Sechszehnter Auftritt


[381] Rosalie, dann Madame Storch, Sabine, Peppi. Vorige.


ROSALIE zur Mitteltüre eintretend, ein kupfernes Gugelhupf-Model bringend. Da is 's Gugelhupfbeck!

SCHNOFERL. Nur her damit.


Stell sich zum Tisch links und füllt während dem Folgenden den Teig in das Becken.


MADAME STORCH kommt, Tischtuch und Servietten tragend, mit Peppi und Sabine aus der Türe rechts. Jetzt g'schwind den Tisch gedeckt! Sabine, die Gläser sind noch beim Hausmeister drunt.[381]

SABINE. Gleich!


Läuft zur Mitte ab.


THEKLA für sich. O Gott! wenn ich nur fortgangen wär'.

MADAM STORCH zu Schnoferl. Schnoferl, helfen S' den Tisch tragen.

SCHNOFERL beschäftigt mit'n Gugelhupf. Stören Sie mich nicht – Sie sehen ja –

MADAME STORCH. Sie werden doch nicht wollen, daß wir Frauenzimmer –

SCHNOFERL läßt ärgerlich seine Arbeit stehen, und läuft zu einem im Hintergrunde stehenden Tisch. So komm, Gigl! Er tragt mit Gigl den Tisch vor.

MADAME STORCH zu Schnoferl. Sie sind doch manchmal recht ein ungalanter Mensch.

SCHNOFERL. Na ja, es is ärgerlich. Eilt zu seiner frühern Beschäftigung am Gugelhupfbecken zurück. Wenn man bei so einem Werk aus der Begeisterung herausgerissen wird, man find't sich nicht wieder drein. Arbeitet fort.

MADAME STORCH zu Thekla. Was is denn das? die trüben Augen?

THEKLA die mit Gigl den Tisch deckt. Ich hab's Ihnen ja g'sagt, daß ich in keine fröhliche Gesellschaft paß.

SCHNOFERL für sich bei seiner Arbeit. Er ist der Vollendung nah! Laut. Mamsell Peppi! Ihr das gefüllte Gugelhupfbecken übergebend. Hier übergeb' ich Ihnen diesen Gugelhupf, behandeln Sie ihn mit Sorgfalt, stellen Sie ihn in einen warmen Backofen, geben Sie oben Glut, unten brennendes Feuer und rundherum wieder Glut, auf daß er Farb und Festigkeit gewinnen, und recht bald wieder im Kreise teilnehmender Freunde erscheinen möge.


Peppi geht in die Türe rechts ab.


MADAME STORCH. Mit was werden wir beim Souper den Anfang machen?

SCHNOFERL. Wir müssen erst sehen, was der Herr von Kauz alles bringt.

GIGL zärtlich. Thekla!


Thekla seufzt.


MADAME STORCH Gigl und Thekla betrachtend. Mir scheint, die zwei kennen einander.[382]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 381-383.
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