7.


Krankheitsbericht einer Jungfer.

[66] Wohlgebohrner Herr,

Hochzuehrender Herr Doctor.


Sie Sein ja allzugüdig indemm sie mit dem wehnigen zufrüden sein wolten, ich aber will doch[66] dero Viele Bemühungen noch vergüden, ich bedaure nur, daß so mit einem Brief beschwerlich incommodiren muß, vor 3 Mohnatten wie ich nach Ihnen gesieckt hate begab sich den andern Dag eine wunderbare Schickung an mir ich fülte etwas in dem bewusten fleck, ich sahe so Gleich zu. Klauben sie mir aber wie ich Ihnen schreibe, so ists geschehen, es war also ein würmgen ungefehr wie eine spennadel lang auch nur so dick solches verbergte sich also in den Fleck ich Konnte es nicht erhaschen. Vermuhtlich war es durch den Stuhl Gang gekommen, solches wühtette 2 Dage in der Gebuhrt herrum, das es weh daht. Den 3 Dag fühlte ichs gantz dief inwendig nur noch in ein Jugckens. Außerordentliche Anst überfüll mich doch klaubte ich das würmchen könte gestorben sein Heraus ists schwerlich wieder gekommen. ich brauchte nach Dero Befehl die Ader laß die GeKreütergedranck, darbey wahr mir wohl, wie solches Verbraucht gieng die Anst aufs neue wieder an, wan sonst das Blut Jugt so wars ichs Gewohnt. Aber da spürte ich Jugckens und laufen in der Haut däglich in dem fleck und auch in dem Hinderbacken nach dem Affter zu: solches hat nun die 3 Mohnate getauret und noch jetzo vor Etlichen Dachen nun spüre ich es so stark nicht mehr in den dicken Beinen laufts eben so. mein Glaube ist so als wann daß Würmgen geheckt häte welche nun verborgen in der Haut herumzehrren, schmertzen fühle ich Keine ich hoffe es doch[67] nicht das dem so sey, ich bilte mir es wohl immer ein, darum will ich von Ihnen vernehmen, ob solche Dinge möglich wehren oder ob es daß Blut schärffe seyn könnte wollen sie Etwas schicken. Die Würmer abzutreiben so weiß man ja nicht ob dem so ist und könnte mir die Natur verderben, dahingegen aber hab ich nun so kroß Zutrauen zu Ihnen, ob sie wohl nicht aus mein schreiben erachten könnten obs Würmer oder schärffe sey. Vor Vieler Medicin fürchte ich mich, halten sie davor, das dem Uebel nicht so ist, wollte ich nur bitten um Etlige Laxsier Mittel in safft vermischt auch wenn sie es erlauben, wolte ich bis Freudag Ader laßen. Daß Blut und Aensten sint mir alle in Kopf gezogen, immer Hize und Dobes ohne Auf hören im Kopf, erlauben sie mir das Ader lassen nicht, so habe ich keine Ruh. Der Bewußte Fleck ist zeither immer so blaulich roht um das Zäpffchen auch zeigen sich etliche Blößchen auch Hab ich brant daselbst ich befürgte noch immer die Deile am Zäpffchen möchten abprechen, daß weiß Geblüt hab noch, am Affter ists als wann Etlige Knötgen da wehren, sie sint nicht roht gehen nicht auf, obs nur so die Adern sint. es Juckt darinnen ist mir auch im Leibe immer nicht wohl. Gar nicht bin ich jetzo Gesunt, Auch noch fält mir ein, daß Wasser hier daß ich zum reinichen des Fleck gebrauchen muß, allemahl durch ein Duch geseit worden alwo sich kleine Gewürmse drinnen aufhalten, ob die etwa im[68] wasser sein geblieben und häte solche bey mich Gebracht, die in mir Gewachsen, noch ohne daß was ich Ihnen schon geschrieben, es ist Kein reines Gutes Waßer Hier, es will mir auf dem ***berg gar nicht gefallen. Verlassen sie mich nicht Helfen mir aus dieser Anst sehr gerne möchte ich Ihnen zukünftiges Frühjahr noch einmal sprechen. sonst diesen winder wenn sie auch nach G**** kämen, so könnte ich nicht dahin gehen, ich hoffe gewis das sie mich daß Frühjahr sprechen werden, anmit habe die Ehre zu Sein das ich

zeitlebens Ihre ergebenste

Dienerin bin

****

***berg

den 27. Dec.

1782.


Bartteniren sie mich jetzo noch ins Künftige will ich Viel schreiben.

Quelle:
[Nebel, Ernst Ludwig Wilhelm:] Medicinisches Vademecum für lustige Aerzte und lustige Kranken [...] Theil 1–4, Frankfurt, Leipzig 1795 (Bd. 1), 1796 (Bd. 2); Berlin, Leipzig 1797 (Bd. 3); Berlin, Leipzig 1798 (Bd. 4), S. 66-69.
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