25.


Ein Affe kurirt ein Lungengeschwür.

[81] Der reiche Cardinal Antonio Saliviani lag an einem Lungengeschwür tödlich krank darnieder, und ob er gleich vormals ein großer Freund von Scherz und Munterkeit gewesen war, so lag er doch jezt in traurigen Aussichten vertieft. Sein Affe, der ihn sonst durch seine Streiche und Lebhaftigkeit oft belustiget hatte, saß mit trauriger Gebehrde neben seinem Herrn ganz stille und sah ihn theilnehmend an. Da er nach dem Urtheil der Aerzte nicht mehr vier und zwanzig Stunden zu leben hatte, so machten sich die Bedienten diesen Zeitpunkt zu Nutze; sie trugen alle Sachen von Werth weg, deren sie nur habhaft werden konnten, und er mußte dieses alles mit Gelassenheit ansehen, weil er kein Wort reden konnte. Als der Affe sah, daß die Bedienten so viele Sachen wegschleppten, wollt er an seinem Theil auch nicht müsig sitzen, sondern hohlte den Cardinalshut aus dem Behälter hervor, drückte ihn mit beyden Händen in den Kopf und lief damit mit der poßierlichsten Gebehrde nach der Thüre zu. Als der Cardinal dieses sah, konnte er sich des Lachens nicht enthalten; er brach in ein so heftiges Gelächter aus, daß sein Geschwür davon aufbrach und er in kurzer Zeit genas.

Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4), S. 81-82.
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