Vierzehnte Scene.

[43] Die drey Furien führen Euridicen verschleyert heraus. Vorige.


Terzett.


DIE DREY FURIEN.

Du reisest in die Welt zurück

Ade!

Du fahrest wieder über den Stix,

Und kriegst auf Erden wieder Wix,

Ade! Ade! Ade!

Es ist uns leid um dich ja gwiß,

Ade!

Es ist uns leid um dich ja gwiß,

Du bist ein rechtes Furiengfriß,

Ade! Ade! Ade!

ORPHEUS.

Dizel, Dizel – kennst denn meine harmonische Stimm nicht mehr.

EURIDICE.

Das ist mein Mann, er hat einen Baß wie ein Bär.

ORPHEUS.

Die Götter haben mich erhört – du bist mir wieder geschenkt,


Eilt auf sie und umarmt sie.


EURIDICE.

Dich haben s' schon wieder in Branntwein getränkt.

Du hättst erst mich fragen sollen, ob ich nicht hier bleiben will,

Mir gefällt es recht gut in der Höll, es ist recht kühl.

ORPHEUS.

Du könntst mich sitzen lassen Dizel?

PLUTO.

Mit Verlaub,

Ich hab ihr noch was Gheims zu sagen auf den Raub.


Führt sie bey Seite.
[44]

Bleib hier, ich nehm dir ein Quartier aufm Graben,

Du sollst fünfzehn parketirte Zimmer in einer Reih haben.

Ich halt dir Equipage, geb dir monathlich tausend Gulden,

Wenn ich auch 's Geld nit hab, so mach ich halt Schulden.

Wie's auf der Welt gschieht, nur bleib bey mir,

Du darfst nur wollen, es liegt ja an dir!

ORPHEUS.

Ich glaub gar, der will mir mein Weib abwendig machen,

Dizel, ich bitt' dich, flieg nit dem Teufel in Rachen.

EURIDICE.

Was soll ich thun? Wohin soll ich meine Lieb nisten.

Ich schwank zwischen Spadifankerl und zwischen 'n Harfenisten.

JUPITER.

Na, wirds werden! Fort mit dem alten Drachen,

Sie wird doch den Göttern keine Manderln machen?

Pack auf, Harfenist, und schlepp den theuern Ranzen fort!

ORPHEUS.

So komm denn du Theure, hörst's göttliche Wort.

PLUTO.

Leb wohl, gedenk an mich, und an den Schwefelgestank,

EURIDICE.

Für Alles, was ich gnossen hab, sag ich halt Dank.

Ich geh, alter Schippel, aber du wirst es bereu'n,

Du wünschest mich gewiß in d' Höll da herein.


Finale.


Der bekannte Anfang des Terzettes aus der Zauberflöte.


ORPHEUS.

Soll ich dich, Theure nicht mehr sehn?

CHOR.

Ihr werdet froh euch wiedersehn![45]

ORPHEUS.

Müßt uns nichts für übel aufnehmen,

EURIDICE.

Wenn wir eppa wieder thäten zsamma kämma.

CHOR.

Glück auf die Reise,

Noch gilts nicht euren Balg.

Sey standhaft, sey weise,

Und schau nit um du Dalk!


Orpheus führt Euridice fort, ohne sich umzusehn.

In diesem Augenblicke kömmt aus der Versenkung links Juno als Harfenist verkleidet, und beginnt.


Ihr Männer nehmt euch vor den Weibern in Acht,

Sonst werd't ihr verspottet und werdet belacht.

ORPHEUS recitativ.

Kommen denn die Broddieb bis in Olymp herein,

Das wird gwiß mein Feind, der blinde Seppel seyn.


Er sieht um. Euridice verschwindet auf der Versenkung in der Mitte.


JUNO ruft aus.

Victoria! Juche!

ORPHEUS.

Weiberl, o weh!

JUPITER.

Holla tête!

VENUS.

O Jemine.

Quelle:
Carl Meisl: Theatralisches Quodlibet, Pesth 1820, S. 43-46.
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