Der xiij. buntgnoß.

Ein zů versicht vnd ermanung an gemeine eidgnoschafft, das sie helffen hanthaben die nüwen cristen / so der künig von Portugal erst erfunden hat.

[154] Sol ich dis örtlin hie verston,

So facht mir an der schimpff vergon;

Es dunckt mich ie, es geb kein safft,

Zů schimpffen mit der eidgnoschaft.

Darumb laß ich sie got bewaren

Vnd wil sie zů grösern eren sparen,

Dan das ich sie wolt rieffen an

Zů helffen mir in dorheit stan.

Ich hoff, die lieben vnd die frumen,

Die wissen wol, wa her sie kumen,

Der babst / die pfaffheit, sacrament

Vnd alles, was wir cristen hent,

Wa mit wir groß gefiltzten doren

Solten krefftig werden beschworen.

Darumb wil ich der frumen lüt

Zů vnserm narrenkolben nüt.

Doch sein meim vatter wol bekant

Zwen redlich man im schweitzer lant, –

O lebten sie doch noch vff erden! –

Die möchten vnß behilflich werden.[154]

Ja / ia, der ein der geistlicheit,

Der ander wer der welt bereit.

Doctor greiff ist der ein,

Der ander ritter peter allein.

Der selbig doctor het es am griff,

Wa ieder saß im narrenschiff,

Vnd kunt am puls vnd griffen sagen,

Wie lang ein nar möcht oren tragen[155]

Vnd auch sein kolben in der welt;

Daran sein kunst auch nimer felt.

O lebt der selbig gelert man,

So würd er dapffer bei vnß stan

Mit seinem predigen seiner leren,

Vnd was die nüwen cristen weren.

Des gleichen ritter peter frei

Wer leicham gůt zůr lutherei;

Dan er was eins ritters wert

Vnd bhaupt die sach vnß mit dem schwert.

Das zuckt er bald vnd scheiß ind scheid,

Dan er eins ritters eren treit.

O lebt er noch zů diser stund!

Er wer vnß gůt zů disem bund;

Nun gnad im got dort in dem grund.

Noch ist mir einer wol bekant,

Doch ist er nit vom schweitzer lant,

Der selb thet vnß auch beistant,

Vly von stauffen ist er genant.

Wie wol er vngeschaffen was

Vnd fast mager, verston mich baß,

Noch was er frisch, darzů gesunt,

Vnd hilff vnß dapffer alle stund,

Das diser bunt nit gang zů grunt.

Hanß wörnher von anörsperg hat noch ein,

Heißt auch Vly, doch ist er klein,

Der selb auch nit böß her weß,

Doch ißt der dapffer man kein keß.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 154-156.
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