Scena IV.

[42] ARIOPHILUS. Nun / ich habe Geld auf die Faust genommen / und ist mir schon von dem Lieutenant ein prafer Caball verehret worden. Jetzt will ich gleich in den[42] Kramladen gehen / und mir eine schöne Plumage / kostbare Charpe / Goller / Pistolen und Karabiner / und was einem prafen Soldaten uñ Cavallier sonst noht ist / kauffen / hernach mich auff mein Pferd setzen / und vor meines alten Vaters Haus reiten. Was gilts / ich wil ihm gefallen. Hui! daß er mich gar vor einen jungen Grafen ansiehet.


Gehet mit springen ab.


EIN ALTER SOLDAT an einer Krükken. Lieber GOTT / lieber Gott / ist denn die Welt / und sonderlich die Jugend / noch immer so blind / daß sie so begierig nach Stössen ist? Mir gieng es in der Jugend eben / wie es diesem jungen Kerl ietzo gehet. Denn als Marqvis Spinola Volk wider die rebellirenden Niederländischen Provincien annahm / ließ ich mich auch bethören / und meinte / etliche Tonnen Goldes nur aus Amsterdam zu bekommen / daß ich nichts gedenke / was ich aus den andern Städten zu gewarten hatte. Achtete derohalben weder meiner Eltern / noch anderer Freunde treuhertzigt Abmahnungen / sondern zog mit lauter Freuden in den Krieg / bildete mir auch nicht ein / daß ich ohne einen General wieder nach Hause kommen würde. Aber! Aber! Ach aber / Ich wurde bald krank / lag zu Brüssel im Spittal / und wäre bald gar von den Leusen gefressen worden. Als ich wieder gesund worden / wurde ich neben andern commandiret / auff den Feind loß zu gehen / und Beute oder Stösse zu holen. Diese bekam ich redlich / aber von er jener kriegte ich nichts zu sehen. Endlich da es zu einer[43] Haupt-action kam / wurde mir das lincke Bein krum geschossen / und ritten fast gantze Regimenter / als ich da lag / über mich weg. Kam also / nach dem ich mich elendiglich durchgebettelt / nicht als ein General, sondern als ein armer / lausichter Krüpel wieder in mein Vaterland. Vnd wo meine arme Frau nicht das beste bey mir gethan / und mich / (in Erwegung / daß ich mich ihrer / so schon in den Commiß gegeben / angenommen / und geehlichet /) mit den Bettelstükken bißher ernehret hätte / so wurde ich schon längst kalt seyn. Warlich mich jammert des jungen Bluts von Hertzen. Doch weil er ihm nicht wil rahten lassen / so mag er auch erfahren / was ich erfahren habe.

EIN NEUGEWORBENER SOLDAT / der von fern zugehöret hatte. Geh du alter Hosen-Gakker / oder ich wil dir Beine machen. Wer weiß / was du vor ein Cujon im Kriege gewesen bist / daß du nicht mehr / als deine Krükke / darvon getragen hast? Wie sich ein junger Mensch im Kriege hält / so wird ihme gelohnet. Heroischer Muht bringt Heroische Thaten und Heroischen Namen. Ich getraue mir über 2000 Portugiesen mit dieser meiner Hand ritterlich auff zu reiben. Solte das Mars unvergolten lassen?

DER ALTE SOLDAT. Lieber Freund / versucht es zuvor mit einem / ehe ihr von 2000. saget. Die Portugiesen haben auch Degen und Pistolen.[44]

DER NEUGEWORBNE. Sie haben aber keine Futterage im Leibe.

DER ALTE. Das läßt sich wohl sagen: aber mich bedüncket immer / ihr werdet es anders finden / als ihr euch ietzo einbildet. Man sagt / sie haben den Grafen von Chomberg zum General bekommen. Das mag warlich ein guter Soldat seyn. Vnd weil die Portugiesen sehen / daß sie / im fall sie das Spiel verliehren solten / derer Spanier Knechte seyn müsten / so werden sie / gebt nur Achtung drauf / gantz desperat fechten. Aber mit solchen Leuten ist über schlagen.

DER NEUGEWORBNE. Halt das Maul / du alter Oehlgötze. Du meinst / es wäre ein junger Kerl auch so ein verzagter Bärenheuter / wie du bist. Die Junge Pursch hat heutiges Tags gar andere resolution, als du in deiner Jugend gehabt hast. Da hast du ein Spanisch Kopfftük / und gehe deiner Wege. Wenn ich wieder komme / und einen General mit bringe / wil ich dir 50. Duplonen spendiren.


Darauf gehen sie ab / und finden sich Moriones.


Quelle:
Johann Sebastian Mitternacht: Dramen. Tübingen 1972, S. 42-45.
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