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[28] Wäsche ist heute wohl,

große Wäsche,

droben im Himmelreich.

Denn seht nur, seht!

wie viele Hemdlein,

Höslein, Röcklein,

und zierliche Strümpflein

die gute Schaffnerin[28]

über die blaue Himmelswiese

zum Trocknen breitet.

Die kleinen Nixen,

Gnomen, Elben,

Engelchen, Teufelchen,

oder wie sie ihr Vater nennt,

liegen wohl alle nun

in ihren Bettchen,

bis ans Kinn

die Decken gezogen,

und sehnlich lugend,

ob denn die Alte

ihren einzigen Staat,

ihre weißen Kleidchen,

nicht bald

ihnen wiederbringe.

Die aber legt

ernst und bedächtig

ein Stück nach dem andern

noch auf den Rasen.

Quelle:
Christian Morgenstern: Sämtliche Dichtungen. Abteilung 1, Band 1, Basel 1971–1973, S. 28-29.
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