Sechszehnte Scene.

[17] Johann. Kulike durch die Mitte.


KULIKE sehr pomadig. Johann – des war nich hübsch von Dir.

JOHANN. Ach, ju'n Morgen Kulike!

KULIKE. Des war jar nich hübsch von Dir.

JOHANN. Was hab' ich denn gemacht?

KULIKE. Des war wirklich durchaus nich hübsch von Dir.

JOHANN. Na aber, was willst De denn?

KULIKE. Des hätt' ich nich gedacht von Dir!

JOHANN. Herr Jott, wat hast De denn? So rede doch man.

KULIKE. Siehste, fünf Jahre hab ich nu de Milchfrau ihre Kannen runter vom Wagen gehoben, wenn se unten hielt – un den Schirm hab ich dir ihr gepumpt, wenn's regnete, un rugeholfen hab ich ihr och immer wieder –

JOHANN. Ach Du meine Seele, des is der zukünftige Milchmann.

KULIKE. Und wenn ihr's Wasser ausgegangen war, hab' ich ihr och immer gepumpt – und nu mit eenmal –[17]

JOHANN. Also Kulike, Du bist der Olle, der mitplantschen will?

KULIKE. Plantschen oder nich – des is hier enjal. Aber sehr eklig is et. Des war nich hübsch von Dir, deß Du ihr de Raupen in Kopp gesetzt hast. Jetzt sagt se, ich müßte mit, un will die Krisis abwarten, ehe wir uns heirathen.

JOHANN. Ne, Kulike, wenn ich des gewußt hätte! Aber wie kann ich och denken, daß Du 'ne Sponsade mit en Milchmann hast?

KULIKE. Und des Dollste is – ich bin doch man Landstürmer; eh Holland nich ganz in Noth is, brauch' ich ja gar nich mit.

JOHANN. Na, Du armer Kerl – des thut mich leid.

KULIKE. Des war jedenfalls nich hübsch von Dir. Jetzt bildt se sich nu steif un fest ein, wir müssen Alle mit, un wie ich ihr des auseindarsetzte, daß ich doch nur eigentlich der Fall der Noth bin, sagt se: Landwehr und Landsturm, des is man Allens ene Schmiere.

JOHANN. Na, laß Dir keene graue Haare wachsen, Kulike. Wenn se morgen kommt, wer' ich ihr mit Gewalt an de Thränen drüfen schlagen, un ihr den Kopp uf den Frieden verkeilen, deß sie sich gleich ufbieten läßt.

KULIKE. Sage mal, globst De denn, des nu eijentlich wirklich Krieg wird?

JOHANN. Na – siehste – na ja – aber ejentlich och wieder nich. –

KULIKE. Ich hab' es bis jetzt nich jloben wollen, aber nebenbei wohnt doch der Lieutenant – Du, denke Dir, des spricht doch nu eijentlich vor'n Krieg, der fängt jetzt an seine Schulden zu bezahlen.

JOHANN. Donnerwetter ja, da muß es schlimm sind. Aber wenn es losginge, Kulike – ich muß natürlich mit – Landwehr 1. Ufgebots, des is nu ene ganz andere Sache, als Eure Krepelei – ich sage, wenn's nu wirklich losginge, denn ginge ich och gerne mit.

KULIKE. Du?[18]

JOHANN. Ja, siehste, des liegt nu mal in uns Männern – in unser Geschlecht. So'ne ordentliche, flotte Keilerei, des is doch wunderschön – wat?

KULIKE. O ja, aber wenn man vorher wüßte, wer nu keilt und wer de Wichse kriegt.

JOHANN. Na siehste, des wird nu rüber und nüber gehen, denk' ich mir, wir vertragen schon en Puffst – Aber janz zuletzt wichsen wir se doch, des is gewiß.

MAJOR von innen. Johann!

JOHANN. Der Olle ruft!

KULIKE. Ja, wenn man des nu vorher so Allens gewiß wissen duhn dähte! Ab durch die Mitte.


Quelle:
Gustav von Moser: Krieg oder Frieden? Berlin [o.J.], S. 17-19.
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