Dreizehnte Scene.

[14] Assessor. Major. Johann.


MAJOR. Ah, da sind Sie ja schon. Giebt ihm die Hand. Zu Johann. Ist gut, Johann.

JOHANN. Is gut, Herr Major. Ab durch die Mitte.

ASSESSOR. Sie haben befohlen, und meine Eile, Ihrem Befehl nachzukommen, wird Ihnen erklärlich sein, Herr Major.

MAJOR zum Sitzen einladend. Setzen? Beide setzen sich, wie in der Scene mit Paddemann. Sie wünschen also meine Tochter zu heirathen?

ASSESSOR will aufstehen. Die innigste aufrichtigste Liebe, Herr Major –

MAJOR. Pst – bitte – sitzen bleiben. Assessor setzt sich. Liebe wird vorausgesetzt – habe noch einige andere Punkte mit Ihnen zu reden – weniger schwärmerisch – Müssen die Poesie jetzt bei Seite lassen – praktisch sein – ehrlich, offen.

ASSESSOR. Ich bin zu jeder Auskunft bereit.[14]

MAJOR. Kenne Ihren Vater – ist wohlhabend. Sie haben eine feste Stellung – ich bin auch nicht unvermögend. Geldpunkt würde also kein Hinderniß sein. Ich setze voraus, daß Ihr Vater Ihnen seine Einwilligung nicht versagt.

ASSESSOR aufstehend. Meinem Vater würde diese Verbindung zur größten Ehre –

MAJOR. Pst – bitte – sitzen bleiben. Assessor setzt sich. Setze das auch voraus, doch müssen die Zeiten berücksichtigen, in denen wir leben. Der Friede hängt an einem Haar – sieht sehr kriegerisch aus.

ASSESSOR weich. O – ich bin überzeugt, daß wir Friede behalten, Herr Major.

MAJOR. Sind Landwehroffizier.

ASSESSOR aufstehend. Zu Befehl, Herr Major – habe die Ehre.

MAJOR. Pst – bitte – sitzen bleiben. Assessor setzt sich. Müssen sich selbst sagen, daß eigentlich jetzt keine Zeit zum Heirathen ist.

ASSESSOR weich. Ich hoffe doch, daß es der Diplomatie gelingen wird, den Frieden zu erhalten –

MAJOR. Wenn er aber nun nicht erhalten wird – nehmen Sie an, nicht erhalten.

ASSESSOR aufstehend. O – dann werde auch ich –

MAJOR einfallend. Pst – bitte – sitzen bleiben.

ASSESSOR sich fallen lassend und matt, bei Seite. Ach ja so – Laut. dann werde auch ich mitziehen müssen.

MAJOR. Und dann sitze ich hier mit einer trauernden Braut – kann Ihren Briefträger gleich hier in's Quartier nehmen. Wir haben Beispiele vom 7jährigen, vom 30jährigen Kriege.

ASSESSOR verlegen. Herr Major –

MAJOR. Nun, was denn?[15]

ASSESSOR sehr kleinlaut. Ich habe Verbindungen – Protektionen im Ministerium – es würde mir vielleicht gelingen, im Fall eines Krieges eine Stellung zu erhalten, bei der ich nicht persönlich erponirt würde.

MAJOR bei Seite. Kein Soldatenblut.

ASSESSOR. Vielleicht sogar hier bleiben könnte – im Büreau der Intendatur zum Beispiel. Verlegen mit dem Hut spielend.

MAJOR. So – so – und Sie würden im Fall eines Krieges gesonnen sein, solchen Posten lieber anzunehmen, als gegen den Feind zu marschiren?

ASSESSOR kläglich. Das würde ich, Herr Major!

MAJOR sehr artig. Sie scheinen außerordentlich für Ruhe und Frieden zu sein, mein Herr Assessor.

ASSESSOR. Das bin ich in der That. Steht auf.

MAJOR aufstehend. Ich danke Ihnen für Ihre Auskunft. Doch Sie werden mir erlauben, daß ich noch einige Stunden mit meiner Erklärung zögere – ich habe mit meiner Tochter noch zu reden – jedenfalls erhalten Sie bis morgen Nachricht von mir.

ASSESSOR. Sie sind zu gütig, Herr Major.

MAJOR. Bitte recht sehr – ich verspreche nichts – ich sage nur: Nachricht. Adieu, mein Herr Assessor. Im Abgehen. Ist kein Kerl auf dem Fleck – der kriegt meine Jenny nicht. Ab nach rechts.


Quelle:
Gustav von Moser: Krieg oder Frieden? Berlin [o.J.], S. 14-16.
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