Siebenter Auftritt

[24] Frau Fluth. Falstaff, der den Riegel vor die Tür schiebt. Dann Frau Reich von außen.


Nr. 4. Finale


FALSTAFF mit Emphase.

So hab' ich dich errungen,

Du schönster Edelstein!

Komm her und sei umschlungen,


Stolz.


Sollst meine Lady sein!


Er will sie umfassen.


Ja, du sollst meine Lady sein!

FRAU FLUTH sich verschämt stellend.

Ach, liebster Junker! Laßt mich doch ...

FALSTAFF.

Wie, schöne Frau, du zitterst noch?

Sei, Weibchen, ohne Sorgen

Und zier dich länger nicht!

FRAU FLUTH.

So sprecht Ihr heut, doch morgen

Kennt mich der Ritter nicht.

FALSTAFF.

So wahr ich treu und immer nüchtern ...

FRAU FLUTH.

Ich trau' Euch nicht sogleich –

FALSTAFF.

Komm, Herzchen, sei doch nicht so schüchtern –

FRAU FLUTH.

Ich trau' Euch nicht sogleich.

Liebt Ihr nicht auch Frau Reich?

FRAU REICH erscheint in der Tür, horchend.

FALSTAFF.

Wie? Was? Jene alte Schachtel?

Das wär' mir ein Geschmack!

Die hüpft wie eine Wachtel –


Er wiegt sich hin und her.


Frau Reich droht ihm.


FALSTAFF.

Und schnupft dabei Tabak!

Nein, nein! Was fällt Euch ein?

Da müßt' ich wirklich närrisch sein!

Frau Reich verschwindet.
[24]

FRAU FLUTH.

Nun gut! Ich will dir glauben,


Zärtlich.


Du schmucker Ritter, du!

FALSTAFF plump.

Komm, lieblichste der Tauben,

Gib meiner Seele Ruh!

FRAU REICH von außen, klopft an die verriegelte Tür.

Frau Fluth!

FRAU FLUTH sich erschrocken stellend.

Man klopft!

FRAU REICH.

Frau Fluth! Macht auf geschwind!

FRAU FLUTH.

Weh mir!

FALSTAFF ängstlich und leise.

Was nun? Sprich, süßes Kind!

FRAU REICH klopft.

Frau Fluth! Macht auf!

FALSTAFF.

Hilf, Himmel!

FRAU REICH.

Geschwind!

FRAU FLUTH laut.

Ja doch, gleich!


Leise.


Hier, teurer Sir, versteckt Euch!


Sie versteckt Falstaff hinter die Tapete.


FRAU REICH pocht von neuem.

Frau Fluth! Macht auf!

FRAU FLUTH.

Ja doch, gleich!


Sie gebt die Tür öffnen.


Quelle:
Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor. Stuttgart 1962, S. 24-25.
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