Die Trennung.

[132] Sie ist das erste große Gesetz der Natur. –

In ihr liegt der Keim zu allen Bildungen. –

Sie ist die Mutter der Schmerzen und die Gebährerin der Wonne.

Sie erneuert unaufhörlich die Gestalten und erhält das Ganze in ewiger Jugend. –

Da, wo die Schere den Faden zerschneidet, beginnet ein höherer Anfang. –

Das Grab der Liebe ist die Wiege der Weisheit, welche höher ist denn alle Vernunft, und welche eben deswegen sehr viel Vernunft voraussetzt, auf die sie sich stützen kann. –[133]

Diese Weißheit findet einen Punkt, wo der Schmerz der Trennung aufhört, das bittere Scheiden süß, und jede Versagung leicht wird.

Wo alle Entbehrungen aufhören, und die Fülle des Daseyns eintritt. –

Quelle:
Karl Philipp Moritz: Andreas Hartkopf. Prediger Jahre, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1790. , S. 132-134.
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