[79] ARIOPHILUS in Bauerskleidern. Ach ich unglükseliger Mensch! Ach! wie beissen mich die Leuse? Wie naget und plaget mich mein böses Gewissen? Wie hat mich mein Officirer abermahl zuprügelt? Wie spotten meiner meine vermeinten treuen Cameraden? Wie hönisch hält mich die leicht fertige Thais, die grund Hure? Vber dies hab ich nicht einen einigen treuen Freund / dem ich mein Elend vertraulich eröfnen könte. Jederman / auch mein Wirt selber / vexiret mich mit dem eingebildeten General. Ach ich armer General! Das Geld ist weg; Die guten Kleider sind weg; Die Freunde sind weg; ja der Muht selbst ist weg. Mehr ist mir nicht übrig blieben / als das elende Leben und unruhige Gewissen / das mich zu keinem Schlaffe kommen läst. Ach hertzlieber Herr Vater! Ach hertzliebe Frau Mutter! Ach ihr goldgüldene Herren Praeceptores! Ach! wer euch gefolget hätte! Aber was soll ich machen? Ich weiß kein ander Mittel zu ersinnen und zu ergreiffen / als das / so mein Landsmann vor weniger Zeit ergriffen hat. O wär ich damals / wie ich willens war / mit ihme durchgegangen! Vielleicht wär ich ietzo bey meinen lieben Eltern. Ach wenn ich so glükselig werden solte / daß ich sie nur zu sehen bekäme! Ach wie lieb und wehrt wolt ich sie halten? Ich wolte ihnen die Füsse küssen / und mit heissen Zähren benetzen. Aber Ach! da kommet der ungeheure Mars, der Ertzlügner /[79] der mich so schändlich bethöret hat. Stille / stille / daß er mich nicht merket.
Schleicht sich heimlich ab.
MARS mit den Seinigen / wie droben Act. I. Scen. III. Es wäre kem Wunder / daß ich vor Zorn zerberstete. Denn / hab ich nicht eine statliche Anzahl neugeworbener Soldaten / fast den Kern der blühenden Jugend aus Italien / und angrentzenden Ländern in dieß uhralte Königreich Neapolis gebracht? Ich verhoffte / die Portugiesen vermittels so junger / gesunder / starcker Kerls gar zu fressen. Aber wo sind sie hin? Die meisten sind mit den Schelmen entlauffen. Wenn ich die Blitzen und Keulen vom Juppiter erlangen könte / so wolte ich darmit unter solche Meineydige Schelmen schiessen und schlagen / und sie dem Pluton zuschikken / daß ihnen / wie dem Ixioni, Tantalo, Tityo, und andern / die grausamste Marter zu Lohne würde. Ihr meine Bedienten / ihr redlichen Gemühter / legt fleissige Kundschafft auf solche Gesellen und Schelmen / und wo ihr sie ertappen könnet / so laßt sie in gute Verwahrung nehmen. Dann will ich sie holen / und auffknüpfen lassen / damit ein Schrecken unter sie gebracht werde.
MORIO. Wie so strenge? Wie so strenge / Herr Mars? Ihr werdet die Leute nicht alle henken?
MARS. Gehe du Narr / oder ich stosse dir den Degen durchs Hertze.[80]
MORIO. Woher wisset ihr aber / daß ich ein Hertz habe? die Leute beschuldigen mich sonst immer / ich hätte kein Hertz im Leibe.
MARS. Du Narr hast freylich ein Hertz.
MORIO. Wo hab ichs aber / Herr Mars? sagt mirs doch.
MARS ziehet aus. Warte du Schelm / ietzt will ich dirs weisen.
MORIO geht durch und spricht. Nein / Nein. Hier wart ich nicht. Ich bin froh / daß ich nur weiß / daß ich ein Hertz habe. Herr Mars hats ja selber gesagt.
Schleicht ab.
MARS zu seinem Pagen. Geh / laß die Secretarien Patente schreiben / die ich hin und wieder anschlagen lassen könne. Darinnen soll den Bürgern und Bauren Macht gegeben werden / die Durchlauffer entweder in gefängliche Hafft zu ziehen / oder zu erschlagen.
PAGE. Was mir anbefohlen / dem werd ich gehorsamst und schuldiger Massen nachkommen. Nicht zweiflende / die Herrē Secretarien werdē ihres theils auch nicht seumen / sondern die Patente alsobalden aufs schärfeste verfertigē / damit ein Schrekken unter den neugeworbenen Soldaten entstehe / und sie sich[81] hinführo besser zu Kriegsdiensten schikken lernen.
Gehet eylend ab.
MORIO kommt wieder. Narren / die in Soldaten- Kleidern durchgehen.
Moriones, nach dem Mars abgegangen / agiren.