Fünfter Auftritt

[22] Frau Fluth.

Nr. 3. Rezitativ und Arie


FRAU FLUTH tritt aus der Seitentür links.

Nun eilt herbei, Witz, heitre Laune,

Die tollsten Schwänke, List und Übermut!

Nichts sei zu arg, wenn's dazu diene,

Die Männer ohn' Erbarmen zu bestrafen!

Das ist ein Volk! – So schlecht sind sie,

Daß man sie gar genug nicht quälen kann!

Vor allem jener dicke Schlemmer,

Der uns verführen will! – Hahahaha!

Er soll es büßen!

Doch wenn er kommt – wie werd' ich mich benehmen müssen ...?

Was werd' ich sagen ... halt! Ich weiß es schon!


Zornig.


Verführer! Warum stellt Ihr so

Der tugendsamen Gattin nach?

Warum? Verführer!

Den Frevel sollt' ich nie verzeihn,

Nein, nie!

Mein Zorn müßt' Eure Strafe sein.

Jedoch – des Weibes Herz ist schwach!

Ihr klagt so rührend Eure Pein –

Ihr seufzt – mein Herz wird weich.

Nicht länger kann ich grausam sein,

Und ich gesteh' es – schamrot – Euch ein:

Mein Ritter, ach! Ich liebe Euch!


Sie lacht.


Hahahaha! – Er wird mir glauben!

Verstellen kann ich mich fürwahr;

Ein kühnes Wagstück ist es zwar,

Allein den Spaß kann man sich schon erlauben.

Frohsinn und Laune

Würzen das Leben,

Und zu vergeben

Ist wohl ein Scherz.

So zum Vergnügen

Darf man schon lügen,[22]

Bleibt nur voll Liebe,

Voll Treue das Herz.

Drum voll Vertrauen

Wag' ich die Tat:

Listige Frauen,

Die wissen sich Rat!


Quelle:
Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor. Stuttgart 1962, S. 22-23.
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