leid.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Und meines.

KENT beiseite.

Das nenn ich Heuchelei!

KÖNIGIN ISABELLA zum Prinzen.

Mein süßer Sohn, komm her, ich muß dich sprechen.


Der Prinz geht zu ihr.


DER JÜNGERE MORTIMER zu Kent.

Da Ihr sein Ohm und Nächstverwandter seid,

seht zu, daß Ihr dem Prinzen Vormund werdet.

KENT.

Nicht ich, Mylord; wer soll den Sohn betreun,

wenn nicht, die ihn gebar, die Königin!

PRINZ EDUARD.

Mutter, nicht überrede mich zur Krone.

König sei er. Ich bin zu jung, zu herrschen.

KÖNIGIN ISABELLA.

Gib dich darein, nach Seiner Hoheit Wunsch.[99]

PRINZ EDUARD.

Laßt mich ihn vorher sehn, dann will ichs tun.

KENT.

Gut, Neffe, tu es!

KÖNIGIN ISABELLA.

Wenns doch unmöglich ist!

PRINZ EDUARD.

Warum, ist er denn tot?

KÖNIGIN ISABELLA.

Davor sei Gott!

KENT.

Ich wollte, dieses Wort käm Euch von Herzen!

DER JÜNGERE MORTIMER.

Unsteter Edmund, willst du ihm jetzt wohl,

der du mit Ursach bist an seiner Haft?

KENT.

Mehr Ursach mir, es wieder gutzumachen.

DER JÜNGERE MORTIMER leise zu Isabella.

Ich sage dir, es ist nicht gut, daß solch ein Heuchler

mit einem Prinzen nahen Umgang pflegt.


Leise zum Prinzen.


Mylord, verraten hat er seinen König

und eigenen Bruder, darum traut ihm nicht.

PRINZ EDUARD.

Doch er bereut jetzt, macht sich Sorgen drum.

KÖNIGIN ISABELLA.

Komm, Sohn, und geh mit mir und diesem Edelen.

PRINZ EDUARD.

Mit dir geh ich, doch nicht mit Mortimer.[100]

DER JÜNGERE MORTIMER.

Dünkt Mortimer dir so verächtlich, Bürschchen!

So trag ich mit Gewalt dich fort von hier.

PRINZ EDUARD.

Helft, Oheim Kent, Mortimer will mir wehtun.

KÖNIGIN ISABELLA.

Bruder, bemüht Euch nicht, wir sind ihm Freunde,

und Isabell steht näher ihm als Kent.

KENT.

Prinz Eduard ist mein Mündel, gib ihn frei.

KÖNIGIN ISABELLA.

Prinz Eduard ist mein Sohn, und er bleibt hier.

KENT beiseite.

Bezahlen soll mir Mortimer den Schimpf.

Zum Schlosse Killingworth eil ich von hier,

entsetz Alt-Eduard von seinen Feinden,

um mich an Mortimer und dir zu rächen.


Die Königin, Mortimer mit dem Prinzen Eduard nach der einen, Kent nach der anderen Seite ab.

Nachts in der Nähe von Schloß Killingworth. Matrevis, Gurney, Soldaten treten mit dem gefangenen König Eduard auf.


MATREVIS.

Mylord, blickt nicht so trüb. Wir sind doch Freunde.

Uns Menschen ist gesetzt, in Not zu leben.

So kommt doch! – Aufschub bringt Gefahr uns allen.

KÖNIG EDUARD.

Wohin, ihr Freunde, mit mir armem Eduard?

Haßvoller Mortimer, gibst du nie Ruh?

Muß ich gequält sein wie die Uhl zur Nacht,

verhaßten Anblicks all den andern Vögeln.

Wann wird die Wut sich seines Sinnes legen

und wann mit Blut sein Herz gesättigt sein?

Wenns meines tut, stracks weidet aus die Brust[101]

und gebt mein Herz an Isabell und ihn;

es ist das Vornehmste, worauf sie zielen.

GURNEY.

Nicht so, mein Lehnsherr. Ein Befehl der Fürstin

hieß uns, in Sicherheit Euch, Herr, zu bringen.

Doch Euer Schmerz verschlimmert Eure Qual.

KÖNIG EDUARD.

Nein, eure Art verschlimmert meine Qual,

kann ich denn Lebensluft noch länger atmen,

wenn jeden Sinn Gestank mir übertäubt?

In einem Kerker hält man Englands König,

ja, ich verhungere vor Nahrungsnotdurft.

Mein täglich Brot sind Seufzer, herzzerbrechend,

die mir das Mark des Herzens fast verzehren.

So lebt der alte Eduard, und keiner

hilft ihm, er stirbt, trotz seiner vielen Weiner.

O Freunde, Wasser, meinen Durst zu kühlen

und meinem Leib den Unrat wegzuspülen.

MATREVIS.

Hier Spülichtwasser, nach Befehl. Sitzt nieder!

Barbiere wollen wir Euren Gnaden sein.

KÖNIG EDUARD.

Verräter, fort! Wollt ihr mich morden, wie?

Mit Pfützenwasser euren Herrn ersticken?

GURNEY.

Nein, nur Euch waschen, nur den Bart Euch kratzen,

damit Euch niemand kennt und Euch befreit.

MATREVIS.

Was sträubt Ihr Euch? 's ist alles doch umsonst!

KÖNIG EDUARD.

Zaunkönig sträubt sich so gen Leuenkraft,

doch ganz umsonst, wie ich umsonst mich sträube

und Gnade suche aus Tyrannenhand.


Sie waschen und barbieren ihn mit Gossenwasser.
[102]

Himmlische Mächte, die ihr kennt die Plagen,

die meiner armen Leidenseele warten,

blickt all hernieder auf dies freche Pack,

das seinen Lehnsherrn schindet, Englands König.

Mein Gaveston, für dich werd ich geschunden!

Du, und ihr Spencer beide, starbt für mich,

und so trag ich für euch jetzt tausend Qualen.

Der Spencer Geister, wo immer sie verweilen,

ersehnen mich, drum still, ich sterb für sie.

MATREVIS.

Die alte Freundschaft mögt Ihr bald erneun.

Kommt, kommt jetzt fort; und löscht die Fackeln aus,

daß wir nach Killingworth im Dunkeln kommen.


Der Graf von Kent tritt auf.


GURNEY.

Hallo, wer kommt da?

MATREVIS.

Bewacht den König gut, es ist der Graf von Kent.

KÖNIG EDUARD.

O edeler Bruder, hilf mir und befrei mich.

MATREVIS.

Laßt sie vonander, schließt den König ein.

KENT.

Soldaten, nur ein Wort laßt mich ihm sagen.

GURNEY.

Nehmt ihn gefangen für den Überfall.

KENT.

Die Waffen nieder, Schurken, gebt ihn frei.

MATREVIS.

Ergib dich selber, oder sei des Todes.

KENT.

Gemeines Pack, was packt ihr mich so an![103]

GURNEY.

In Fesseln ihn! Und schafft ihn an den Hof.

KENT.

Wo wäre der Hof als hier, hier ist der König.

Ich nehm Audienz. Was steht ihr mir im Weg?

MATREVIS.

Der Hof ist, wo Lord Mortimer sich aufhält.

Dorthin soll Euer Gnaden gehn. Fahrt wohl!


Mit Gurney und dem König ab.


KENT.

O jammervolles Reich, in dem die Lords

Hof halten und in Haft der König liegt.

EIN SOLDAT.

Was zaudern wir, fort, Herr, mit Euch zum Hof.

KENT.

Führt mich, wohin ihr wollt, sogar zum Tode,

da ich den Bruder nicht befreien kann.


Er wird von Soldaten abgeführt.

Zimmer im Königsschloß Westminster. Der jüngere Mortimer.


DER JÜNGERE MORTIMER.

Eduard muß sterben, oder ich geh unter.

Die Commons fangen an, ihn zu bedauern.

Doch der, der Eduards Tod verschuldet hat,

wirds sicher büßen, wenn der Sohn volljährig,

und darum will ich es verschlagen tun.

Der Brief hier, den ein Freund uns aufgesetzt,

heischt seinen Tod und heischt sein Leben schonen:

Edwardum occidere nolite timere, bonum est: –

Habt keine Furcht ihn abzutun, es ist gut so.

Doch lest ihr so, gleich hats den andern Sinn:

Edwardum occidere nolite, timere bonum est:

Bringt ihn nicht um, man hüte sich davor.

Ohne Komma, wie es ist, so soll es abgehn.

Sollte dies nach seinem Tod gefunden werden,[104]

so sollen Matrevis und die andern büßen,

und wir gehn frei aus, die wirs angelegt.

Der Bot ist eingesperrt in diesem Zimmer,

ders weiter bringen soll und dann vollenden,

und laut geheimen Zeichens, das er trägt,

wird er ermordet nach getaner Tat.

Lightborn, komm raus.


Läßt ihn aus dem Nebenzimmer.


Bist du noch jetzt entschlossen?

LIGHTBORN.

Was sonst, Mylord; entschlossener denn je.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Und hast du nachgedacht, wies auszuführen?

LIGHTBORN.

Jawohl. Keiner soll wissen, wie er starb.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Doch unter seinem Blick wirst du erweichen.

LIGHTBORN lachend.

Erweichen ich? Ich laß mich grad erweichen!

DER JÜNGERE MORTIMER.

So ist es recht, machs brav und sei verschwiegen.

LIGHTBORN.

Ihr braucht mir keine Instruktion zu geben.

Es ist der erste nicht, den ich ermorde.

In Neapel lernt ich, Gift in Blumen tun,

ein würgend Tüchlein in den Hals zu treiben,

Luftröhren mit der Nadelspitz durchbohren,

dann, wenn wer schläft, mit einer Feder ihm

ein artig Pulver in das Ohr zu blasen,

ins offne Maul Quecksilber ihm zu schütten.

Und doch weiß ich noch bessere Art als diese.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Das wär?

LIGHTBORN.

Nein, mit Verlaub: für mich sind meine Kniffe.[105]

DER JÜNGERE MORTIMER.

Ich sorg mich nicht ums Wie, wenns nur nicht auskommt.


Gibt ihm einen Brief.


Dies überbringe Gurney und Matrevis.

Alle zehn Meilen nimm ein frisches Pferd.


Gibt ihm Geld.


Da, nimm, weg, fort; ich will dich nie mehr sehn.

LIGHTBORN.

Nie?

DER JÜNGERE MORTIMER.

Nie, bringst du mir nicht die Post von Eduards Tod.

LIGHTBORN.

Die bring ich bald. Lebt wohl, Mylord.


Ab.


DER JÜNGERE MORTIMER.

Den Prinzen lenk, die Königin beherrsch ich.

Mit tiefstem Bückling bis zur Erde grüßen

mich stolze Lords, wenn ich vorübergehe.

Ich siegele, annulliere, tu, was ich will.

Furcht weck ich, Liebe nicht – solln sie mich fürchten!

Runzl ich die Stirn, so soll der Hof erbleichen.

Ich blick den Prinzen an wie Aristarchus,

des Blick war wie die Rute für die Knaben.

Die Reichsverwesung drängten sie mir auf,

sie betteln noch um das, was ich begehre,

während ich im Kronrat feierlich genug,

nicht ungleich einem prüden Puritaner,

erst eigene Unzulänglichkeit vorschützte.

Und sprach: es sei zu ungeheure Last;

bis ich von Freunden unterbrochen ward.

Und sag: »Suscepi onus«, wie sies nennen,

und kurz und gut: nun bin ich Reichsverweser.

Klar ists: die Königin und Mortimer

regiern das Reich, den König; keiner uns.

Die Feinde plag ich und erhöh die Freunde.

Was immer ich befehl: wer redet drein?

Zu groß bin ich, daß mir Fortuna schade.[106]

Und daß gerade heut der Krönungstag,

das ist mein Wunsch und Isabellens Wunsch.


Trompetenstöße.


Trompetenschall; ich muß auf meinen Platz.


König Eduard der Dritte, Königin Isabella, der Erzbischof von Canterbury, ein Turnierritter und Edle.


ERZBISCHOF.

Lang lebe Eduard! Von Gottes Gnaden

König von England! Herrscher über Irland!

DER RITTER.

Wagt hier ein Christ, ein Heide, Türke, Jud,

zu sagen, Eduard sei mit Unrecht König,

und will sein Wort mit seinem Schwert erhärten:

Ich bin der Ritter, der ihm stehen will.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Niemand tritt vor. Trompeten, blast!

PRINZ EDUARD.

Dies ist für dich, mein Kämpe.


Er gibt dem Ritter eine Börse.


KÖNIGIN ISABELLA.

Lord Mortimer, nehmt ihn in Eure Obhut.

DER JÜNGERE MORTIMER zu Soldaten, die den gefangenen Grafen von Kent vorführen.

Wer ist der Verräter zwischen Piken und Lanzen?

EIN SOLDAT.

Edmund, der Graf von Kent.

PRINZ EDUARD.

Was tat er denn?

EIN SOLDAT.

Er wollte mit Gewalt den König rauben,

als wir ihn fortgeschafft nach Killingworth.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Versuchtet, Edmund, Ihr, ihn zu befrein?[107]

KENT.

Ich tat es, Mortimer; er ist unser König,

und du zwingst diesem Kind die Krone auf.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Den Kopf herunter ihm! Nach Kriegsrecht!

KENT.

Den Kopf herunter mir? Ich trotz dir, Schurke,

PRINZ EDUARD.

Mylord, er ist mein Ohm, und er soll leben.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Mylord, er ist Euer Feind, und er soll sterben.

KENT zu den Soldaten, die ihn wegbringen wollen.

Halt, Pack!

PRINZ EDUARD.

Kann ich ihn nicht begnadigen, liebe Mutter,

bitt du den Lordprotektor um sein Leben.

KÖNIGIN ISABELLA.

Sohn, find dich drein, ich darf kein Wörtlein sagen.

PRINZ EDUARD.

Noch ich! Doch dünkt es mich, mein wär die Macht.

Doch da sies nicht ist, bitte ich für ihn.

Mylord, wenn Ihr den Ohm mir leben laßt,

vergelt ichs Euch, wann ich volljährig bin.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Es ist für Euer und des Reiches Heil.

Wie oft muß ich noch sagen: führt ihn weg!

KENT.

Bist König du? Sterb ich auf dein Gebot?

DER JÜNGERE MORTIMER.

Auf unser Gebot! Noch einmal: fort mit ihm.[108]

KENT.

Laßt mich, ich bleib und sprech und gehe nicht.

Entweder mein Bruder oder sein Sohn ist König.

Und beide dürsten nicht nach meinem Blut.

Und drum Soldaten – wohin schleppt ihr mich?


Kent wird gewaltsam abgeführt.


PRINZ EDUARD.

Welch Los erwartet mich von seiner Hand,

wenn solcher Art mein Ohm ermordet wird?

KÖNIGIN ISABELLA.

Hab keine Angst, Liebling, ich schütze dich.

Wenn Edmund lebte, sänn er dir nur Tod.

Komm, süßer Sohn, wir wollen im Parke jagen.

PRINZ EDUARD.

Und wird der Oheim Edmund mit uns reiten?

KÖNIGIN ISABELLA.

Er ist ein Verräter. Denk nicht an ihn. Komm!


Ab mit dem Prinzen.

Im unterirdischen Gewölbe des Schlosses Berkeley. Matrevis und Gurney.


MATREVIS.

Welch Wunder, Gurney, dieser König stirbt nicht

und steht in einer Höhle bis zum Knie

im Naß, darein sich alle Schloßkloaken

ergießen, daraus ein fauler Dunst stets aufsteigt,

genug, um zu vergiften jedermann

und mehr noch solchen zart verwöhnten König.

GURNEY.

Das glaub auch ich, Matrevis; als ich gestern

die Tür nur auftat und ihm Fleisch vorwarf,

wär ich ums Haar erstickt von dem Arom.

MATREVIS.

Sein Körper hält mehr aus, als du und ich

ihm antun können, drum laß uns die Feste

seines Verstandes wieder mal berennen.[109]

GURNEY.

Mach auf und laß ihn raus. Ich will ihn ärgern.


Lightborn tritt auf.


MATREVIS.

Doch halt! Wer da?

LIGHTBORN.

Der Lordprotektor grüßt euch!


Überreicht ein Schreiben.


GURNEY.

Was solls? Ich weiß dies nicht zu deuten.

MATREVIS.

Absichtlich, Gurney, blieb ein Komma fort.

»Edwardum occidere nolite timere.«

So heißts.

LIGHTBORN.

Kennt ihr dies hier? Ich muß den König haben.


Er gibt das Zeichen.


MATREVIS.

Ja, warte noch, gleich hast du Antwort.


Leise zu Gurney.


Der Schuft kam her, den König abzutun.

GURNEY.

Ich hab mirs gleich gedacht.

MATREVIS.

Und nach dem Mord?

GURNEY.

Sieh her, was er als Arbeitslohn bekommt.

»Pereat iste.«


Laut.


Er soll den König haben.

Was sonst? Hier ist der Schlüssel, hier das Loch,

Tu, was Mylord dir anbefohlen hat.

LIGHTBORN.

Weiß selber, was zu tun. Geht aus dem Weg.[110]

Doch nicht zu weit. Ich brauche eure Hilfe.

Auch richtet mir im Nebenraum ein Feuer,

holt einen Spieß und hitzt ihn mir glührot.

MATREVIS.

Schon gut.

GURNEY.

Brauchst du sonst noch etwas?

LIGHTBORN.

Noch sonst?

Ja, einen Tisch, ein Federbett.


Matrevis bringt beides aus dem Nebenzimmer.


GURNEY.

Sonst nichts?

LIGHTBORN.

Nein! Bringt es herein, wann ich rufe.

MATREVIS.

Hab keine Sorge!

GURNEY.

Hier ist ein Licht, wenn du das Loch betrittst.


Gibt ihm ein Licht, mit Matrevis ab.


LIGHTBORN öffnet die Kerkertür und hält sich die Nase zu.

Nun muß ich ans Geschäft! Noch nie ward einer

so fein erledigt wie der König hier.

Pfui! Das ist ein Lokal! das muß ich sagen.


Die Szene zeigt jetzt durch die geöffnete Tür im Hintergrunde den Kerker, in dem König Eduard

gefangen gehalten wird; er kommt vor.


KÖNIG EDUARD.

Wer da? Welch Licht? In welcher Absicht kommst du?

LIGHTBORN.

Euch trösten, Herr, und frohe Botschaft bringen.

KÖNIG EDUARD.

Geringen Trost dem armen Eduard zeigt

dein Schurkenblick. Ich weiß, du willst mich morden.[111]

LIGHTBORN.

Ich morden Euch, mein lieber, gnädiger Herr!

Fern seis von mir, Euch weh zu tun. Mich schickt

die Königin, heißt mich schaun, wie man Euch hält;

denn sie erweicht sich dieser Eurer Not.

Und wessen Aug könnt sich der Trän enthalten,

sieht er in solchem Jammer einen König.

KÖNIG EDUARD.

Du weinest jetzt schon? Hör mich doch erst an,

dann mag dein Herz – und wärs wie Gurney seins

oder Matrevis', das vom Kaukasus

ein Block – hinschmelzen, eh ich auserzählt.

Das Loch, drin sie mich halten, ist die Grub,

in die des Schlosses ganzer Unrat fällt.

LIGHTBORN.

O Schufte!

KÖNIG EDUARD.

Und hier in Kot und Jauche steh ich schon

zehn Tage lang; und will ich schlafen, schlägt man

auf eine Trommel immerfort und fort.

Man gibt mir Brot und Wasser, mir, dem König,

so daß vor Mangel Schlafs und Unterhalts

mein Geist zerrüttet wird, mein Fleisch zermürbt.

Ich weiß nicht mehr, ob ich noch Glieder habe.

Weh! Quölle doch mein Blut aus allen Adern,

wie dieses Wasser aus den Fetzen quillt.

Ich sah nicht so aus, sagt der Königin,

als ich für sie Turnier in Frankreich ritt

und Herzog Claremont aus den Sattel stach.

LIGHTBORN.

O sprecht nicht mehr, mein Fürst, mir bricht das Herz,

legt Euch auf dieses Bett und ruht ein wenig.

KÖNIG EDUARD.

Dein Blick beherbergt Tod. Mein Untergang

steht mir geschrieben zwischen deinen Brauen.

Halt, zögre noch, zurück die blutige Hand,[112]

und laß mich sehn den Streich, eh daß er fällt;

denn wenn ich schon mein Leben lassen soll,

so soll mein Geist in Gott gefestigt sein.

LIGHTBORN.

Warum mißtraut mir Eure Hoheit so?

KÖNIG EDUARD.

Warum verstellst du dich und heuchelst so?

LIGHTBORN.

Unschuldig Blut hat nie die Hand befleckt,

noch wird sie sich mit Königsblut beflecken.

KÖNIG EDUARD.

Vergib dem Denken, so gedacht zu haben.

Ein einzig Kleinod blieb mir; da, nimm dus.


Gibt ihm ein Juwel.


Noch fürcht ich mich und weiß doch nicht den Grund,

doch schlottert jed Gelenk, da ichs dir gebe.

O, wenn dein Herz mir Mordgedanken hegt,

laß diese Gabe deine Seele retten.

Ich bin ein König, denk daran. Dieser Name,

weh, weckt mir Höllenpein. Wo blieb mein Kronreif?

Hin, hin; und ich bleib hier und lebe noch.

LIGHTBORN.

Herr, Ihr seid überwacht, liegt hin und ruht.

KÖNIG EDUARD.

Ich schliefe längst, wenn mich die Pein nicht wach hielt.

Zehn Tage standen diese Lider offen,

nun ich dies sage, fallen sie mir zu

und springen auf aus Furcht. Was sitzt du hier?

LIGHTBORN.

Wenn Ihr mir mißtraut, geh ich fort, mein Fürst!

KÖNIG EDUARD.

Nein, nein; denn wenn du vorhast, mich zu morden,

so kommst du doch zurück, drum bleibe gleich.


Schläft ein.
[113]

LIGHTBORN.

Er schläft.

KÖNIG EDUARD auffahrend.

Nicht sterben jetzt. O wartet noch.

LIGHTBORN.

Was gibts, mein Fürst?

KÖNIG EDUARD.

Ein Irgendetwas summt mir noch im Ohr

und raunt, wenn ich jetzt schlaf, erwach ich nie.

Dies ist die Furcht, die mich so zittern macht.

Und deshalb sag mir, weshalb bist du hier?

LIGHTBORN packt ihn an.

Dich abzutun. – Matrevis kommt!

KÖNIG EDUARD.

Ich bin zu krank und schwach zum Widerstand.

Hilf, lieber Gott, mir und empfang die Seele.

LIGHTBORN.

Den Tisch da!

KÖNIG EDUARD.

Schont mich, oder macht es kurz!


Matrevis und Gurney stürzen herein.


LIGHTBORN.

So, stülpt den Tisch auf ihn und stampft darauf.

Doch nicht zu hart, daß ihr ihn nicht zerquetscht.


Der König ist gemordet.


MATREVIS.

Ich fürchte, dies Geschrei weckt uns die Stadt,

drum laß uns Pferde satteln. Auf und fort!

LIGHTBORN.

Sagt mir, ihr Herrn, war das nicht brav gemacht?[114]

GURNEY.

Ausnehmend gut. Nimm das für deinen Lohn.


Sticht ihn nieder.


Komm, schmeiß den Leichnam in den Dreck,

des Königs aber zu Lord Mortimer.

Hinweg!


Ab mit der Leiche.

Im königlichen Schloß. Der jüngere Mortimer und Matrevis.


DER JÜNGERE MORTIMER.

Matrevis, ists getan, der Mörder tot?

MATREVIS.

Ach, guter Lord, ich wollt, es wär ungetan.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Matrevis, wenn dich jetzt die Reue faßt,

will ich dein Beichtiger sein. Du hast die Wahl,

entweder wirst du in der Sache schweigen,

oder wenn nicht, stirbst du durch Mortimer.

MATREVIS.

Gurney entfloh, Mylord, und wird, ich fürchte,

uns zwei verraten, deshalb laßt mich fliehn.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Flieh denn zum Teufel!

MATREVIS.

Untertänigst Dank.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Ich stehe wie Jovis hoher Eichenbaum,

die andern neben mir sind Sträucher kaum.

Vor mir erzittern alle; ich fürcht keinen.

Laßt sehn, wers wagt, mich seines Tods zu zeihn.


Königin Isabella stürzt herein.


KÖNIGIN ISABELLA.

Ach, Mortimer, mein Sohn, der König, hörte

vom Tod des Vaters, und daß wir die Mörder.[115]

DER JÜNGERE MORTIMER.

Und wenn ers hört, der König ist ein Kind noch.

KÖNIGIN ISABELLA.

Er rauft die Haare sich und ringt die Hände,

gelobt, er wolle sich an uns beiden rächen.

Er ging ins Kronratszimmer, aufzurufen

Beistand und Hilfe aller seiner Edelen.

Weh mir! Sieh, wie er kommt und sie mit ihm.

Jetzt, Mortimer, naht das Verhängnis uns.


König Eduard der Dritte, Lords, Reisige.


ERSTER LORD.

Habt keine Angst, o Herr, ihr seid ein König.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE zu Mortimer.

Mörder!

DER JÜNGERE MORTIMER.

Herr, was soll das heißen?

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Glaub nicht, daß deine Worte mich noch schrecken.

Mein Vater fiel durch deine Schurkerei.

Du stirbst! Es soll auf seiner Trauerbahre

dein gottverhaßt-verfluchter Kopf mir liegen,

ein Zeugnis aller Welt, daß nur durch dich

sein Königsleib zu früh zu Grabe fuhr.

KÖNIGIN ISABELLA.

O weint nicht, lieber Sohn!

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Hemmt meine Tränen nicht. Es war mein Vater!

Und hättet ihr ihn halb wie ich geliebt,

Ihr trüget seinen Tod nicht so gelassen.

Doch Ihr, fürcht ich, wart Mortimer verbündet.

ERSTER LORD zu Mortimer.

Warum erwidert Ihr dem König nicht?[116]

DER JÜNGERE MORTIMER.

Weil ich verachte, so beschuldigt werden;

wo ist der Mann, der sagt, daß ich ihn schlug.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Verräter! Aus mir spricht meines Vaters Stimme,

und deutlich sagt sie: du hast ihn erschlagen.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Habt Ihr nicht andere Beweise, Herr?

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Gewiß, wenn dies die Handschrift Mortimers.


Er zeigt einen Brief herum.


DER JÜNGERE MORTIMER leise zu Isabella.

Der falsche Gurney hat mich und sich verraten.

KÖNIGIN ISABELLA.

Ich habs gefürchtet, Mord bleibt nie verborgen.

DER JÜNGERE MORTIMER laut.

Es ist meine Schrift, was folgert Ihr daraus?

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Daß du den Mörder dorthin abgesandt.

DER JÜNGERE MORTIMER.

Was, Mörder? Schafft den Mann her, den ich sandte.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Ah, Mortimer, du weißt, er ward erschlagen!

Und dir gehts gradso! Was ist er noch hier?

Schleppt ihn hinaus. Werft ihn auf eine Schleife.

Hängt ihn. Steckt seine Viertel auf,

und bringt sein Haupt sofort zu mir zurück.

KÖNIGIN ISABELLA.

O, lieber Sohn, schon ihn um meinetwillen.[117]

DER JÜNGERE MORTIMER.

Madame, nicht flehen! Lieber tot, als betteln

vor einem schwachen Knaben um mein Leben.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Hinweg mit dem Verräter, mit dem Mörder!

DER JÜNGERE MORTIMER.

Feile Fortuna, ja, an deinem Rad

da ist ein Punkt, und wer an den gelangt,

den reißts kopfüber. An dem Punkt steh ich,

und da ich seh, daß ich nicht höher kann,

was gräm ich mich um meinen jähen Fall? –

Lebt wohl, schön Isabell. Um Mortimer

weint nicht. Gering schätzt er die Welt

und geht als Wanderer neue Lande suchen.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Was laßt ihr zu, daß der Verräter säumt!


Der erste Lord und einige Reisige führen Mortimer hinaus.


KÖNIGIN ISABELLA.

So wahr ich dir das Leben gab, vergieße

mir nicht das Blut des edelen Mortimer.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Das zeigt, daß du des Vaters Blut vergossest,

sonst bätest du mich nicht für Mortimer.

KÖNIGIN ISABELLA.

Ich hätte sein Blut vergossen? Nie!

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Doch Ihr, Madame! Denn so geht das Gerücht.

KÖNIGIN ISABELLA.

Unwahr ist das Gerücht. Weil sie dich liebt,

wards gen die arme Isabell erfunden.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Ich kann nicht glauben, daß sie so entmenscht.[118]

ZWEITER LORD.

Herr, ich fürchte, daß sichs als wahr erweist.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Ihr, Mutter, seid verdächtig seines Tods,

und darum senden wir Euch in den Tower,

bis weiteres Verhör die Sache klärt.

Und seid Ihr schuldig, bin ich auch Euer Sohn,

hofft nicht, mich schwach und mitleidsvoll zu finden

KÖNIGIN ISABELLA.

Dann fort zum Tod! Zu lang hab ich gelebt,

wenn mir mein Sohn die Tage kürzen will.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Hinweg mit ihr, ihr Wort erpreßt mir Tränen,

und ich begnadige sie, spricht sie noch einmal.

KÖNIGIN ISABELLA.

Soll ich für meinen lieben Herrn nicht trauern

und mit den andern ihn zur Gruft geleiten?

ZWEITER LORD.

Madame, es ist des Königs Will, Ihr geht.

KÖNIGIN ISABELLA indem sie abgeführt wird.

Vergessen hat er mich! Halt! Seine Mutter!

ZWEITER LORD.

Es hilft nichts; darum, edele Dame, geht.

KÖNIGIN ISABELLA.

Komm, süßer Tod, erlöse mich von der Pein.


Ab mit dem zweiten Lord und Reisigen.

Der erste Lord kommt mit dem abgeschnittenen Kopf Mortimers.


ERSTER LORD.

Herr, hier ist das Haupt des Mortimer.

KÖNIG EDUARD DER DRITTE.

Rüstet des Vaters Sarg, dort soll es liegen.[119]

Bringt mir das Trauerkleid! – Verfluchtes Haupt,

hätt ich dich damals so wie jetzt beherrscht,

so grausiger Verrat blieb ungebrütet.

Hier kommt der Sarg. Helft trauern mir, Mylords.


Diener bringen Sarg und Trauergewänder. Der junge König legt den Kopf auf den Sarg und kniet mit allen Anwesenden nieder.


Mein Vater, hier, deinem erschlagenen Geist

opfer ich des schurkischen Verräters Kopf.

Laß diese Zähre, die dem Aug entquillt,

dir meine Trauer und meine Unschuld bürgen.[120]

Quelle:
Marlowe, Christopher: Eduard II. Leipzig [1914], S. 74-121.
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