Achter Auftritt


[369] Kauz. Schnoferl.


KAUZ. Was denn? nur geschwind!

SCHNOFERL. Sie gehn mir unter andern a bissel stark in Füßen herum.

KAUZ. Ich hab' Ihnen schon g'sagt, warum ich da bin.

SCHNOFERL ihn messend. Sie nobler Mann, der so viel Glück macht in der eleganten Welt, der seine Leidenschaften noch nie über a Glacis getragen, ich hab' halt doch recht g'habt mit der Bruckengassen, Sie steigen der Madam Storch nach.

KAUZ verlegen. Das heißt –

SCHNOFERL. Was es heißt, das brauchen Sie mir nicht zu erklären.

KAUZ. Sie is wirklich nit übel, diese Madam Storch, und auch ihre Arbeiterinnen, aber wie kommt's denn, daß Sie den Gigl –?

SCHNOFERL. Das will ich Ihnen sagen. Er glaubt an einem solchen Mädl sein Ideal gefunden zu haben, nun will ich[369] ihm diese ganze Mädlgattung näher zu kennen geben, damit er dann einsieht, wie Ihre Nièce, die er plantieren will, hoch erhaben ist im Vergleich mit diesem Wesen-Genre.

KAUZ. Das is vernünftig. Oh, über diese rätselhafte Thekla werden wir bald Näheres – Meine Nièce weiß schon was, und is heut' ausgegangen, um mehr von ihr zu erfahren, ich weiß nicht was sie vorhat, aber so in Zorn hab' ich die Frau nicht gesehn, seit ihr Mann tot is. Übrigens müssen Sie ihr nichts sagen, daß Sie mich da gefunden haben.

SCHNOFERL. Schon recht.

KAUZ. Wissen Sie, man könnte mir das auslegen –

SCHNOFERL. Na ja, sag' ich, 's is schon recht.

KAUZ. Und ich bin doch ein Mann, der –

SCHNOFERL. Ich weiß schon, was Sie für ein Mann sein.

KAUZ. Aber sonst braucht's niemand z' wissen.

SCHNOFERL. Parol. Unter andern wissen Sie, daß es sehr gut is, daß wir ungefähr da zusammentreffen, ich hätt' sonst heut' noch zu Ihnen müssen. Wir haben heut vormittag von dem gewissen Käfer gesprochen.

KAUZ stutzend. Nun?

SCHNOFERL. Der is da.

KAUZ etwas betroffen. Was, der Käfer is hier?

SCHNOFERL. Nicht in dem Haus, ankommen is er hier, ein guter Freund hat mir schon seine Adresse verschafft. Einen Zettel hervorziehend. Morgen vormittag geh ich hin, und heiz' ihm ein.

KAUZ die Adresse besehend. Gehn S' ja nicht hin, is ein schlechter Mensch der Käfer.

SCHNOFERL. Nicht hingehen? was fallt Ihnen ein?

KAUZ sich korrigierend. Das heißt, Sie sollen hingehn, hab' ich sagen wollen.

SCHNOFERL. Mir scheint, Sie wissen vor lauter Madam Storch nicht was S' reden. Jüngling, Jüngling, dich hat's kurios packt.

KAUZ. Morgen vormittag gehn Sie hin! versäumen S' das ja nicht.[370]

SCHNOFERL den Brief nehmend und einsteckend. Na ob!

KAUZ beiseite. Ich werd' aber schon in aller Fruh dort sein, ein Glück, daß ich jetzt die Wohnung weiß.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 369-371.
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