III.

Auf der Fährte

[511] Es läutete zum dritten Male, und die drei Schläge der Perronglocke gaben das Zeichen zum Schließen des Waggons. Eine schrillpfeifende Anfrage des Maschinisten, ob Alles zur Abfahrt fertig sei, wurde in bejahender Weise durch das trillernde Signal des Zugführers beantwortet, und nach einigen tiefen Athemzügen der Locomotive setzte sich die lange Wagenreihe in Bewegung.

»Halt!« rief ein jetzt herbeistürzender Passagier, welcher sein Coupee zweiter Classe auf einige Zeit verlassen hatte und nun nicht mehr erreichen konnte. »Nok will auk ich mit!«

»Springen Sie schnell hier herein!« rief ihm der nächste Schaffner zu, indem er eine Thüre öffnete.

Mit einem Sprunge stand der Verspätete im Coupee und befand sich einem jungen Manne gegenüber, welcher als alleiniger Besitzer des Raumes die Größe desselben benutzt und sich lang auf die Bank hingestreckt hatte.

»Fi donc! Hier ist nicht su sein agréable. Mak Sie su der Fenster. Ich bin gesprung', daß Schweiß marschier über meine ganze Leib.«

Der Daliegende war bei dem ersten Anblicke des Fremden in halber Ueberraschung in die Höhe gefahren, hatte sich aber sofort mit einem Lächeln ironischer Befriedigung wieder niedergelegt und die Worte scheinbar überhört.

»Nun, was lieg' Sie da und geb' nicht Folge? Hab' Sie nicht verstand' meine Befehl?«

»Helas! Wo'er hab' Sie die Rekt, su geb' mir eine Befehl?«

»Ah! Sie sind auk ein Franzos?«

»Bitte, bitte, Herr Professor,« rief der Banklagernde lachend. »Geben Sie sich doch nicht die wenigstens bei mir vergebliche Mühe, für einen Franzosen zu gelten. Sie radebrechen ja Ihre Gallicismen mit wahrhaft halsbrecherischer Schülerhaftigkeit.«

»Wie – wieso? Oder vielmehr, wie meinen Sie das?« stotterte der Professor Genannte verdutzt.

»Ich will,« antwortete der jetzt nur noch lauter Lachende, »Ihnen das Unangenehme des jetzigen Augenblickes durch das Geständniß kürzen, daß wir alte Bekannte sind, welche sich vor einander nicht zu maskiren brauchen.«

»Alte Bekannte? Woher denn?« fragte er, sich setzend, während der Andre sich nun erhob, um das Fenster zu schließen.

»Wir hatten vor einiger Zeit Beide das Unglück, zwischen den Mauern des Vicetre eingeschlossen zu sein. Was mich betrifft, so war ich allerdings nicht nach Paris gekommen, meinen Wechselstudien eine in der Gefängnißzelle endende Richtung zu geben. Und auch Sie werden sich ungern jener unangenehmen Zeit erinnern. Doch mußte ich diese Bemerkung machen, um Sie durch den Beweis unserer Bekanntschaft vor neuen grammatikalischen Schnitzern sicher zu stellen.«

»Im Vicetre waren Sie? Ich erinnere mich nicht, Sie gesehen zu haben.«

»Bei der großen Zahl der Gefangenen, ist es dort sehr leicht möglich, ein Gesicht zu übersehen. Desto vertrauter freilich bin ich mit ihren Verhältnissen.«

»Ich zweifle.«

»Ohne Grund. Ich hatte in der Schreibstube Beschäftigung, und Ihre Acten, welche mir dabei in die Hände kamen, haben mir ein sehr lebhaftes Interesse für Ihre Person eingeflößt, und als Sie dann so plötzlich –«

»Halten Sie an! Es ist nicht nothwendig, von Dingen zu sprechen, welche mich ganz und gar nichts angehen. Sie verkennen mich!«

»Wohl nicht, Herr Professor. Wen ich einmal gesehen, den kenne ich noch nach Jahren sicher wieder, und überdieß sprechen Sie jetzt plötzlich ein sehr reines Deutsch. Beweis genug, daß Sie der nicht sind, für den Sie gelten wollen. Also erlauben Sie mir, mei nen unterbrochenen Satz zu Ende zu führen.«

»Ich wünsche es nicht.«

»Warum nicht? Wir sind hier vollständig unter uns, und ich sehe nicht ein, warum zwei Männer, welche gleiches Loos getragen haben, sich scheuen sollten, von diesem Loose zu sprechen. Also – und als Sie dann so plötzlich über die Mauern hinweg verschwunden waren, bedauerte ich es sehr, nicht in nähere Verbindung mit Ihnen getreten zu sein. Aber ich konnte allerdings nicht wissen, daß wir die gleiche Absicht gehegt hatten, unsre Gefangenschaft auf eigene Faust abzukürzen. Glücklicher Weise ist mir das ebenso gut gelungen wie Ihnen, und ich wundere mich nur, daß Sie die Unvorsichtigkeit begehen, sich für einen Angehörigen der berühmten Nation auszugeben.«

»Das geschieht aus mehreren Rücksichten.«[511]

»Darf ich neugierig sein?« fragte der junge Mann, und in seinen Augen blitzte es auf wie Siegesbewußtsein bei den ein volles Zugeständniß enthaltenden Worten des Professors.

»Erstens bin ich jetzt Aeronaut und hege die Ansicht, daß ich als Professor und Mitglied der academique française mehr Effect erziele als unter einem weniger aplompen deutschen Namen.«

»Und zweitens?«

»Und zweitens ist sehr zu vermuthen, daß man unter einem französischen Professor keinen deutschen Flüchtling suchen wird. Der Deutsche würde in der Heimath nicht französisch sprechen.«

»Sie sind scharfsinnig! Nur sollten Sie besser vertraut mit den Eigenthümlichkeiten eines von einem ächten Franzosen gesprochenen Deutsch sein.«

»Ich habe diesen Mangel oft gefühlt; aber es hat sich keine passende Gelegenheit gefunden, ihm abzuhelfen. Sprechen Sie rein französisch?«

»Ja.«

»Und kennen Sie jene Eigenthümlichkeiten genau?«

»Sehr.«

»Es ist gewiß, daß Sie auch entsprungen sind?«

»Würde ich Ihnen im Verneinungsfalle eine so gefährliche Mittheilung gemacht haben?«

»Wohl wahr. Sie kennen meinen Namen? Sie nannten mich gleich bei meinem Eintritte Professor.«

»Ich sah Sie und las von Ihnen in der Hauptstadt.«

»Und Ihr Name?«

»Erlauben Sie mir, vorsichtig zu sein!«

»Ganz, wie Sie wollen; aber Sie sehen doch ein, daß Sie mir gegenüber keinen Grund zum Mißtrauen haben.«

»Ich stimme Ihnen vollständig bei, doch hat bei uns der Name ja nicht die Bedeutung, welche er bei Andern besitzt. Wir wechseln ihn wie einen Rock.«

»Zugestanden. Aber nach Ihrer Eigenschaft darf ich fragen?«

»Ich habe leider keine feststehende.«

»Sie bedürfen doch aber der Mittel, Ihre Existenz zu fristen!«

»Ah pah. Ich bin ein guter Billardspieler.«

»Dann ist die Existenz eine sehr problematische. Ich würde zu einer besseren greifen.«

»Wäre auch schon längst geschehen, wenn sie sich mir geboten hätte. Ich habe leider nie dem Glücke im Schoße gesessen.«

»Hm!« machte der Professor, indem er sein Gegenüber mit einem nachdenklichen und vorsichtigen Blick musterte. »Hm; ich hätte etwas für Sie, wenn ich nur wüßte –«

»Was?«

»Ich wollte sagen: wenn ich nur wüßte, ob ich Ihnen trauen darf.«

»Sehr aufrichtig!« lachte sein Gegenüber. »Aber ich kann Ihnen nicht zürnen und noch weniger Sie tadeln.«

»Ich weiß so wenig von Ihnen, und dieses Wenige beschränkt sich nur auf das, was Sie selbst mir gesagt haben.«

»Habe ich für meine Lage Ihnen nicht genug oder gar schon zu viel gesagt? Zu näheren Details könnte ich mich entschließen, wenn mir sowohl in Beziehung auf Ihre Person als auch durch Das, was Sie mir bieten, sichere Garantie geboten wird.«

»Hm. Wenn Sie von der Residenz kommen, werden Sie wohl auch erfahren haben, daß mein Gehilfe bei unserer letzten Ballonfahrt verunglückt ist.«

»Ich weiß es.«

»Ich kann nicht allein stehen und bedarf eines Ersatzmannes. Doch müßte es ein etwas wissenschaftlich gebildeter Mensch sein.«

»Ich habe studirt.«

»Ah, wirklich?«

»Ein solcher Platz wäre mir angenehm, zumal ich die feste Ueberzeugung hege, Ihre Ansprüche befriedigen zu können.«

»So, das wäre wünschenswerth, zumal ich mehr Practiker als Theoretiker bin. Mein Bruder nämlich war Aëronaut. Zu ihm flüchtete ich mich, und er weihte mich in die Kunst der Luftschiffahrt ein. In England starb er und hinterließ mir seinen Ballon, seinen Namen und seine Papiere. Er galt für einen Franzosen, und ich habe diese Geltung auf mich übertragen.«

»Das Glück ist Ihnen günstiger gewesen als mir.«

»Vielleicht erklärt es sich endlich doch auch noch für Sie. Wollen Sie bei mir bleiben?«

»Unter welchen Bedingungen?«

»Ueber sie werden wir uns schnell einigen, wenn wir uns nur erst näher kennen gelernt haben. Jetzt fragt es sich in erster Linie, ob Sie Lust zu einer Stellung wie die gebotene haben.«

»Ich sage: Ja.«

»Topp; schlagen Sie ein!«

»Hier meine Hand. Ich bin frei von Furchtsamkeit und Schwindel.«

»Aufsteigen werden Sie wenigstens in der ersten Zeit nicht mit. Meine Einnahme erstreckt sich außer auf das Ergebniß der unter den Zuschauern stattfindenden Sammlung, welche Sie zu besorgen hätten, auch auf die Gratificationen der Passagiere, und so muß ich mit den Gondelplätzen geizen.«

»Hoffen Sie, auch in dem einfachen Provinzialstädtchen, nach welchem Sie gehen, solche Passagiere zu finden?«

»Sie wissen, wohin ich gehe?«

»Die Zeitungen plaudern davon.«

»Ich bin von dem dortigen Gewerbeverein eingeladen und werde Unterstützung finden. Es scheint ein sehr lernbegieriges Völkchen dort zu wohnen.«

Der Professor hatte es sich längst bequem gemacht und blieb auch dann noch in dem Coupee, als der Schaffner ihn zur Uebersiedelung bewegen wollte.

Das Gespräch wurde lebhaft fortgesetzt, und es wäre für einen ungesehenen Beobachter von Interesse gewesen die Herzensgesinnung der beiden Männer zu erforschen.

Trotz der Schnelligkeit, mit welcher der Luftschiffer seinen Vorschlag gemacht hatte, schien es doch kein freiwilliger zu sein; denn es lag, sobald er sich unbemerkt wähnte, in seinen Blicken etwas Lauerndes und Feindseliges.[512]

Der neu engagirte Gehilfe aber schien alle Vorsicht vergessen zu haben und machte die offenherzigsten Enthüllungen aus seiner Vergangenheit.

So war der letzte Anhaltepunkt erreicht und nach kurzer Zeit gab die Maschine das Zeichen, daß für die beiden durch den Zufall Vereinigten die Fahrt bald zu Ende sei.

»Parbleu, welch' ein Mädchen!« rief da plötzlich der Professor und zeigte zum Fenster hinaus. »Sehen Sie dort die Dame auf dem Rappen? Es ist ein Andalusier vom reinsten Geblüt; ich kenne von meinen früheren Wanderungen durch die Halbinsel diese Rasse von Thieren und behaupte geradezu, daß er seine volle zwei Tausend Thaler gekostet hat. Dem Besitzer muß ein großes Vermögen zur Verfügung stehen!«

Der Zug befand sich schon in der Nähe des Stationsgebäudes und verminderte aus diesem Grunde seine bisherige Schnelligkeit.

Die von beiden Seiten mit Kastanienbäumen berandete Allee, welche von der Stadt zum Bahnhofe führte, ging eine Strecke mit dem Trace der Bahn fast parallel, und so konnten die beiden Reisenden während der sich verlangsamenden Fahrt zwei Personen beobachten, welche sich zu Pferde dem Haltpunkte näherten.

Es war eine Dame, welche einen spanischen Rapphengst ritt, dessen dunkle Farbe und feurigen Bewegungen effectvoll von dem lichten Kleide und der nachlässig sicheren Haltung der Reiterin abstachen. Der sie begleitende Herr saß auf einem braunen Trakehner. Er hing mit dem Anstande eines Mannes auf dem Pferde, den der Vorwurf, auf Studium und Ausübung der edlen Reitkunst zu viel Sorgfalt und Anstrengung verwendet zu haben, nicht gut treffen kann. Deßhalb war, trotzdem seine Aufmerksamkeit schon aus Kavaliersrücksichten der Begleiterin zugewendet sein sollte, dieselbe doch mit einer leicht ersichtlichen Aengstlichkeit auf sich selbst gerichtet, und es ließ sich unschwer erkennen, daß in den Blicken, welche die junge Dame ihm zuweilen zuwarf, sich eine Art von verächtlicher Besorgniß aussprach.

»Wer muß denn die Dame sein?« frug der Professor.

»Zufällig kenne ich sie von der Residenz her. Es ist Fräulein von Chlowicki, welche mit ihrer Pflegemutter aus Gesundheitsrücksichten hierher gezogen ist.«

»Und der Herr an ihrer Seite?«

»Habe ihn noch nicht gesehen,« erwiderte der Andere; aber sein Auge war mir einer durchdringenden Schärfe auf den Gegenstand ihres Gespräches gerichtet und schien denselben durchbohren zu wollen. Da aber stieß der Aëronaut einen Ruf der Ueberraschung aus und sprang erregt in die Höhe.

»Ventre-saint-gris! Das ist ja der Morelly, welcher – Wie kommt denn der an die Seite einer Dame von solcher Distinction!«

Er rüttelte mit beiden Händen an der Thür des Waggons, als könne er das Oeffnen desselben nicht erwarten, und als einen Augenblick später der Zug hielt, verließ er hastig das Coupée und schritt eiligen Laufes über den Perron nach der Straße zu, wo die Reitenden noch vor der geschlossenen Barriére hielten.

Ueber das Gesicht seines Gefährten war es bei dem Namen Morelly wie ein plötzlich aufleuchtender Strahl geflogen.

Er ergriff das beiderseitige Gepäck und folgte dem Vorangeeilten mit raschen Schritten, um bei dem Zusammentreffen der beiden Männer gegenwärtig zu sein. Leider war es ihm nicht möglich, die ersten Worte zu vernehmen; aber er bemerkte, die Leichenblässe auf dem Angesichte des Reiters und das vergeblich unterdrückte Vibriren seiner Stimme, als er jetzt zum zweiten Male antwortete:

»Ich danke, Herr Professor, für die Nennung Ihres Namens; aber ich kenne keinen Grund, welcher Sie veranlassen könnte, sich mir auf offener Straße und in so derangirter Weise vorzustellen. Ich habe von Ihrem Kommen gehört und interessire mich allerdings sehr für das Schauspiel, welches Sie den Bewohnern dieser guten Stadt bereiten wollen. Wenn Sie aber auf meine Unterstützung rechnen, so müssen Sie vor allen Dingen den Forderungen der Höflichkeit Rechnung tragen. Ich bin der Baron Eginhardt von Säumen.«

»Entschuldigen Sie meine Zudringlichkeit, Herr Baron! Eine kleine Aehnlichkeit, die aber in der Nähe vollständig verschwunden ist, ließ mich in Ihnen einen Freund vermuthen, dessen Bekanntschaft ich vor längerer Zeit in Paris machte. Ich bin von der Grundlosigkeit dieser Vermuthung überführt und bitte um die Erlaubniß, mich zurückziehen zu dürfen.«

»Sie haben diese Erlaubniß. Bedürfen Sie während Ihres Aufenthaltes hier meiner Hilfe, so können Sie sich bei mir anmelden. Adieu!«

»Ich empfehle mich, gnädiger Herr!«

Er machte dem Baron eine respectvolle Reverenz; trotz dieser Ehrenbezeugung aber fuhr ein dämonisches Glühen seines Auges über die beiden Reiter hin, und eben wollte er mit einem höchst zweideutigen Lächeln zurücktreten, als seine Aufmerksamkeit auf den Andalusier gerichtet wurde.

Der Maschinist des eben angekommenen Zuges hatte mehrere Güterwagen einzurangiren und dirigirte die schnaubende und sprühende Locomotive an der Barriere vorüber. Das feurige Pferd kam in Aufregung, und die Reiterin mußte alle Geschicklichkeit und Anstrengung aufbieten, es zu beherrschen und festzuhalten.

Als aber die Wagen eingehängt waren und der Führer durch einen gellenden Pfiff das Zeichen zum Umstellen der Weiche gab, stieg es kerzengrade in die Höhe und hätte mit einem raschen Satze die Barriere übersprungen, wenn nicht unerwartet eine kräftige Hand in die Zügel gegriffen und das Thier zurückgerissen hätte.

Die Polin wäre verloren gewesen; denn kaum war der rettende Griff geschehen, so pustete die Maschine herbei und hätte ohne allen Zweifel Pferd und Reiterin ergriffen und zermalmt.[526]

»Herr Baron, wer den Kavalier spielen will, der muß auch thun, was seines Amtes ist!« mahnte der unerwartete Retter, indem er den in die Zügel knirschenden Andalusier zurückführte.

Es war Winter, der Essenkehrer, welcher im Bahnhofsgebäude gearbeitet hatte und auf seinem Heimwege gerade in dem kritischen Augenblicke herbeigekommen war.

»Beherrschen Sie Ihren Mund!« rief Säumen, wüthend darüber, daß es wieder dieser verhaßte Mensch war, der seiner Verlobten den Ritterdienst geleistet hatte. »Sehen Sie denn nicht, daß sich das Pferd vor Ihrer schwarzen Farbe und dem unausstehlichen Gestanke scheut?«

»Seien Sie vorsichtiger, Herr Baron! Sie verrathen sonst denselben Geschmack, welchen das Thier besitzt, und ich habe noch nicht gehört, daß diese Stallambition zur Empfehlung dienen könne. Hier, Fräulein, sind die Zügel. Der Zug ist vorüber, und Sie können Ihren Spazierritt ohne Gefahr fortsetzen.«

»Ich danke Ihnen, Herr Winter!«

Es waren nur diese wenigen Worte, welche sie sprach; aber er sah an dem tiefen, feuchten Glanze ihres Auges und an der Röthe ihrer Wangen, daß sie nicht mehr sprechen könne und erwiederte mit einem Lächeln, welches seine weißen, vollzähligen Zähne zwischen den schwarzgefärbten Lippen erscheinen ließ:

»Nicht danken, gnädiges Fräulein, sondern zürnen. Wir dürfen unser Uebereinkommen nicht verletzen.«

»Aber wenn ich fortfahren soll, Ihnen zu zürnen, so müssen Sie aufhören, die Stelle meines Schutzengels zu vertreten. Dank und Zorn, sie lassen sich nicht gut vereinigen!«

»Vollständig wahr gesprochen, Wanda!« fiel hier der Baron ein. »Wir befinden uns nicht auf der Bühne, um eines Deus ex machina zu bedürfen, und ich denke, daß wir uns schon zu lange hier verweilt haben.«

Die Pferde setzten sich in Bewegung, und Winter schickte sich an, seinen Weg fortzusetzen, als sein Blick auf den Jüngeren der beiden Reisenden fiel, welche noch immer dastanden.

Fast schien es, als wolle er die Hände vorstrecken, um begrüßend auf ihn zuzutreten, aber ein schneller, abwehrender Wink brachte auf seinem Gesichte sofort den Ausdruck der Gleichgiltigkeit hervor, und so wollte er, ohne den Fremden einen weiteren Blick zuzuwerfen, vorübergehen, als der Professor ihn anhielt.

»Sie kenn' Mosjöh le baron?«

»Nicht näher, als vom bloßen Sehen.«

»Ist er ein Mann reich?«

»Weiß nicht.«

»Wer hat kewes' die Dam'?«

»Fräulein von Chlowicki ist seine Braut.«

»Ist mademoiselle Braut sehr reich?«

»Möglich; ich habe noch nicht die Erlaubniß gehabt, ihre Doublonen zählen zu dürfen, mein Herr.«

»Schön, sehr schön! Wo wohnt mademoiselle?«

»Sie bewohnt mit ihrer Mutter jene Villa welche dort hinter den Linden hervorblickt.«

»Und wo wohnt Mosjöh le baron?«

»Am Markte bei einem alten, pensionirten Polizeirathe.«

»Charmant, charmant; Mosjöh le baron ist ein Mann sehr klug, sehr klug!«

»Warum?« fragte Winter mit einem Blicke, in welchen sich Befremdung und Spannung spiegelten.

»Ich nicht mein' wegen Wohnung,« verbesserte der Professor, »sondern ich mein wegen Braut. Adieu!«

»Adieu!« grüßte der Essenkehrer und wandte sich zum Gehen.

Wer war der fremde Mann, dessen Auge so stechend blickte und dessen harte, scharfe Stimme so abstoßend wirkte? Warum bemühte er sich, seinen Worten einen französischen Anstrich zu geben, obgleich man jeder Silbe anhören mußte, daß dieser Anstrich nur Maske sei? Warum erkundigte er sich so angelegentlich nach den Vermögensverhältnissen des Barons und seiner Verlobten, und warum – doch das Alles mußte er ja bald erfahren, und so setzte er seinen Weg fort, ohne sich weiter mit Fragen zu quälen.

Zu Hause angelangt, traf er Vorkehrungen, welche schließen ließen, daß er es sich da bequem machen und seine Wohnung heute nicht wieder verlassen wollte. Und wirklich hatte er noch nicht lange in wartender Haltung am Fenster gesessen, so schritt Jemand an demselben vorüber und trat nach einem kurzen Klopfen in das Zimmer.

Es war der Reisegefährte des Professors.

»Grüß Dich Gott, Emil!« rief er und umarmte den Genannten in der herzlichsten Weise. »Ich habe Deinen Brief erhalten und bin Deinem Rufe natürlich so schleunig wie möglich gefolgt.«

»Tausendmal willkommen, mein Herzensbruder! Mutter und Schwestern sind ausgegangen; Du mußt Dich mit ihrer Begrüßung also gedulden. Komm, setze Dich und laß mich vor allen Dingen einige Fragen aussprechen.«

»Frage nur zu!«

»Hast Du Dir Urlaub für den vorliegenden Zweck geben lassen?«

»Daß ich nicht klug wäre. Meine Gesundheit ist seit einiger Zeit sehr angegriffen, und ich habe mir die Erlaubniß zu einer kleinen Erholungsreise geben lassen.«

»Wer war der Mensch, in dessen Gesellschaft ich Dich traf, und warum durfte ich Dich nicht kennen?«

»Das ist wirklich eine eigenthümliche Geschichte, deren Lösung wohl nicht lange auf sich warten lassen wird.«

»Und deren bisherigen Verlauf mir Deine amtliche Verschwiegenheit verheimlichen muß?«

»Bisher war die Sache mein ausschließliches Geheimniß, und ich kenne wirklich keinen Grund, welcher mir verbieten könnte, mit Dir von ihr zu sprechen. Also höre:

Vor einer nicht gar zu beträchtlichen Anzahl von Jahren gab es in Paris eine Falschmünzerbande, deren geheime Schlupfwinkel so verborgen waren und welche die Erzeugnisse ihrer verbrecherischen Thätigkeit mit einer so raffinirten Umsicht zu verbreiten wußte, daß sich die gesammte Polizei lange Zeit vergeblich abmühte, die Thäter zu erfassen und der gerechten Strafe zu überliefern. Besonders waren es Zwei, deren Schlauheit und Geschicklichkeit man diesen Mißerfolg zu danken hatte, und Beide waren Deutsche. Der Eine war ein herabgekommener Sprößling irgend eines alten Geschlechtes, der sich eine problematische Existenz in der Metropole der Civilisation gesucht hatte, und der Andere war ein geschickter Lithograph, dem man die Anfertigung der Platten zuschrieb.

Aber obgleich man die Mitgliedschaft dieser Beiden mit Bestimmtheit behauptete, fand man doch nicht das Geringste, was berechtigt hätte, sich ihrer Personen zu bemächtigen.[527] Freilich konnte das nicht lange so fortgehen; einmal mußten sie sich doch, von der Größe ihrer Erfolge kühn gemacht, zu irgend einer Unvorsichtigkeit hinreißen lassen. Und dieser Augenblick kam endlich auch. Alle Glieder der Bande wurden gefangen und verurtheilt, selbst der schlaue Lithograph, und nur der Edelmann entging dem Arme, der sich nach ihm ausstreckte und war trotz der eifrigsten Nachforschungen auch nicht wieder aufzufinden.

Nach einiger Zeit nun verbreitete sich das Gerücht, der Lithograph sei aus dem Vicêtre, wo er inhaftirt war, entsprungen. Es wurde aller Orten nach ihm gefahndet und sogar ein Preis auf seine Attrappirung gesetzt, freilich vergebens. Es war das zu der Zeit, in welcher ich meine Stellung antrat. Wie alle neuen Bürger des heiligen Polizeistaates war auch ich von dem Willen, Alles zu wissen und Alles zu können, erfüllt und warf mich mit einem wahren Heißhunger auf in- und ausländische Novitäten der Sünde und des Verbrechens.

Der angegebene Fall erregte, da er sich auf zwei Deutsche bezog, mein lebhaftes Interesse, und als mir gar auf irgend eine Weise die Photographie des Lithographen zu Gesichte kam, träumte ich fast Tag und Nacht von den Mitteln, welche man anwenden müsse, um seiner habhaft zu werden. Freilich blieb es bei dem bloßen Traume; Du kennst ja meine Stellung. Selbst wenn uns die Sache näher gelegen hätte, wäre ich nicht Derjenige gewesen, den man mit der Lösung einer solchen Aufgabe betraut hätte.

Da kam vor einigen Wochen der Professor in die Residenz, um seine aëronautischen Künste zu produziren. Natürlich gab es da für uns viel zu thun, und es konnte nicht anders sein, als daß der Mann auch mir einmal zu Gesichte kommen mußte. Bei seinem Anblicke nun war es mir sofort, als habe ich ihn irgendwo schon einmal unter ungünstigen Umständen gesehen. Ich sann nach und kam endlich zu der Ueberzeugung, daß er kein Anderer als der Lithograph sei.

Diese Meinung theilte ich natürlich meinem nächsten Vorgesetzten, dem Cousin Eures Polizeirathes mit, wurde aber einfach von ihm ausgelacht. Die Papiere des Mannes befanden sich ja in unserer Hand, und es war nicht das Geringste an ihnen auszusetzen. Seine Aussprache des Deutschen, welche ich zur Begründung meiner Behauptung angeführt hatte, lernte ich erst später kennen, und so fußte mein Verdacht nur auf einer Aehnlichkeit, die noch dazu nur in meinem Gedächtnisse vorhanden war; denn die Photographie war nicht mehr zu haben, und eines unmotivirten Verdachtes wegen nach Paris berichten, das hätte uns die schönste Blamage zuziehen können.

Und doch war ich fest überzeugt, mich nicht geirrt zu haben. Es blieb mir also nichts übrig, als auf eigne Faust zu handeln, und das that ich denn auch. Ich beobachtete ihn unausgesetzt, ohne ihm freilich Gelegenheit zu geben, mich einmal zu erblicken; denn ich konnte ja nicht wissen, ob ich ihm nicht einmal als Unbekannter gegenübertreten müsse. Aber alle meine Aufmerksamkeit war umsonst. Schließlich wurde es gar bekannt, daß er bald die Hauptstadt verlasse, um hierher zu gehen, und so war ich schon bereit, meine Hoffnung aufzugeben.

Da kam Dein Brief und munterte mich wieder auf. Zwar brachte er keine Bemerkung über den Professor; denn der war Euch ja vollständig unbekannt; aber er bestimmte mich doch, hierher zu reisen, und es war mir somit Gelegenheit geboten, meine bisherigen Beobachtungen wenigstens noch eine kurze Zeit fortzusetzen; zugleich erregten mir Deine Mittheilungen, daß der Baron in Paris einst falsche Banknoten ausgegeben habe, den Gedanken an die Möglichkeit, daß dieser Baron jener Edelmann sein könne; denn die Zeitangaben stimmten überraschend zusammen.

Ich ließ mir also wegen meiner angegriffenen Gesundheit einen Urlaub von einigen Wochen geben und reiste ab. Da wirft der Zufall oder das Glück oder wie ich es nennen soll, den Professor in mein Coupée. Ich beschließe sofort, den Umstand zu benutzen, schlage auf den Busch, gebe mich für einen seiner ehemaligen Mitgefangenen aus, mache sein französisches Deutsch lächerlich und bringe ihn auch glücklich zum Geständnisse.

Mit allem Rechte nun könnte ich den Mann jetzt festnehmen lassen; aber das Zusammentreffen mit dein Baron veranlaßt mich, noch zu warten. Meine vorhin gemachten Beobachtungen haben mich vollständig überzeugt, daß der Letztere kein Anderer ist, als jener Falschmünzer, und ich habe die Absicht, durch Ansammlung des nöthigen Materials oder durch Ueberraschung ihn zu überführen und so zwei Fliegen mit einem Schlage zu fangen.

Dem Barone ist die Gegenwart des Professors jedenfalls höchst unwillkommen. Dieser Mensch hat es in der Hand, alle seine Pläne zu durchkreuzen, und Säumen wird sich also durch Zugeständnisse aus seiner Abhängigkeit befreien müssen. Es gilt deshalb, die beiden Männer unausgesetzt zu beobachten, und dazu hat mir der Professor die schönste Gelegenheit an die Hand gegeben. Ich bin nämlich von ihm als Gehilfe engagirt.«

»Als Gehilfe! Wie kommt der Mensch denn zu dieser Dummheit?«

»Auf dem allereinfachsten Wege. Er hält mich für einen ehemaligen Mitgefangenen, der entsprungen ist, wie er. Nach seiner Meinung habe ich ihn also ebenso in der Hand, wie er den Baron, und um meiner so viel wie möglich sicher zu sein, hat er mich an sich gebunden.«

»Eine gefährliche Sache.«

»Ich unterschätze die Gefahr auch nicht, zumal ich gewisse Blicke bemerkt habe, die mir nichts Gutes weissagen. Doch bin ich wohl gewappnet und kenne meine Leute, während der Professor von mir vollständig irre geleitet ist. Vor allen Dingen ist es nothwendig, daß wir und Deine Freunde uns nicht kennen. Trotzdem aber müssen wir immer Fühlung behalten; denn es könnte leicht kommen, daß Eure Hilfe nöthig wäre.«

»Auf uns kannst Du Dich verlassen. Aber wie kommt es, daß Du so bald zu mir kommen konntest, obgleich der Professor Dich jedenfalls sehr im Auge behalten wird?«

»Er hatte natürlich nichts Notwendigeres zu thun, als den Baron aufzusuchen, um mit diesem in's Reine zu kommen, und so habe ich Gelegenheit gehabt, Dir meinen Besuch zu machen.«

»Willst Du Thomas sprechen?«[528]

»Ja. Bestelle ihn heute Abend in unseren Gasthof; Du kannst mitkommen und ihm einen Wink geben, wenn ich hinausgehe; denn ich kenne ihn nicht persönlich. Welchen Erfolg hat Deine Anzeige in Betreff des Felsenbruches gehabt?«

»Keinen. Man hat es vermeintlich mit einem Baron zu thun, und ein solcher ist bekanntlich nur zu Gutem befähigt. Zudem logirt er, wie Du weißt, bei dem Polizeirathe, Grund genug, die Sache todt zu schweigen, obgleich es sich dabei um die Genugthuung für eine Dame handelt, welche mit mehr Recht als er den höheren Ständen angehört.«

»Hast Du mit dem Stadtrichter seit jenem Tage wieder einmal gesprochen?«

»Ja.«

»Was sagte er?«

»Er meinte: ›Mein lieber Herr Winter, ich erkenne Ihren Eifer dankbar an; aber Sie müssen bedenken, daß Ihr Verdacht von dem Umstande, daß der Herr Baron der Verlobte von Fräulein von Chlowicki ist, vollständig überwogen wird.‹«

»Und was antwortetest Du ihm?«

»Ich hielt es für überflüssige Mühe, ein Wort zu entgegnen, zumal ich Deine Ankunft erwartete. In Deiner Hand ist diese Angelegenheit besser aufgehoben, als in derjenigen der hiesigen Polizei.«

»Du traust mir zu viel zu. Ich bin ein Subalternbeamter und darf nicht selbstständig handeln. Zudem befinde ich mich hier auf einem Terrain, wo mein Amt aufgehört hat, mir wenigstens einige Macht oder einige Rechte zu verleihen.«

»Ja, was dann? Soll der Baron, wenn er wirklich, wie ich vermuthe, ein Verbrechen beabsichtigte, straflos ausgehen? Sogar die Polin mißtraut ihm, wie ich aus der Taschentuchscene ersehen habe.«

»Wir werden ja sehen. Ich befinde mich in meiner jetzigen Stellung nicht wohl und werde chanciren, wenn nicht endlich die so lang erwartete und zehnmal schon verdiente Beförderung eintritt. Ich riskire also Wenig oder Nichts, wenn ich hier va banque spiele. Gewinne ich, so wird die Beförderung da sein; verliere ich, so habe ich weiter nichts auf's Spiel gesetzt als nur Das, was ich früher oder später freiwillig weggeworfen hätte.«

»Ich wünsche nicht, daß Du Dir Schaden thust, obgleich ich überzeugt bin, daß der Baron ein Verbrecher ist.«

»Ich werde die Sache vorsichtig untersuchen, ehe ich einen entscheidenden Schritt thue. Vor allen Dingen muß ich den Ueberrock sehen, und für das Uebrige bin ich gewohnt, nächst meiner Aufmerksamkeit dem Zufalle das Meiste zu überlassen. Was bedeutete denn Dein sonderbares Gespräch mit der Polin vorhin?«

»Welches?«

»Du wiesest ihren Dank ab und fordertest sie auf, Dir zu zürnen.«

»Eine kleine, halb scherzhafte, halb ernste Plänkelei.«

»Die jedenfalls ihren Grund hat.«

»Möglich.«

»Einen Grund, den ich gern wissen möchte.«

»Wird Dir nicht viel nützen, Bruder.«

»Mir nicht, aber vielleicht Dir. Wenn meine Thätigkeit von Erfolg sein soll, so muß ich Dein Verhältniß zu den einzelnen Personen bis in's Genauste kennen lernen. Also beichte!«

»Es geht nicht!«

»Warum nicht? Bin ich ein so strenger Beichtvater, daß Du schon bei meiner bloßen Aufforderung die Augen niederschlägst? Oder ist Deine Sünde so groß, daß Du Dir lieber von ihr das Herz abdrücken lässest, als daß Du mir ein aufrichtiges Wort sagst?«

»Ich bin mir über das, was Du wissen willst, selbst noch zu sehr im Unklaren, als daß ich Dir Mittheilung davon machen könnte.«

»Aber diese mangelnde Klarheit kommt sehr oft mit dem Sprechen. Ich werde mit dem Schwerte meiner Zunge den Knoten zerschneiden, welcher Deine Aufrichtigkeit gefangen hält.«

»Laß das!«

»Nein! Es ist meine Pflicht als Bruder, Dir die Augen zu öffnen, um Dich vor dem Uebel, welches Dir droht, zu bewahren. Dein Brief hat mir, so leicht und kurz er auch über den Gegenstand Deiner Gefühle hinwegeilt, doch gesagt, daß Du einem Abgrunde entgegen gehst.«

»Welchem?«

»Du liebst Wanda, und bei der Innigkeit und Tiefe Deines Wesens wird Dich diese Liebe, die eine vergebliche und unerwiderte sein muß, zu Grunde richten.«

»Weißt Du das so genau?«

»Ja. Ich bin Psycholog; wenn auch kein Meister, aber doch ein Mann, der seine Augen stets offen gehabt hat.«

»Und wenn ich nun behaupte daß diese Liebe keine unerwiederte ist?«

»Hast Du Beweise?«

»Mehrere; unter Anderem den Zorn, welchen sie emfand, als sie droben in der Höhle gerade in dem Augenblicke zu sich kam, an welchem meine Lippen auf ihrem Munde ruhten.«

»Das kann ebenso gut das Gegentheil beweisen. Ich kenne die Dame so ein wenig von der Residenz aus und habe genug von ihren Extravaganzen gehört, um annehmen zu können, daß sie der Zuneigung eines Mannes von untergeordneter Stellung allerdings des Abenteuerlichen halber einige Aufmerksamkeit zu schenken gestimmt sein kann, daß sie diese Liebe aber auch rücksichtslos in den Staub treten wird, sobald sie sich aus dem Bereiche des Platonischen herauswagt.«

»Hast Du ähnliche Beispiele von ihr gehört?«

»Nein; im Gegentheile ist es allbekannt, daß sie nie[542] einem Manne auch nur den geringsten Anschein von mehr als gewöhnlicher Aufmerksamkeit erwiesen hat. Sie wurde förmlich umschwärmt, selbst von den Angehörigen der Crême unserer Gesellschaft; wie willst Du da Hoffnung hegen dürfen!«

»Deine Psychologie schmeckt nach dem Schema, Bruder. Ich habe allen Respect vor Deinem Scharfblicke, und wenn unsre Ansichten in Betreff Wanda's harmoniren, so liegt der einzige Grund in dem Umstande, daß Du dieses reichbegabte und eigenartig gebildete Wesen nur aus der Ferne gesehen und nach dem Hörensagen beurtheilt hast.«

»Aber sie ist verlobt!«

»Diese Verlobung gilt am Allerwenigsten in Deinen Augen etwas. Ihr Bräutigam ist ja der erklärte Gegenstand Deines polizeilichen Mißtrauens.«

»Aber sie hat Ja zu dieser Verbindung gesagt.«

»Das beweist nichts über ihre Gefühle. Im Gegentheil habe ich wiederholt bemerkt, daß sie ihn mit einer sogar verächtlichen Abneigung behandelt. Es müssen stringirende Umstände vorhanden sein, welche ihr die Zustimmung abgenöthigt haben.«

»Das sind dunkle Punkte, welche wir aufklären müssen. Für jetzt will ich mein Urtheil zurücknehmen; aber meine Ansicht, daß eine intime Beziehung zwischen einem Essenkehrer und einer Baronesse fast unter die Unmöglichkeiten gehört, bleibt dieselbe. Du bist mir doch nicht bös wegen meiner brüderlichen Aufrichtigkeit?«

»Ich halte diese Aufrichtigkeit einfach für Deine Pflicht; aber Du giebst meiner vorhin angedeuteten Meinung, daß dieser Gegenstand ein unerquickliches Gesprächsobject sei, doch Recht. Ich bin in der Schule des Lebens fest und sicher geworden und gestatte mir keinerlei Illusion. Ein Menschenkind ist nie nach der Stelle, an welcher es geboren wurde, sondern nach derjenigen, welche es durch eigene Anstrengung und inneren Werth errungen hat, zu schätzen, und das Mädchen, von welchem wir sprachen, hat noch keinen einzigen selbstständigen Schritt gethan, der irgend welchen Werth für meine Beurtheilung hätte. Sie steht also keineswegs unerreichbar da.«

»Du sprichst allerdings sehr kalt.«

»Der Verstand darf keine Luftschlösser bauen; die Liebe aber lehrt mich hoffen, daß Wanda ein Charakter sei. Zum Herabsteigen ist mehr moralischer Muth erforderlich, als zum Emporklimmen, und die Zukunft wird zeigen, ob mein Glaube der rechte gewesen ist.« – –


Während die beiden Brüder in tiefernstem Gespräche mit einander begriffen waren, brauste einer der nächsten Züge heran und brachte einen Reisenden herbei, welcher, ohne sich viel umzusehen, auf eine bereitstehende Equipage zuschritt und in derselben sofort nach der Stadt fuhr.

Vor dem Hause des Polizeirathes hielt der Wagen. Der Insasse sprang heraus, eilte mit raschen Schritten die Treppe hinan und trat unangemeldet in das Arbeitskabinet des alten Herrn, welcher am Schreibtische saß und sich bei dem Eintritte des hastigen Gastes unwillig umdrehte. Aber bei dem Anblicke desselben machte er Unwille, welcher in seinen Zügen Platz genommen hatte, einem freudigen Lächeln Platz, und mit herzlichem Gruße schob er, aufspringend, den Stuhl zurück.

»Ah, Du bists schon? Sei mir herzlich willkommen! Ich hätte nicht geglaubt, daß ein Wunsch Deines alten Onkels so schleunige Berücksichtigung finden werde. Lege ab und mache es Dir bequem. Die Häuslichkeit eines Hagestolzen bietet freilich der Bequemlichkeit nicht viel.«

»Du bist ungerecht gegen mich, Onkel! Oder habe ich Deinen Wünschen nicht stets die nothwendige Aufmerksamkeit entgegen gebracht?«

»Die nothwendigste, ja, die nothwendigste. Doch davon sprechen wir ja nicht; die Hoffnung, das schönste und reichste Mädchen des Landes zu besitzen, ist ein mächtiger Sporn zur Rücksicht gegen den Onkel, ohne daß dieser darüber böse sein darf.«

»Dein Brief sagt mir so wenig, daß ich wirklich gekommen bin, nur um Dich zu begrüßen.«

»So, na, mag sein. Ich schreibe kurz; aber denken konntest Du Dir doch, in welcher Angelegenheit ich Dich sehen wollte.«

»Das ist allerdings wahr. Wie gefällt Dir Fräulein von Chlowicki?«

»Sehr, sehr. Das Mädchen ist zwar ein Wildfang, aber ein allerliebster, dem man nicht gram sein kann. Ich habe mich über Deinen Geschmack gefreut und noch mehr über das Gelingen meiner Intrigue, welche bezweckte, ihre Mutter aus der Residenz, wo Dir das Gelingen Deiner Werbung durch so viele Nebenbuhler erschwert worden wäre, her zu locken in unser kleines Städtchen, wo ich Gelegenheit fand, eine der wenigen Personen zu sein, welche die Dame empfängt.«

»So bist Du glücklich gewesen?«

»Sei nicht sanguinisch. Ich habe das Glück gehabt, Zutritt zu der Baronin zu finden, und durch meine Verbindungen ist es mir gelungen, zu entdecken, warum das Fräulein den Baron heirathen will, obgleich er ihr im tiefsten Grunde ihres Herzens verhaßt ist. Das ist aber auch Alles, und das Andere muß ich Deiner eigenen Gewandtheit überlassen.«

»Ich habe mich noch nie getäuscht, wenn ich dieser Gewandtheit Vertrauen schenkte, Onkel. In der Residenz freilich war es unmöglich, mich bemerkbar zu machen; hier aber wird es anders sein, und ich habe weder den Baron noch die fadenscheinigen Spießbürgerprinzen zu fürchten. Doch, von welchem Grunde sprichst Du?«

»Nachdem ich mich vergeblich bemüht hatte, die alte, verschwiegene Baronin zu vertraulichen Mittheilungen zu bewegen, wandte ich mich mit meinen Erkundigungen auswärts. Es war das allerdings eine schwierige und delicate Angelegenheit, und meine Geduld wurde lange Zeit auf die Probe gestellt. Endlich aber erhielt ich von meinem Freunde, welcher in der Nähe der Stammsitzung der Säumen wohnt, den gewünschten Aufschluß.«

»Und dieser lautete?«

»Die beiderseitigen Großväter des Barons und der Baronesse hatten, ich weiß nicht welchen, Rechtsstreit, den Chlowicki gewann, weil er es nicht verschmähte, zu zweifelhaften Mitteln zu greifen. Nach seinem Tode fanden sich Papiere vor, welche bewiesen, daß Säumen in seinem Rechte gewesen sei, und der ehrenhafte Sohn des Verstorbenen kam zu dem Rechtsfeinde seines Vaters, um ihm Genugthuung zu geben. Es handelte sich um ein höchst bedeutendes Object,[543] und da die Chlowicki's schlecht gewirthschaftet hatten, so hätte die Rückerstattung des unrechtmäßig Angeeigneten das ganze Vermögen des Vaters der schönen Polin verschlungen. Säumen, ein wahrer Edelmann, war überrascht und tief gerührt in dem Verhalten Chlowicki's und weigerte sich in Folge dessen entschieden, auf die Restitution einzugehen. Nach langem Verhandeln, welches die Zeit von Jahren in Anspruch nahm, kam man endlich zu dem Schlusse, Eginhardt und Wanda, welche beide damals noch Kinder waren, einander zu verloben und durch die spätere Verheirathung derselben die Schwierigkeit der Sache auf eine beide Theite zufriedenstellende Weise zu lösen.«

»Ah! Und die beiden Kinder sind diesem Beschlusse gehorsam gewesen?«

»Wie es scheint, ja. In welcher Zeit ihres Lebens man ihnen die betreffende Mittheilung gemacht und ob sich Eins von ihnen gegen die Erfüllung des Uebereinkommens gesträubt hat, das kann ich natürlich nicht sagen. Ich muß froh sein, das soeben Gesagte erfahren zu haben; tiefer in die discreten Beziehungen der beiden Familien einzudringen, das ist nicht gut möglich. Nur so viel weiß ich, daß die alte Baronesse eine Bürgerliche ist, man sagt, eine Jugendliebe des Barons, welche er nach dem Tode seiner ersten Frau als Erzieherin seiner Tochter zu sich genommen und später sogar geheirathet hat.«

»Woher aber dann ihre aristokratische Exklusivität?«

»Es ist eine sehr oft zu machende Erfahrung, daß Parvenu's sich mehr absondern als Diejenigen, welche im noch unentdeckten Sternbilde des Wappens geboren wurden.«

»Wanda hat sich jedenfalls nur gezwungen gefügt. Es gilt nun, nachzudenken, auf welche Weise sich die Sache so arrangiren läßt, daß dieser Zwang wegfällt.«

»Das wird nicht leicht sein. Redressirt das Mädchen die Verlobung, so ist sie zur sofortigen Rückerstattung des damaligen Verlustes nebst Zinsen verpflichtet.«

»Und wenn der Baron zurücktritt?«

»So verzichtet er auf diese Wiederstattung. Und stirbt Eins von den Beiden vor der Hochzeit, so fällt sein Vermögen auf das Andere. Beide sind nämlich die letzten und einzigen Sprossen ihres Geschlechtes.«

»Ist der Baron gesund?« fragte der Polizist nach einer Pause des Nachdenkens.

»Er ist lang und hager; doch scheint er nichts weniger als krank zu sein. Das wäre allerdings der geradeste Weg aus dem Labyrinthe.«

»Hm, Onkel, ich werde mir die Sache überlegen. Mein Urlaub ist kurz; warten könnte ich also nicht, selbst wenn ich wüßte, daß eine solche Lösung später zu hoffen wäre. Ich werde also in anderer Weise handeln müssen. Für jetzt aber werde ich mich auf einige Zeit zurückziehen; Du weißt, Onkel, daß meine Constitution unter dem Eindrucke einer so langweiligen Bahnreise sehr zu leiden hat.«

»Ja, gehe; Du kennst ja Deine Zimmer. Sobald Du Dich ausgeruht hast, stehe ich Dir wieder zur Disposition. Solltest Du Dich bald restaurirt haben, so könnten wir den Concertgarten besuchen, wo heute Nachmittag die Honoration unsrer Stadt ein musikalisches Amüsement abhält und Wanda von Chlowicki jedenfalls auch zu sehen und vielleicht zu sprechen ist.«

»Wenn das der Fall ist, lieber Onkel, so werde ich zu meiner Erholung nicht lange Zeit bedürfen. Ich bin natürlich sehr in der Stimmung Dich zu begleiten.« –

Einige Zeit später ging der alte Herr Polizeirath der Seite seines Neffen in das Concert.

Wie der Erstere vorhergesagt, war die feine Gesellschaft des Städtchens hier versammelt, um sich zu erlustigen, und wirklich erschien auch die Baronin von Chlowicki in Begleitung ihrer Tochter, um als eine seltene Erscheinung an dem Vergnügen Theil zu nehmen. Da die übrigen Tische alle besetzt und nur in der Nähe des Polizeirathes noch einige Plätze unbelegt waren, so erhob sich Letzterer, um die Damen zu sich einzuladen.

Sie folgten seiner Bitte, und das Gesicht des Commissars glänzte von dem Widerscheine der Freude, welche er über das noch nie gehabte Glück empfand, an der Seite der still Angebeteten sitzen und die Funken seines Witzes sprühen lassen zu können.

Wirklich war auch Wanda die liebenswürdigste Gesellschafterin von der Welt, und wenn sie nach den Regeln der einfachsten Höflichkeit den Expectorationen ihres Nachbars eine scheinbar zustimmende Aufmerksamkeit widmete, so nahm seine Selbstgefälligkeit aus dieser rücksichtsvollen Nachsicht immer neue Nahrung.

»Ich stelle die Musik hoch über die Dichtkunst,« meinte er im Laufe der Unterhaltung. »Letztere zwingt meine Gedanken in eine bestimmte Richtung, während die Erstere die Freiheit meiner Gefühle weniger beschränkt.«

»Dürfte nicht zu bedenken sein,« antwortete das Mädchen, »daß die Töne für den wirklichen Kenner dieselbe Klarheit und Deutlichkeit besitzen, wie das gelesene oder gesprochene Wort?«

»Ich bedaure, mich dieser Ansicht nicht zuneigen zu können.«

»Aus welchem Grunde?«

»Aus dem der Erfahrung. Die Gefühle, welche eine musikalische Dichtung in mir erregt, sind stets unbestimmte gewesen, und gerade diese ihre Eigenschaft ist es, welche uns wohl thut.«

»Ihre Behauptung entbehrt nicht ganz der Wahrheit, doch liebe ich solche Unbestimmtheit zu wenig, um mir nicht Mühe zu geben, durch ein tieferes Eindringen in das Wesen der Tonkunst meinen Gefühlen Ausdruck zu geben.«

»Dieses Eindringen aber ist schwer, wo nicht gar unmöglich.«

»Haben Sie nicht auch Dichter, welche nur durch tiefes und ernstes Studium zu ergründen sind? Nicht Jeder schreibt mit einer so hinreißenden Klarheit und einer so fesselnden Logik wie der Autor des hier vor uns liegenden Aufsatzes.«

Sie griff vor sich hin und nahm ein Journal auf, welches auf dem Tische lag.

»Es giebt auf dem Gebiete der Belletristik jetzt so viel Mittelmäßiges oder gar Werthloses, daß man mit der Auswahl seiner Lecture nicht heikel genug sein kann. Kennen Sie dieses Blatt?«[544]

»Gewiß. Es wird in der Hauptstadt verlegt, und der Herausgeber ist mir sogar einigermaßen befreundet.«

»Dann werden Sie wissen, daß es in seinen bisherigen Jahrgängen zu den erwähnten mittelmäßigen Journalen zu zählen war. Seit aber jener Unbekannte seine Beiträge liefert, ist es in die Reihe unserer ersten periodischen Schriften getreten und die Zahl seiner Abonnenten hat sich um das Doppelte vermehrt. Seine Arbeiten nehmen mein höchstes Interesse in Anspruch.«

»Dieses Interesse würde sich bedeutend abkühlen, wenn Sie Gelegenheit hätten, den Autor zu kennen.«

»In wiefern?«

»Ja, es ist sogar möglich, daß Sie ihn gesehen haben, freilich ohne einen Schriftsteller von der Bedeutung, wie Ihre Güte sie ihm gibt, in ihm zu vermuthen. Ich muß offen gestehen, daß ich seiner Schreibweise nicht huldige.«

»Ihn gesehen haben?« fragte Wanda mit unverkennbarer Hast, und selbst die Baronin richtete einen raschen Blick auf den Sprecher. »Darf ich bitten, wo?«

»Wo anders als hier; denn ein Essenkehrer kann den Muth, mit dem Machwerke seines Gänsekieles an die Oeffentlichkeit zu treten, nur dann haben, wenn ihm die Abgeschlossenheit eines Landstädtchens nicht erlaubt hat, zu der Erkenntniß zu kommen, daß Feueresse und Buchdruckerpresse zwei sehr verschiedene Dinge sind, trotzdem sich die beiden Worte reimen.«

»Ein Essenkehrer? Und hier? Wir haben nur einen.«

»Der Mann heißt, glaube ich, Winter.«

»Es ist derselbe, welchen ich rieth. Aber wie ist das Geheimniß Ihnen offen geworden? Die Redaktion darf doch unmöglich indiskret sein.«

»Ich könnte jetzt meiner polizeilichen Allwissenheit eine Lobrede halten; aber die Wahrheit ist, daß ich den Mann vor einigen Wochen im Redaktionsbureau traf, wo ich zufälliger Weise eine Erkundigung einzuziehen hatte. Dabei gab mir eine nebenbei gehörte Aeußerung die Wissenschaft, welche ich jetzt Ihnen zur Verfügung stelle.«

»Ist es der Herr, welcher soeben eingetreten ist und sich dort nach einem Platze umsieht?«

»Ja, der ist es; eine Physiognomie wie die seinige ist nicht zu verkennen.«

»Bitte, Herr Winter, treten Sie zu uns; es ist ja wohl sonst kein Raum vorhanden.« Und die beiden Herren einander vorstellend, fügte sie hinzu: »Es ist mir angenehm, Zeuge der Erneuerung Ihrer Bekanntschaft zu sein!«

Nach einigen durch die letztere Bemerkung veranlaßte Fragen entwickelte sich ein Gespräch, dessen Thema zu schwierig war, als daß der Kommissär ihm zu folgen vermocht hätte.

Während er deßhalb mit vornehm gelangweilter Miene, als bewege sich die Conversation auf einem ihm zu alltäglichen Felde, dasaß, glänzte auf den Wangen des Mädchens die Freude über den seltenen Genuß, welchen das gesellschaftliche Talent des Schornsteinfegers ihr gewährte, und als der Baron kam und sie ihn begrüßte, geschah es mit einer Kälte, welche seinem Kommen sehr deutlich den Charakter einer unwillkommenen Störung auferlegte.

Es war ein seltsamer Blick, welchen Winter ihm zuwarf, ein Blick, so tief forschend, als gälte es, die tiefste Seele dieses Mannes zu ergründen. Und dieser Blick hatte seine volle Berechtigung, denn kurze Zeit vorher hatte Emil Gelegenheit gehabt, den Anfang eines Gespräches zu belauschen, welches ihm von außerordentlichen Bedeutung sein mußte.

Er hatte im Hause des Polizeirathes eine Esse zu reinigen, welche in das Kamin des Zimmers mündete, in welchem der Baron seine Besuche zu empfangen pflegte. Kaum in derselben angekommen, hatte er ein sehr lautes Sprechen vernommen und dabei den Namen Wanda von Chlowicki gehört. Leise hatte er sich bis zur Höhe des Rauchfanges herunter gelassen und war dann Zeuge folgender Unterredung geworden:

»Du hast ja damals den Löwenantheil gezogen!«

»Der mir aber von Seiten der liebenswürdigen Frau Justiz wieder abgenommen worden ist. Uebrigens warst Du nicht weniger bedacht, als ich. Ich weiß genau, wie viel Platten ich abgezogen habe und werde mir also nicht weiß machen lassen, daß Du den Großmüthigen gespielt hast. Und wenn Du bedenkst, daß Du mit dem Deinigen glücklich entkommen bist, so wirst Du mein Verlangen nach einer kleinen Unterstützung nicht ungerecht finden. In welch' einer pecuniären Lage Du Dich gegenwärtig befindest, kann ich allerdings nicht wissen, da ich unklar bin, sowohl über die Verhältnisse des Säumen, als auch über die Art und Weise, wie Du zu diesem Namen gekommen bist, aber ein Baron gebietet ganz sicher über die Möglichkeit, mit einigen tausend Thälerchen die fortgesetzte Freundschaft und Verschwiegenheit eines ehemaligen Kameraden zu belohnen.«

»Wo denkst Du hin! Unser damaliges Verhältniß wurde unter allseitiger Zufriedenstellung aufgelöst. Keiner war dem Andern Etwas schuldig, und wenn ich meinen Antheil mit mehr Glück verwendet habe als Ihr, so liegt doch darin für Dich keine Berechtigung zu Ansprüchen, welche Du wiederholt erheben würdest, wenn ich mich nur ein einziges Mal verleiten ließe, auf ihre Befriedigung einzugehen.«

»Ansprüche? Fällt mir gar nicht ein! Ich beabsichtige Nichts, als eine einfache Bitte auszusprechen, welche Du mir erfüllen wirst, wenn Du die Klugheit noch besitzest, welche wir früher an Dir kannten und rühmten.«

»Klugheit? Soll in diesem Worte vielleicht eine Drohung liegen?«

»Wie Du es nimmst. Ich brauche Geld, und Du wirst es schaffen, freiwillig oder gezwungener Weise.«

»Pah; ich fürchte mich nicht. Du vergissest, daß Du ebenso in meiner Hand bist, wie ich in der Deinigen.«

»Und doch ist das Verhältniß ein anderes. Ich bin ein armer Teufel, der sich von der Schaulust der Menge[558] ernähren läßt, also nichts Anderes und Besseres als ein gewöhnlicher Guckkastenmann; Du aber bist Baron, gebietest über Millionen und stehst im Begriffe, dieses Vermögen durch eine reiche Heirath noch zu vervielfältigen.«

»Ach so; Du lügst! Oder sagtest Du vorhin nicht, daß meine Beziehungen Dir unbekannt seien?«

»In diesem Sinne ist jede Prüfung eine Lüge. Also, mache es kurz, damit wir aus dem Unerquicklichen herauskommen. Giebst Du Etwas und wie viel?«

Hier erfolgte eine Pause, während welcher der Lauscher den Baron im Zimmer auf und abgehen hörte. Nach langem Schweigen nahm dieser endlich das Wort:

»Ich kenne Dich und weiß, daß Du immer wiederkommen wirst, um zu pressen, bis ich selbst Nichts mehr habe. Deßhalb wirst Du nicht eher Etwas von mir bekommen, als bis ich die Gewißheit habe, daß ich Dich für immer los bin.«

»Und wie willst Du Dir diese Gewißheit verschaffen?«

»Dadurch, daß ich Dir einen auf Amerika oder Australien lautenden Wechsel gebe.«

»Einverstanden!« lachte der Andere. »Freilich hoffe ich dann, daß die Höhe der Summe eine solche ist, daß sich das Auswandern lohnt und ich gegen Eventualitäten geschützt bin.«

»Ich zeichne freiwillig fünf Tausend Thaler.«

»Einverstanden; denn Du meinst doch jedenfalls als Abschlagszahlung, während ich das Uebrige in Sidney oder New-Orleans erhalte.«

»Wo denkst Du hin! Fünf Tausend sind ein Capital.«

»Aber höchst unzulänglich, ebenso wie Deine ganze so ängstliche Vorsichtigkeit. Glaubst Du mich wirklich auf diese Weise für immer los zu werden? Kann ich den Wechsel nicht verkaufen oder nach der Einlösung desselben wiederkommen? Die einzige Sicherheit liegt in einer anständigen Abfindungssumme und in dem Vertrauen auf mein Wort. Du weißt, daß ich dasselbe niemals breche.«

»Wie viel verlangst Du?«

»Zahle fünf und zwanzig statt fünf, und Du wirst nie wieder Etwas von mir hören oder sehen.«

»Kerl, Du bist verrückt!«

»Und Du bist unklug und knauserig. Ein kleines Wörtchen von mir bringt Dich um Dein Baronat und auf das Schaffot. Wähle!«

Wieder erfolgte eine Pause, und dann klang es in gedämpfterem Tone:

»Wenn ich eine solche Summe zahle, will ich dafür auch etwas Positives sehen!«

»Sprich! Kann ich Dir einen Dienst leisten, der mich nicht in Gefahr bringt, so wird es sicher geschehen.«

»Dann muß ich Dir einige offene Mittheilungen machen, aus deren Charakter Du schließen kannst, in wie weit ich Dir vertraue.«

»Allerdings können wir nur durch gegenseitiges Vertrauen in Frieden und Einigkeit auseinander kommen.«

»Also höre. Wie ich ein Baron Säumen geworden bin, das gehört nicht hierher und wird Dir auch gleichgültig sein. Nach einem alten Familienübereinkommen nun bin ich gezwungen, die Baronesse von Chlowicki zu heirathen, wenn ich in den Besitz ihres Vermögens kommen will. Da mir aber an dieser Verbindung außerordentlich wenig gelegen ist, so habe ich schon längst, aber freilich vergebens, nach einem Mittel gesucht, in den Besitz dieses Vermögens zu kommen, ohne die mir unangenehme Person des Mädchens mit dreinnehmen zu müssen.«

»Du verräthst einen über alle Maßen schlechten Geschmack! Tausende würden sie auch ohne ihr Geld nehmen.«

»Ich habe natürlich sehr triftige Gründe, mich in dieser Angelegenheit nicht von einem schönen Gesichtchen beeinflussen zu lassen. Kurz und gut, mein Nachdenken ist vergebens gewesen, und der einzige, kleine Versuch, den ich in dieser Beziehung unternahm, hatte unglücklicher Weise keinen Erfolg.«

»Wenn Du schon einen Versuch gemacht hast, so mußt Du Dir doch über den einzuschlagenden Weg klar sein.«

»Gewiß. Es giebt eine Bestimmung, nach welcher der Ueberlebende von uns Beiden in das vollständige Erbe des Verstorbenen tritt.«

»Ah,« dehnte der Andere. »Und der Versuch, von welchem Du sprachst?«

»Gehört nicht hierher. Du kennst jetzt den Weg, welchen ich einzuschlagen habe. Willst Du mir behülflich sein?«

»Für fünf und zwanzig Tausend? Wenig genug im Verhältnisse zu dem, was Du gewinnst. Doch mag es sein; aber unter der Bedingung, daß Du sofort baar zahlst.«

»Und Du dann verschwindest und dich nicht wieder sehen lässest?«

»Zugestanden! Erkläre Dich nun weiter.«

»Rücke näher; man kann nicht vorsichtig genug sein, wenn es sich um solche Dinge handelt.«

Das Gespräch wurde in einem so leisen Tone fortgesetzt, daß es Wintern nicht möglich war, etwas Weiteres zu vernehmen, und nur als sich die beiden nach beendigter Unterredung erhoben, hörte er die letzten, verabschiedenden Worte:

»Also ich kann mich auf Dich verlassen?«

»Fest und sicher.«

»Gut. Die Polin ist mit ihrer Mutter in den Conzertgarten gegangen. Ich werde sie aufsuchen, um die ersten einleitenden Schritte zu thun. Leb' wohl für jetzt!«

»Leb' wohl, und mache Deine Sache gut!«

»Habe keine Sorge! Ich kenne sie zu gut, um nicht zu wissen, daß sie sofort anbeißen wird.«

»Wenn Du Deiner Sache so gewiß bist, so wirst Du es mir wohl nicht verdenken, daß ich der meinigen auch gern sicher sein möchte. Dort hast Du das Schreibgeräth; bitte, bringe unser Uebereinkommen zu Papier.«

»Zu Papier? Du bist wohl nicht bei Sinnen!«

»Grad weil ich sehr bei Sinnen bin, spreche ich diesen Wunsch aus. Es giebt der Fälle, in denen ich meine Dienste für Nichts geleistet habe, zu viele, als daß ich nicht gelernt hätte, vorsichtig zu sein. Ein schriftliches Zugeständniß von Deiner Hand, welches in klaren Worten Arbeit und Lohn feststellt, wird uns Beiden Sicherstellung gewähren; ohne ein solches nehme ich mein Wort zurück.«

»Du bedenkst nicht, daß Dein Verlangen uns in die größeste Gefahr bringen kann.«

»Nur in dem Falle, daß Du Dein Wort nicht hältst. Also schreibe.«

»Ich thue es nicht; Du handelst unüberlegt.«

»Und Du unehrlich.«

»Von Dir will ich dieses Wort leiden.«

»Von Andern nicht? Vielleicht kommst Du doch einmal in die Lage, es ruhig anhören zu müssen.«

»Du drohst schon wieder?«

»Nein, aber Du hast mich zu tief in Deine Karten sehen[559] lassen, um jetzt zurücktreten zu können. Doch will ich Dich nicht drängen. Ueberlege Dir meinen Wunsch und gieb mir morgen Antwort.«

Mit diesen Worten entfernte sich der Sprecher, in welchem Winter durch die geöffnete Luke dem Professor erkannte. Was Winter gehört, erfüllte ihn mit der ernstesten Besorgniß, und diese Besorgniß war desto größer, je unklarer er über Dasjenige geblieben war, was die beiden Menschen vorhatten. Es galt jetzt, so schleunig wie möglich das Conzert zu besuchen, um Zeuge der erwähnten einleitenden Schritte zu sein und aus ihnen auf das Vorhaben zu schließen. Er eilte deßhalb nach Hause und befand sich, wie wir gesehen haben, noch vor dem Barone in dem Garten, wo er glücklicher Weise an die Seite Wanda's gerufen wurde und also die beste Gelegenheit hatte, Säumen zu beobachten.

Freilich führte diese Beobachtung zu keinem Resultate. Der Eifer, mit welchem die Polin auf die geführte Unterhaltung einging, erlaubte dem Barone nicht, die beabsichtigte Angelegenheit zur Sprache zu bringen, und als man endlich aufbrach, blieb sie mit ihrer Mutter so beharrlich an der Seite des Essenkehrers, daß Säumen sich gezwungen sah, mit dem Kommissar Hagen hinterher zu gehen und eine andere Gelegenheit abzuwarten.

Der Weg führte durch die außerhalb der Stadt liegenden Promenaden, welche in dieser Stunde von zahlreichen Fußgängern besucht wurden. Noch waren sie nicht lange Zeit in dieselben eingebogen, so begegneten sie zwei Männern, welche mit höflichem Gruße auf den Baron zutraten. Es war der Professor mit seinem neu engagirten Gehülfen, welche Säumen sofort den Damen vorstellte. Er bemerkte den fragenden Blick nicht, den der Commissar Hagen auf seinen Untergebenen, der ihm hier ganz unerwartet in einer neuen Stellung entgegentrat, warf und der mit einem bedeutungsvollen Augenzwinkern beantwortet wurde.

Wanda ersuchte den Aeronauten, sich der Gesellschaft anzuschließen, war bald in ein lebhaftes Gespräch mit ihm verwickelt und schlug, als sie erfuhr, daß er bei dem projectirten Aufsteigen einige Passagiere mitzunehmen beabsichtige, vor Freuden die kleinen Händchen zusammen.

»Mama, ich werde diese schöne Gelegenheit benutzen und mir unser Städtchen einmal aus der Vogelperspective betrachten!«

»Kind, wo denkst Du hin! Ein solches Wagniß werde ich nimmermehr gestatten.«

»Wagniß? Ich glaube, daß von einem solchen nicht im Mindesten die Rede sein kann. Wieviele Male sind sie schon aufgestiegen, Herr Professor?«

»Vielleicht vierzig bis fünfzig Male, Mademoiselle.«

»Und sind nie dabei verunglückt?«

»Nie. Bei gehöriger Vorsicht und genauer Kenntniß dessen, was zu wissen nothwendig ist, kann man stets eine glückliche Fahrt garantiren.«

»Hörst Du, Mama? Deine Befürchtungen sind also unbegründet, und Sie werden die Güte haben, Herr Professor, mir den ersten Platz zu reserviren.«

»Wir werden über diese Sache sprechen, Kind. Ein Entschluß, wie Dein gegenwärtiger, darf nur nach reiflicher Ueberlegung gefaßt werden.«

»Auch ich,« fiel hier Säumen ein, »möchte Dich ersuchen, von Deinem Vorhaben abzusehen. Du weißt wohl nicht recht, was Du wagst, und ich hege die Ansicht, daß man dergleichen Kühnheiten nur Männern überlassen muß.« Seine Worte schienen allerdings eine Besorgniß auszusprechen; aber der wegwerfende Ton, mit welchem er den letzten Satz aussprach, schien die Folge einer berechnenden Absicht zu sein; denn als das Mädchen ihn sofort mit einem geringschätzenden und herausfordernden Blicke musterte, zuckte ein Lächeln der Befriedigung um seine schmalen, erwartungsvoll zusammengekniffenen Lippen.

»Ich werde Dir beweisen, daß diese Ansicht eine sehr veraltete und unbegründete ist,« erwiederte sie mit scharfem Tone. »Leider ist das Vorurtheil, welches ihr starken Leute gegen uns schwachen Geschöpfe hegt, nur durch Thaten, die angeblich unser weibliches Zartgefühl compromittiren, zu besiegen, und wie ich jetzt eben wieder gehört habe, ist mein öfteres Ignoriren dieses Gefühles bisher in Beziehung auf Dich vergeblich gewesen.«

Während dieses kleinen Wortgefechtes war der Gehülfe auf einen Wink Hagens zurückgeblieben, um sich von diesem zur Rede stellen zu lassen.

»Sie reisten ab, Herr Winter, angeblich aus Gesundheitrücksichten.«

»Allerdings. Wollen Sie mich verantwortlich für den Zufall machen, der mich zu einer halb und halb amtlichen Aufmerksamkeit zwingt?«

»Erklären Sie sich näher über diesen Zufall!«

»Ich kam während der Bahnfahrt mit dem Professor zusammen und glaubte, von ihm über eine That, deren Urheber wir vor Jahren vergebens zu entdecken suchten, Aufschluß erhalten zu können. Deßhalb ließ ich mich von ihm engagiren und werde unser jedenfalls nur kurzes Beisammensein für den angeblichen Zweck auszunutzen suchen.«

»Welche That meinen Sie?«

»Den geheimnißvollen Mord im Hotel zum goldenen Löwen.«

»Ah! Sie sind auch jetzt noch nicht von den phantastischen Anschauungen geheilt, welche Sie damals hegten?«

»Allerdings nein! Im Gegentheil bin ich fest überzeugt, daß diese Anschauungen mich zum Ziele führen werden.«

»Dann gratulire ich Ihnen im Voraus,« meinte Hagen in einem Tone, in welchem Zweifel und feindselige Gesinnung sich geradezu herausfordernd aussprachen. Und als sein Untergebener ihm nur mit einem gelassenen und überlegenen Lächeln antwortete, fuhr er fort:

»Darf ich fragen, in welcher Beziehung der Professor zu der erwähnten That steht?«

»Allerdings ist diese Frage gestattet, Herr Commissar, aber die Antwort wird erst in späterer Zeit erfolgen dürfen.«

»Sie vergessen, daß ein Vorgesetzter nur in der Absicht, eine sofortige Antwort zu erhalten, seine Fragen an den Untergebenen richtet.«

»Vergeßlichkeit gehört glücklicher Weise nicht zu meinen überhaupt höchst anspruchslosen Eigenschaften. Deßhalb sollte es mich wundern, wenn ich übersehen hätte, daß ich mich jetzt auf Ferien befinde und von einer dienstlichen Auseinandersetzung also keine Rede sein kann.«[560]

»Sie wollen sagen, Herr Winter, daß Sie mir den verlangten Rapport verweigern.«

»Gewiß. Es giebt Rücksichten, welche Einen zur Verschwiegenheit selbst gegen den Vorgesetzten zwingen können, und von dergleichen fühle ich mich leider augenblicklich beeinflußt. Uebrigens würde uns keine Zeit zu weiteren Expectarationen bleiben, da der Professor auf mich wartet, wie Sie sehen.«

»Wo wohnen Sie.«

»Bei meinem Chef natürlich; adieu!«

»Ich werde mit Ihnen zu sprechen haben. Steigen Sie mit auf?«

»Ich glaube nicht. Das Emporsteigen ist mir von jeher erschwert worden.«

Die Vorangehenden waren stehen geblieben, um sich von einander zu verabschieden. Als die beiden Zurückgeblieben hinzutraten, bemerkte der Polizist Winter, daß der Blick seines Bruders auf dem Spazierstöckchen des Barons mit ungewöhnlicher Schärfe hafte. Er folgte dieser Richtung und gewahrte, daß der Stock von Eisen war und an dem unteren Ende eine Form besaß, in Folge deren es recht gut als Bohreisen benutzt werden konnte.

Sofort trat er wie aus Versehen auf den Stock, so daß derselbe der Hand des Barons entfiel, hob ihn rasch auf und reichte ihn mit einer Bitte um Entschuldigung dem Besitzer zurück. So kurz der Augenblick war, an dem er das verdächtige Geräth in der Hand gehabt hatte, er war doch hinlänglich gewesen, um das Bemerkte zu bestätigen.

»Also ich wiederhole meine Bitte, Herr Professor,« sprach die Baronin; »dem Wunsche meiner Tochter noch keine endgültige Bedeutung zu geben. Wir werden Sie von unserer Entschließung erst noch benachrichtigen. Sie, Herr Winter,« wandte sie sich an Emil; »werden es sich noch einige Augenblicke bei uns gefallen lassen, ich habe den Wunsch Sie näher kennen zu lernen. Leben Sie wohl, meine Herren!«

Freudig überrascht von der Aufforderung der alten Dame trat der Eingeladene mit in das Haus, vor welchem sie jetzt gestanden und saß einige Minuten später den beiden Frauen gegenüber.

»Ich sehe mich veranlaßt, mein lieber Herr Winter,« begann die Baronin; »Ihnen eine recht ernste Strafpredigt zu halten.«

»In welche ich mit Erlaubniß meiner Mama mit einstimme!«

»Ich bin ganz unglücklich über diesen Beginn unserer Unterhaltung und bitte um die Mittheilung derjenigen Sünden, welche Ihren Zorn erregt haben.«

»Es ist eine einzige, aber auch recht große und schwere Unterlassungssünde, unter welcher wir gelitten haben. Ich habe kein Passion für die sogenannten geschäftlichen Vergnügungen und suche meinen größten und fast einzigen Genuß in der Lectüre meiner Bücher. Die Autoren derselben sind die einzigen Freunde, deren Unterhaltung ich mich hingebe, und Freunde dürfen einander nur mit offenem Angesicht gegenüberstehen. Jetzt werden Sie den Grund meines Zornes kennen.«

»Meine Vertheidigung kann mir, da ich als Schriftsteller dem Leser stets Aufrichtigkeit und furchtlose Wahrheitsliebe entgegenbringe, nicht schwer werden. Ich bitte nur, einen Unterschied zwischen Autor und Individuum zu machen.«

»Wer dem Leser seine ganze Seele bietet, darf demselben seine Person nicht entziehen. Besonders wir Frauen wollen nicht blos lesen, sondern auch sehen, zumal wenn wir von dem Herzen gedrungen werden, unsere Anerkennung auszusprechen. Wir interessiren uns selbst für die kleinsten Beziehungen eines Mannes, dem wir in Hinsicht auf unser Denken und Fühlen nahe stehen, und wenn zu dieser inneren sich auch noch eine äußere Verwandschaft gesellt, wie es zwischen den Familien der Chlowicki's und Winters der Fall ist, so ist ein gegenseitiges Fremdsein um so beklagenswerther.«

»Verwandschaft?« fragte Winter ganz erstaunt, und auch Wanda richtete das Köpfchen fragend in die Höhe.

»Freilich, und ich gestatte Euch Beiden, Euch als Cousin und Cousine zu begrüßen.«

»Aber gnädige Frau! –«

»Mama!«

»Ich sehe wohl, daß ich deutlicher sein muß. Ihr Vater war Schornsteinfeger in Leipzig?«

»Jawohl.«

»Er hieß Franz Winter?«

»Allerdings.«

»Hatte er nicht eine Stiefschwester, mit welcher er beklagenswerther Weise in so wenig gutem Einvernehmen stand, daß Beide sich fast gar nicht um einander kümmerten?«

»So ist es, mein Vater hatte in mancher Beziehung etwas eigenartige Ansichten und konnte zuweilen sogar ein Wenig hart sein. Der Großvater hatte sich zum zweiten Male vermählt und zwar ganz und gar gegen den Wunsch seines einzigen Sohnes, der eine persönliche Abneigung gegen die Stiefmutter hegte. Diese besaß aus erster Ehe eine Tochter, welche seit frühester Jugend Aufnahme und Erziehung in einem adeligen Hause gefunden hatte und in die bescheidene Häuslichkeit des Essenkehrers so wenig paßte, daß ihr die Besuche dort bald verleidet waren, zumal mein Vater ihr nichts weniger als brüderliche Gefühle entgegenbrachte. Als sie mit der Familie, in welcher sie lebte, den Aufenthalt gewechselt hatte, hörten wir nur höchst selten Etwas von ihr, da ihre Mutter keinen ihrer Briefe zur Kenntniß brachte. Später starb Letztere, und ihr Begräbniß hat die Tochter zum letzten Male nach Leipzig geführt. Seit jener Zeit haben uns alle Nachrichten von ihr gefehlt und mein Vater hat auch nie Veranlassung gefunden, Erkundigungen einzuziehen.«

»So befinden Sie sich also jetzt vollständig im Unklaren über sie und ihre Verhältnisse?«

»Vollständig.«[606]

»Und doch haben Sie schon seit einiger Zeit ihre persönliche Bekanntschaft gemacht.«

»Gnädige Frau!«

»Wollen Sie nicht lieber ›Tante‹ sagen, Sie haben ein Recht dazu.«

Fast erschrocken sprang Winter von seinem Sitze empor; aber ehe er noch Zeit fand ein Wort des Erstaunens auszurufen, hatte Wanda schon seine beide Hände ergriffen, und ihm tief und innig in die Augen blickend, rief sie freudig:

»Vetter, sei mir tausendmal willkommen! Zwar befinde ich mich noch nicht ganz im Klaren über den Zusammenhang dieser Sache; aber ich weiß doch, daß ich nun nicht mehr allein und schutzlos dastehe.« Und ihm die Arme um den Nacken legend, küßte sie ihm auf die Wange und eilte dann zur Mutter.

»Mama, ich danke Dir für diese Freude; es ist die größte meines Lebens!«

»Hast Du wirklich so allein und schutzlos dagestanden, Wanda?« fragte die Baron mit leisem Vorwurfe.

»Verzeihe mir! Schutzlos bin ich oft gewesen, und so sehr sich meine ganze Seele sträubt, mich zu dem ›schwachen Geschlechte‹ zählen zu lassen, so habe ich doch schon oft empfunden, daß wir Frauen auf männlichen Beistand angewiesen sind. Und wenn ich mich einsam gefühlt habe, trotzdem ich eine Mutter besitze, so liegt die Schuld an mir allein. Ich bin nicht immer gut und gehorsam gewesen.«

Es war, als hätte seit dem Worte »Vetter« ihr Wesen eine vollständige Umwandlung erfahren. Die Hand Winters immer noch in der ihrigen haltend, stand sie mit demüthig gebeugtem Haupte vor der Stiefmutter, als erwarte sie aus dem Munde derselben ein strenges, nachsichtsloses Urtheil. Aber die Antwort war mild und freundlich, als die alte Dame mit zitternder Stimme und tiefer Rührung in den Zügen erwiederte:

»Ich kenne Dich und konnte Dir also nie zürnen. Du hast mich lieb gehabt zu aller Zeit, wenn das kleine Trotzköpfchen auch zuweilen gegen das Gefühl des Herzens ein wenig rebellirt hat. Aber wie es scheint, hast Du wohl einen Vetter gefunden, ich aber noch nicht einen Neffen!«

Wirklich hatte Winter noch kein Wort der Begrüßung zu ihr gesprochen und wurde erst durch diese Erinnerung aus seinem Schweigen aufgeweckt.

»Ihr beiden Leute laßt mich ja gar nicht zu Worte kommen, und dazu bin ich von dem so unerwarteten Glücke, eine mütterliche Freundin zu finden, so betäubt, daß es wirklich kein Wunder ist, wenn ich vor lauter Freude vergessen habe, höflich zu sein.«

Mit Herzlichkeit wurde das Versäumte nachgeholt, und es zeigte sich bald, daß die Baronin trotz der scheinbaren Härte ihres Charakters ein tiefes und reich begabtes Gemüth besaß, welches sich jetzt in Freundlichkeiten ergoß, die um so inniger waren, je weniger sie bisher Gelegenheit zu denselben gehabt hatte.

»Du wirst fragen, warum ich in der langen Zeit kein Lebenszeichen gegeben habe?«

»Nein; ich weiß die Gründe, welche Dich uns entfremdeten, zu würdigen. Die Schuld lag nicht an Dir, und ich bin Dir von ganzem Herzen dankbar für die Verzeihung, welche Du heute übst.«

»Ich trat einige Jahre nach dem Tode meiner Mutter als Erzieherin in die Familie meines späteren Gemahles, der seit kurzer Zeit Wittwer geworden war. Alles Uebrige kannst Du entweder errathen, oder werde ich es Dir später erzählen. Es darf kein Mensch hoffen, das Glück in vollen unausgesetzten Zügen genießen zu dürfen, und wenn auch ich keine Ausnahme gemacht habe, so ist mir für so manches Trübe doch reichliche Entschädigung in der Liebe meiner Tochter geworden.«

»Mama, Du beschämst mich!«

»Ich kenne Dich und habe nie an Deiner Zuneigung gezweifelt, obgleich dieselbe sich Deinem eigenartigen Charakter angemessen äußern mußte. Oder hast Du Dich vielleicht nicht allein aus Rücksicht für mich entschlossen, der letzten Bestimmung Deines Vaters gehorsam zu sein?«

»Ich bitte Dich in dieser Stunde, jene Angelegenheit unberührt zu lassen.«

»Und doch muß ich ihrer erwähnen, um Dir zu beweisen, daß ich mich in Dir nie geirrt habe. Aber ist eine Verbindung zwischen Dir und Säumen mein Wunsch gewesen, so war es nur in Rücksicht auf die Ehre unseres Namens. Nachdem, was ich früher über ihn gehört, mußte ich erwarten, daß kein Grund zu einer gegenseitigen Abneigung, wie ich sie seit Eurem persönlichem Zusammentreffen beobachte, vorhanden sei.«

»Ich werde trotz dieser Abneigung mein Wort doch halten.«

»Weil Du es nicht überwinden könntest, Deine Mutter Noth leiden zu sehen.«

»Oder weil der letzte Wille meines Vaters mir mehr gilt als mein Lebensglück.«

»Da ich,« schaltete jetzt Winter ein; »zu diesem letzten Willen in keinerlei Beziehung stehe, so wirst Du mir erlauben, Cousinchen, Dein Glück höher zu achten als ihn. Die Gründe, welche den Vater zu einer für Dich so harten Verfügung nöthigten, sind mir durchaus unbekannt; aber ich sehe eine Zeit kommen, in der sie ihre Macht verloren haben werden.«

»Diese Zeit wird nie kommen!«

»Und doch. Vielleicht ist sie schon sehr nahe; ich wenigstens werde nach Kräften ihren Gang beschleunigen und nimmermehr zugeben, daß meine Cousine ihr Schicksal an die Seite eines Mannes bindet, welchen sie nicht nur haßt, sondern sogar fürchtet. Ich bin,« setzte er scherzend hinzu; »Dein einziger männlicher Verwandter und Fräulein von Chlowicki ist also gezwungen, im Familienrathe meinen Willen zu respectiren, trotzdem es der Wille eines Essenkehrers ist.«

»Allerdings räume ich Dir Einfluß auf meine Entschließungen ein; aber Du sagst mit Unrecht, daß ich den Baron fürchte.«

»Den Baron allerdings nicht, aber wohl den Besitzer eines gewissen Taschentuches, welches Du als Souvenir an dem Felsenbruche zurückbehalten hast.«

»Emil!« fuhr sie erschrocken auf.

»Ich sehe, daß Du mir Recht giebst, und so will ich dieses häßliche Thema wieder fallen lassen; aber dem Barone wird es nie gelingen, Dich seine Gemahlin zu nennen.«

»Welche Gedanken knüpfst Du an die Geschichte dieses Taschentuches? Ich bitte um Aufrichtigkeit; Du hast eine Abneigung gegen den Baron, welche ihre Gründe haben muß.« –

»Abneigung? Das ist jedenfalls noch zu wenig. Sie bezieht sich nur auf den gegenwärtigen Baron von Säumen, den früheren und ächten habe ich sogar sehr lieb gehabt.[607] Er logirte in unserem Hause, und seine Persönlichkeit hat sich in all ihren Einzelheiten in meinem Gedächtnisse so tief eingeprägt, daß ich ihn unter Tausenden herausfinden würde und wenn sie alle ihm noch so sehr ähnlich sähen.«

»Mein Gott, was willst Du damit sagen?« rief sie erschrocken.

»Etwas, was ich vielleicht in kurzer Zeit beweisen kann. Für heute magst Du es als eine Andeutung gelten lassen, welche Dich zur Vorsicht nöthigen soll.«

»Erlaube mir, lieber Neffe; mit Andeutungen dürfen wir uns in einem so eminenten Falle nicht begnügen. Ich getraue mir fast nicht, über den Sinn Deiner Worte nachzudenken und halte es für Deine Pflicht, uns strikte Aufklärung zu geben.«

Winter sah sich in einer schlimmen Lage. Allerdings wäre es seine Pflicht gewesen, offen zu sein, aber er konnte es nicht über sich gewinnen, den Frauen einen so empfindlichen Schlag zu versetzen. Das Bewußtsein, mit einem Menschen, der vielleicht noch etwas Schlimmeres als ein gemeiner Betrüger war, in so innigem Verhältnisse zu stehen, mußte sie tief verwunden. Er hatte gewarnt, mehr konnte er für heute nicht thun, und vielleicht war es möglich, der Sache später eine solche Wendung zu geben, daß ihre Entwickelung ohne Eclat möglich wäre. Er ließ sich also durch die an ihn gerichtete Bitte nicht zu Mittheilungen verleiten und lenkte das Gespräch in geschickter Weise auf seine Familie, über welche er ausführlich referiren mußte, so daß es schon spät am Abend war, als er aufbrach.

Wanda begleitete ihn bis hinunter an die Thür. Als er ihr zum Abschiede die Hand reichte, hielt sie dieselbe fest und sprach, ihm tief in die Augen blickend:

»Emil!«

»Wanda!« entgegnete er fragend.

»Hast Du mir Nichts zu sagen?«

»Du meinst, die Bitte um Verzeihung wegen meiner Zudringlichkeit in der Höhle des Felsenbruches. Der heutige Tag hat mich nachgiebiger gestimmt. Willst Du mir verzeihen, mein liebes Herzenscousinchen?«

»Gern. Aber Du mußt auch brav sein und aufrichtig gegen Deine Cousine, grad so, wie damals, als Du mit mir im Walde herumstrichst. Vorhin hast Du aus Rücksicht gegen Mama geschwiegen; jetzt aber sind wir allein, und Du darfst also sprechen. Sag, welche Gründe Du hast, dem Baron Säumen so ungünstig gesinnt zu sein!«

»Und welcher Lohn erwartet mich für meine Aufrichtigkeit?«

»Für die Erfüllung einer Pflicht darf man nicht Lohn beanspruchen, Emil. Bitt, beantworte meine Frage.«

»Wie Du vorhin hörtest, habe ich Säumen gekannt. Er wohnte in dem Hause meiner Eltern, und ich weiß sehr genau, daß er einen Schlägerhieb als Folge eines kleinen Rencontre's auf die Stirn erhielt. Die Narbe eines solchen Schlages ist unverwischbar, und ich habe bei Deinem Verlobten eine solche nicht bemerkt. Daher mein Mißtrauen.«

»Aber ich bitte Dich,« erwiederte sie; »Du erschreckst mich ja! Ich habe ihn nur für einen Ignoranten gehalten und die Einwilligung zu unserer Verbindung allerdings allein aus Rücksicht auf Mama gegeben. Aber trotzdem wären wir uns für die ganze Zeit unseres Lebens fremd geblieben. Und nun hälst Du ihn gar für einen gemeinen – ich muß sagen; Schwindler, der sich durch den Zufall in die Verhältnisse eines Andern eingedrängt hat. Du mußt Dich irren, Du mußt, es kann nicht möglich sein!«

»Ich gebe zu, daß ich irren kann; aber ich werde nicht eher ruhen, als bis ich Gewißheit habe. Denke an die Explosion, welche Dir beinahe das Leben gekostet hätte!«

»Seine Anwesenheit an dem Orte war vielleicht nur Zufall.«

»Vielleicht. Doch wird sich das aufklären. Es liegt hier allerdings eine außerordentliche Aehnlichkeit vor, die Einen sehr leicht irre machen kann.«

»Das ist es nicht allein. Er besitzt so genaue und eingehende Kenntniß über Alles, was die Verhältnisse der Säumens und der Chlowicki's betrifft, daß er unmöglich ein Fremder sein kann. Und wo sollte in diesem Falle der wirkliche Eginhardt sich befinden?«

»Hatte derselbe einen Bruder?«

»Nein. Kurz vor seiner Abreise aus Wien hat er uns von seiner Ankunft brieflich benachrichtig. Allerdings verzögerte sich dieselbe um einige Wochen über die angegebene Zeit hinaus, was der einzige Anhaltepunkt meines Mißtrauens sein könnte; aber er kennt den Wortlaut jenes Briefes sowohl als auch aller vorher geschriebenen so genau, daß er selbst der Schreiber sein muß.«

»Laß es für jetzt gut sein, Wanda. Die nächsten Tage werden uns Sicherheit bringen, und ich werde möglichst dafür sorgen, daß weder Du noch Mama eine Exposition erleidet. Lebe wohl!«

»Adieu, Emil. Du hast mir heute große Freude bereitet, aber auch schwere Sorge; ich weiß nicht, welcher von den beiden ich mich hingeben soll.«

»Der Freude natürlich; die Sorge überlässest Du am Besten mir. Ich bin sie gewöhnt und weiß also recht gut mit ihr umzugehen.«

Er ging. Der Umstand, daß der Baron so außerordentlich genau über das Kleinste unterrichtet war, wollte ihn fast irre machen. Der rechte Säumen mußte die Concepte seiner Briefe alle aufbewahrt und überhaupt ein sehr genaues Tagebuch geführt haben, nur so war es möglich, daß ein Anderer sich so specielle Kenntnisse aneignen konnte. Der ungewöhliche lange Zeitraum zwischen der Abreise von Wien und seiner Ankunft bei den Damen war jedenfalls zu einer Reise nach den Besitzungen der beiden Familien verwendet worden, um sich hinlänglich zu orientiren, und da kein Verwandter mehr existirte und der Baron seit vielen Jahren in Italien gelebt hatte, so war es bei einiger Aehnlichkeit allerdings leicht möglich, die Dienerschaft zu täuschen und in Folge dessen auch in anderen Kreisen anerkannt zu werden.

Vor allen Dingen mußte der Tod des wirklichen Säumen nachgewiesen werden. Wie das aber ermöglicht werden könne, das wollte er dem Bruder überlassen und beschloß deßhalb, ihn heut Abend noch aufzusuchen. Seit der Anwesenheit des Professors schien sich die Entwickelung zu beschleunigen, und es durfte also keine Zeit verloren werden. –[608]

Quelle:
Wanda. Novelle von Karl May. In: Der Beobachter an der Elbe. 2. Jg. Dresden (1875). Nr. 38, S. 606-609.
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