17. Chiromantie.

[56] Auch aus den Lineamenten der Hand haben Zigeunerinnen vormals die Jungferschaft ersehen können. Allein schade, daß diese Kunst bey uns nicht mehr gilt: es müßte denn die Entdeckung auf eine Art geschehen, wie sie Amman irenic. p. 128. erzählt. Eine Zigeunerin wurde von einer Gesellschaft aufgefordert, aus den Lineamenten der Hand eines jungen Mädchens zu erklären, ob sie noch eine reine Jungfrau sey oder nicht. Diese gerieth hierüber in eine solche Verlegenheit, daß sie die Wahrsagerin bey Seite nahm, sie durch Versprechungen auf ihre Seite brachte und ihr gestand, daß sie schon entjungfert sey, aber nicht durch eine Mannsperson, sondern, wie es heißt, a phallo artificiali1.[56]

Fußnoten

1 Diese Geschichte, welche sich im Jahr 1682 zu Leipzig zutrug, ist ein Beweis, daß die Klagen über das große Sittenverderbniß unsers Zeitalters ungegründet sind. Denn schon vor mehr als hundert Jahren thaten die Menschen so, wie jezt.


Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4).
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