Eilfter Auftritt

[123] Frau Steigerl. Fritz.


FRAU STEIGERL. Wie geht's dir, mein Herzenssöhnel?

FRITZ. Sind s' fort? besser – und wenn ich Geld bekomme, um mich zu stärken, recht gut.

FRAU STEIGERL. Aber Fritz, bedenk doch, du bringst uns an den Bettelstab!

FRITZ. Die Fraisen steigen mir schon wieder in den Kopf, oh, ich hab Nerven wie die E-Saiten.

FRAU STEIGERL. Ich sag ja kein Wort mehr, und daß du siehst, wie lieb ich dich habe, so fahrst du mit mir in ein Haus, wo du deine Braut kennenlernen sollst! – Für sich. Sonst bring ich ihn nicht hinaus!

FRITZ. Ist sie schön, ist sie reich?

FRAU STEIGERL. Was das für Fragen sind? Du fahrst also mit auf die Brautschau?

FRITZ. Alle Tag, wann's sein muß – nur fragt sich's noch, ob sie eine noble Erziehung hat. Obs' französisch auf der Bastei spricht? Obs' im Theater durch Lorgnetten schaut? Obs' musikalische Finger hat? Obs' d' Leut ausrichten und kritisieren kann? Wenn sie die kleinste Arbeit in die Hände nimmt, so mag ichs' nicht, das sag ich gleich; ein Weib von Erziehung muß absolut die Händ in' Schoß legen und nix tun, als höchstens die Dienstboten sekkieren, das Modejournal lesen und mit dem Schoßhund spielen.

FRAU STEIGERL. Das wird sich finden; ich werfe nur den Mantel über und lasse einspannen, adieu, Pipi! Hole mich bald ab, es ist halt doch ein lieber Schelm! Ab.


Quelle:
Das Wiener Volkstheater in seinen schönsten Stücken. Leipzig 1960, S. 123-124.
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