Dreiundzwanzigste Szene

[150] 1.2.3.4.

Braus,Fad,Trüb,Froh,

Walburga,Agnes,Irene,dann

danndanndann Felix,Schlankel,

EdmundRobertdannGuido,

HutzibutzIsabella,

Marie,

Frau von

Korbheim


Sanguinisch.


SCHLANKEL aus der Seite kommend. Was der Musje Guido mit der Frau von Korbheim immer z' wispeln hat, nur das möcht' ich wissen!

FROH. Ah, da werden wir ein' Riegel vorschieben! Ich weiß schon, wie! Spricht leise mit Schlankel.


[150] Cholerisch.


EDMUND tritt zur Mitte ein, die Kappe in der Hand, welche Schlankel als Bramarbas aufhatte. Herr von Braus, Ihr Gegner ist überwunden!

BRAUS erfreut. Wär's möglich?

EDMUND. Hier ist die Mütze des Riesen, die ich als Siegeszeichen ihm abgenommen. Überreicht ihm selbe.


Sanguinisch.


SCHLANKEL in folge des Gesprächs. Den Schmerz wollen Sie nicht, und den Glück will die Tochter nicht, unter diesen Verhältnissen is das das Gescheiteste, was Sie tun können. Ruft schnell in die Seitentüre. Herr von Trüb!


Cholerisch.


BRAUS. Also haben Sie ihn –?

EDMUND. Durch den rechten Arm geschossen.


Sanguinisch.


GUIDO kommt aus der Seite.

FROH zu Guido. Ich muß Ihnen sagen, und das frisch von der Leber weg –

ISABELLA aus der Seite kommend, zu Guido. Herr von Trüb, Sie möchten zur Frau von Korbheim kommen!

FROH. Sei Sie still!


Cholerisch.


BRAUS. Diese ritterliche Tat verdient ritterlichen Lohn. Walburga! Führt seine Tochter Edmund zu.


Sanguinisch.


FROH zu Guido. Was haben Sie bei der Frau von Korbheim zu suchen? Diese Galanterien und Courmachereien, das schickt sich nicht für einen Bräutigam.[151]

GUIDO. Bräutigam?

FROH. Und das noch dazu von meiner Tochter!


Marie kommt mit Frau von Korbheim aus der Seitentüre.

Cholerisch.


WALBURGA mit herzlichem Danke. Mein Vater –!

BRAUS. Nichts von Dank, du nimmst ihn, weil ich es will, nicht, weil du es willst. Ich werde dich Gehorsam lehren! In die Seite ab.


Sanguinisch.


GUIDO. Wär's möglich? Sie wollten ja –

FROH Marien erblickend. Nicht viel reden, da haben Sie s'! Ihm Marie zuführend. Da diskurieren S', und sich mit galanter Pikanterie zur Frau von Korbheim wendend. da werd' ich diskurieren.


Melancholisch.


FELIX öffnet die Mitteltüre, erblickt Trüb, welcher unbeweglich im Stuhle sitzt, winkt zwei Trägern, die ihm folgen und ein großes Bild tragen, leise aufzutreten, nimmt die Staffelei, trägt sie ganz leise nahe zu Trüb und stellt leise und behutsam das neue Bild auf dieselbe, die Träger entfernen sich schnell.


Phlegmatisch.


ROBERT tritt mit zwei Trägern, die einen großen prächtigen Schlafsessel tragen, durch die Mitte ein, die Träger stellen den Stuhl in den Vordergrund.

FAD. Ist das ein Traumbild oder ist es Phantasie?


Melancholisch.


TRÜB wendet sich zufällig und erblickt das neue Bild, welches seine Gattin in Lebensgröße vorstellt. Täuschen mich meine Sinne? Sie ist's –! Sie – die Unvergeßliche![152] Ist's ein Zauber – oder Wirklichkeit –!? Wem dank' ich diese Freude?

FELIX vortretend. Der Liebe!

IRENE kommt aus der Seite. Was ist geschehen, Vater?


Phlegmatisch.


ROBERT zu Fad. Sie erlauben, daß ich durch diesen den zertrümmerten ersetze.

FAD. Ah, ah, das ist zu viel für mein Herz! Setzt sich äußerst behaglich in den neuen Lehnstuhl. Nein, ich sitz' viel, aber so bin ich noch nie g'sessen.


Melancholisch.


TRÜB. Wie war das möglich?

FELIX. Auf dem Miniaturbild Ihrer Tochter, welches sie beim Abschied mir mitgegeben, war an der andern Seite das Porträt Ihrer Gattin gefaßt. Ich benützte in freien Stunden mein Malertalent, um dieses Bild zu schaffen, und ich hoffte damals, mir so den Weg zu Ihrem Herzen zu bahnen. Hab' ich vergebens gehofft –?

TRÜB mit überströmendem Gefühl. Nein, nein, Sie sind mein Sohn! Führt Irene in seine Arme.

HUTZIBUTZ tritt durch die Seite und betrachtet das Bild.


Phlegmatisch.


FAD. Wie kann ich das vergelten? Fordern Sie alles, alles!

ROBERT. Sie wissen, daß mein einziger Wunsch die Hand Ihrer Tochter ist.

FAD. Nehmen Sie s', aber 's is viel zu wenig für diesen Genuß! Wiegt sich behaglich im Stuhle.

ROBERT umarmt Agnes.


Cholerisch.


BRAUS kommt aus der Seitentüre zurück.


[153] Melancholisch.


HUTZIBUTZ. Nicht übel, aber gegen dieses! Vergleicht das schwarzbemalte dagegen.

TRÜB. Hinaus aus dem Heiligtum, profaner Pursche!

HUTZIBUTZ. Ist das eine Behandlung für einen jungen Künstler?

TRÜB. Fort!

HUTZIBUTZ zur Mitte ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 3, Wien 1962, S. 150-154.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Anonym

Tai I Gin Hua Dsung Dschi. Das Geheimnis der Goldenen Blüte

Tai I Gin Hua Dsung Dschi. Das Geheimnis der Goldenen Blüte

Das chinesische Lebensbuch über das Geheimnis der Goldenen Blüte wird seit dem achten Jahrhundert mündlich überliefert. Diese Ausgabe folgt der Übersetzung von Richard Wilhelm.

50 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon