Scena VI.

[113] DER BARBIRGESELL. Ach GOtt! bist du nicht ein gerechter GOtt! wer hätte meinen sollen / daß von der That / solch neulich neben meinem Printzen an einem entloffenen Soldaten verübet / das geringste außbrechen / und an den Tag kommen würde oder könte? wir wahren dermassen hochbeeydiger / daß gar nicht zu muhtmassen war / es möchte iemand wider solchen hohen Eyd handeln. Aber siehe! durch Gottes gerechte Rache wird der eine auß unserm Mittel einer andern Mißhandlung wegen auff die tortur gezogen / und wegen grosser Marter wird er genöhtiget / daß er auch unsere That / die er volbringen helffen / bekennet. Das heißt ja: Es wird nichts so klein gesponnen / es kommt doch endlich an die Sonnen. Die Conscientia und Gewissen plaget meinen Printzen auch sehr hefftig / verfolget ihn auff dem Fusse / und läst ihn zu keinem Schlaffe kommen. Wo es so fortgehet / wird er gantz desperat und rasend[113] werden. Mir selber ist auch nicht wohl / und weiß nicht / was ich thun soll.

CONSCIENTIA ILLIUS mit der Peitschen. Hast du nicht deinem so genandten Printzen Vrsach und Anlaß gegeben / daß er diese grausame Mord hat begangen? Hast du nicht den armen Soldaten ins Hauß gelokket? Hast du nicht / so wohl / als dein Printz / Hand angeleget? Vnd wie spöttlich hieltest du den armen Menschen / als er so erbärmlich und wehmütig um Erbarmung flehete?

BARBIRGESELL. Ach! Ach! wo nun hinaus? O ihr Berge fallet über mich! O ihr Hügel bedekket mich!

CONSCIENTIA. Siehest du / wie die Hölle ihren Rachen wider dich aufgesperret habe? Vnd ietzo werden bald die Büttel kommen / und dich vor Gerichte führen Ich will dich aber auch daselbst nicht verlassen / sondern hefftig auff dich du peitschen.


Entleufft. Conscientia folget ihm.


Quelle:
Johann Sebastian Mitternacht: Dramen. Tübingen 1972, S. 113-114.
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