12. Auftritt.

[85] Bolzau. Scheffler.


BOLZAU. Ich bewundere Dich, daß Du so viel Ruhe zu andern Dingen hast.

SCHEFFLER. Wie so das?

BOLZAU. Wenn man seine Frau in solcher Gesellschaft weiß!

SCHEFFLER. Meine Frau?

BOLZAU. Du sagtest mir doch, Deine Frau sei in Rosendorf?

SCHEFFLER. Ja –

BOLZAU. Du weißt, daß eine Stunde von Rosendorf das Husaren-Regiment in Quartier liegt.

SCHEFFLER. Ganz richtig!

BOLZAU. Nun, Dein Schwager giebt heut den Husaren-Offizieren ein großes Fest – nur Herren – es wird gewiß sehr lustig hergehen.

SCHEFFLER erregt. Oheim, ist das wahr?

BOLZAU. Nu – nu es ist ja nichts Schlimmes –

SCHEFFLER. Aber Bertha als einzige Dame unter so vielen Husaren-Offizieren!

BOLZAU. Ein flottes Corps sind die Husaren allerdings – flott und verwegen vor dem Feinde – aber auch wenn es gilt ein Herz zu erobern!

SCHEFFLER. Oheim!

BOLZAU. Oh – Deine Bertha ist ein braves Weib – Du kannst Dich ganz auf sie verlassen.

SCHEFFLER. Ja wohl – das kann ich.

BOLZAU. Freilich ein Gerede wird es geben, es giebt ja immer böse Zungen – daraus muß man sich nichts machen.[86]

SCHEFFLER. Oh doch – doch – Bei Seite. Sie ist erzürnt auf mich – wenn sie sich grade deshalb den Hof machen ließe? Oheim – ich fahre auch nach Rosendorf.

BOLZAU. Ah – heut?

SCHEFFLER. Ja sogleich – Will fort.

BOLZAU. Aber die Sitzung?

SCHEFFLER. Einerlei!

BOLZAU. Da warte, bis sie vorüber – dann fahre ich mit.

SCHEFFLER. Deinen Pistolenkasten nehmen wir gleich mit.

BOLZAU. Jawohl! – Aber, weißt Du, auf alle Fälle, schreib' jetzt eine Zeile – ich schicke einen reitenden Boten – je eher sie da heraus kommt, desto besser –

SCHEFFLER. Versteht sich –

BOLZAU. Sie soll uns entgegenkommen. Setz' Dich dorthin – aber schreib' ernst, streng, daß sie es nicht für Scherz hält.

SCHEFFLER. Jawohl – jawohl – Hat sich gesetzt und schreibt.

BOLZAU für sich. Jetzt denk' ich, sind sie Beide weich gekocht!


Quelle:
Gustav von Moser: Lustspiele. Band 1, Berlin 1873, S. 85-87.
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