Neunter Auftritt

[45] Die Vorigen. Anna, aus dem Hause.

Duettino.


ANNA.

Fenton!

FENTON eilt ihr entgegen.

Mein Mädchen! Doch du hast geweint?

ANNA.

Ach, schwere Sorgen muß ich leiden,

Des Vaters Wort, der Mutter Wunsch

Will uns auf ewig scheiden –

FENTON.

Und du? ...

ANNA.

Ich habe keinen Willen ...

FENTON.

Wie? So entsagst du mir?

Weh mir! Du liebst mich nicht!

Wie soll ich das ertragen?


Er verhüllt sein Gesicht.


ANNA liebevoll.

Fenton! Mein Fenton!

Kannst du zweifeln? Kannst du fragen?

Kennst du noch nicht meinen Sinn?

Muß ich dir noch einmal sagen,

Daß ich dein auf ewig bin?

Mag die Mutter mich beschwören,

Mag der Vater mich bedräun,

Dir nur soll mein Herz gehören,

Ewig bleibet Anna dein!

FENTON.

O verzeih des Herzens Zagen,

Keinen Zweifel hegt mein Sinn,[45]

Kaum kann ich das Glück ertragen,

Daß ich dir so teuer bin.

Mir nur sollst du angehören,

Ewig ganz die Meine sein.

Quartettino


FENTON.

Bestürmen denn die läst'gen Freier

Dich immer noch mit Herz und Hand?

ANNA.

Ach, leider ja!

FENTON.

Der dumme Fant,

Der Junker Spärlich, mit seinem ewigen


Nachspottend.


»O süße Anna!«

SPÄRLICH hervorguckend.

Ha, zum Geier!

Wer weiß, was er da von mir spricht!

ANNA.

Den hält mein Vater hoch und teuer,

Doch der bekommt mich sicher nicht!

FENTON.

Und jener alberne Franzose? ...

ANNA.

Den wünscht die Mutter sich zum Sohn! Hahahaha!

CAJUS hervorguckend.

Ah! Ick verstehen quelque chose –

Ma foi! Ick müssen morden ßohn le traitre!

FENTON.

Mit solchen Freiern, wie die zwei,

Wag' ich den Wettkampf ohne Scheu!

ANNA.

O solche Freier wie die zwei, hahahaha!

ANNA, DANN FENTON.

Nur Geduld! Habe Mut,

Bis der Augenblick zu fassen.

Treue Liebe wird nicht voneinander lassen,

Alles geht noch gut!

SPÄRLICH tritt unbemerkt hervor.

Welche Pein! Welche Wut!

Nicht mehr weiß ich mich zu fassen –

Süße Anna, ach, so willst du mich verlassen!

Es ist aus mein Mut!

CAJUS tritt unbemerkt hervor.

Sacre Dieu, welke Wut!

Krieg ick ce monsieur zu fassen,

Sans pardon er müssen gleik sein Leben lassen,

Geben hin sein Blut!

Anna und Fenton eilen Hand in Hand ab.


CAJUS hervorkommend. Ah! Ick 'ohlen ihn nock ein[46] und wollen ihm eine 'Erausforderung an seine Kopf werfen.

Spärlich ist aus seinem Versteck hervorgekrochen und im Begriff, sich fortzuschleichen.


CAJUS sich umkehrend, stößt auf ihn. Ah! 'ölle und Teufel! Was maken Ihr 'ier? – Ah! Monsieur Sperlik – ick müssen Euk umbringen!

SPÄRLICH entfliehend. O süße Anna!

CAJUS ihm nacheilend. Wenn ick Euk treffen nock einmal in diese Garten von Miß Anna Reiken – mort de ma vie! – ick wollen sneiden ab Eure Ohren – par tous les diables!


Seine Stimme verliert sich in der Ferne.


Verwandlung

Zimmer in Fluths Hause wie im ersten Akt jedoch ohne Licht auf dem Tische und ohne den Korb.


Quelle:
Otto Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor. Stuttgart 1962, S. 45-47.
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