Erster Auftritt.

[49] Ballett.

Bienentanz der Almeen. – Ein Mädchen, tief in einen Schleier gehüllt, der auch einen Teil ihrer oberen Gewandung bildet, treibt scherzend scheinbar eine Biene vor sich her; bald sich vor ihr ängstigend, dann mit dem Schleier sie wegscheuchend. Die Gebärden der Angst mehren sich, als ob die Biene sie nun zudringlicher verfolgte. Plötzlich bleibt sie erschrocken stehen; die Biene ist scheinbar in die Kleider gedrungen, sie sucht sich vergeblich von ihr

zu befreien, und wickelt sich schnell und geschickt aus dem Schleier, den sie von sich wirft. Die Biene ist im Schleier geblieben; das Mädchen atmet auf. Mit anmutiger Gebärde umtanzt sie den Schleier, lüftet ihn endlich vorsichtig; die Biene entschlüpft. Sie hüllt und wickelt sich schnell wieder tief in den Schleier; das Spiel beginnt von neuem. Endlich tanzt sie, vor der Biene immer fliehend und sie von sich scheuchend, von der Bühne. Das Ganze soll mit Grazie und Anmut, teils mimisch, teils tanzend ausgeführt werden. Die andern Mädchen mit Blumenkränzen und Schleiern mischen sich nach und nach in ihren Tanz. Als die Biene dem Schleier entschlüpft, fliehen sie zurück.


CHOR DER FRAUEN.

Rauschet, rauschet durch die Lüfte,

Festeslieder, froher Tanz,

Rauscht empor zum Himmelszelt,

Denn es ehrt durch hohe Feste

Seine königlichen Gäste

Salomon, der Herr der Welt![49]

Rauschet; rauschet durch die Lüfte,

Festeslieder, froher Tanz, ahi!

Wirbelt auf, ihr Blumendüfte, ahi!

Durch den hellen Kerzenglanz!

Becher klirren, Reigenschwirren

Rauscht empor zum Himmelszelt!

Königin im reichsten Schmuck, tritt durch die Mitte auf.

Salomon folgt ihr.

Die Tanzenden ziehen sich bis zum Bogen zurück.


Quelle:
Karl Goldmark: Die Königin von Saba, nach einem Text von H.S. Mosenthal, Leipzig [1912], S. 49-50.
Lizenz:
Kategorien: