7. Auftritt.

[44] Franz. Bolzau. Scheffler.


FRANZ geht mit einer Schüssel von rechts durch die Mitte ab.

BOLZAU von rechts, mit umgebundener Serviette. Wer zum Henker ist denn nun schon wieder – Ah Scheffler – willst Du mir etwa Deine Rede vorlesen?

SCHEFFLER. Nur auf zwei Worte, lieber Oheim!

BOLZAU. Zwei Worte – die Redensart kenn' ich – dabei komme ich zu keinem Bissen.

SCHEFFLER. Ich habe einen Gast, einen Doctor Steinkirch, der früher, als er hier wohnte, zur Polihymnia gehörte!

BOLZAU halb bei Seite. Ist mir gleichgültig.

SCHEFFLER. Er ist zum Stiftungsfest gekommen – sollte bei mir wohnen –

BOLZAU. Ist mir auch gleichgültig.

SCHEFFLER. Das geht aber nun nicht gut.

BOLZAU. Aha – wegen des Kochofens.

SCHEFFLER verwundert. Wegen welches Kochofens?

BOLZAU. Ich dachte nur – Du könntest nicht kochen – – nun also?[44]

SCHEFFLER. Wie kommst Du nur auf das Kochen. – Nein, meine Frau ist nämlich verreist!

BOLZAU. Aha – verreist.

SCHEFFLER. Sie ist zu ihrem Bruder gefahren, nach Rosendorf.

BOLZAU. Aha! Aha!

SCHEFFLER. Er hatte Wichtiges mit ihr zu besprechen!

BOLZAU. Erbschaftsangelegenheit?

SCHEFFLER. Richtig – ja –

BOLZAU bei Seite. Er lügt wie gedruckt! – Na warte, Junge!

SCHEFFLER. In Abwesenheit meiner Frau kann ich nun nicht gut den Gast bei mir behalten – und da wollte ich Dich bitten –

BOLZAU. Ihn bei mir aufzunehmen – Nun meinethalben –

SCHEFFLER. Du bist sehr gütig. Ich esse jetzt mit ihm zusammen – Nachmittag bring' ich ihn zu Dir.

BOLZAU. Höre mal. – Kannst Du nicht heut Abend ein Stündchen zu mir kommen –

SCHEFFLER. Meine Rede zu morgen, lieber Onkel –

BOLZAU. Ich habe etwas Wichtiges mit Dir zu besprechen – Deinen Rath zu hören.

SCHEFFLER. Meinen Rath?

BOLZAU. Ja – es handelt sich um eine juristische Frage wegen eines Kochofens.

SCHEFFLER. Wegen eines Kochofens –

BOLZAU. Ja – ja – ja – also bitte, komm' nur – jetzt habe ich keine Zeit, Dir das näher auseinander zu setzen – es ist eine ganz kuriose Geschichte mit dem Kochofen, – aber jetzt muß ich die Kapaunen vorlegen. Leb' wohl. Bei Seite. Warte nur – warte, mein lieber Junge. Ab nach rechts.

SCHEFFLER. So – dieser Verlegenheit wär' ich enthoben, Steinkirch wäre untergebracht. Jetzt kann ich ernstlich an meine Rede denken. Zieht das Manuscript hervor.


Quelle:
Gustav von Moser: Lustspiele. Band 1, Berlin 1873, S. 44-45.
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