Neunzehnter Auftritt

[265] Flora. Constantia.


CONSTANTIA zur Mitte eintretend. Frau Gärtnerin –

FLORA mit einem Knix. Untertänigste! – Was steht zu Befehl?

CONSTANTIA. Die gnädige Frau erwartet heute nachmittags Besuch aus der Stadt und wünscht, daß nicht wieder so schlechtes Obst, wie das letztemal, ins Schloß geschickt werde.

FLORA. Ich hab' das allerschönste –

CONSTANTIA. Die gnädige Frau ist überhaupt mit der ganzen Pflege des Gartens höchst unzufrieden.[265]

FLORA. Is nicht meine Schuld; die Leut' – aber das wird jetzt alles anders wer'n. Die gnädige Frau hat mir den Auftrag erteilt, einen geschickten Menschen aufzunehmen; na, und da hat sich's so geschickt, daß ein sehr geschickter Mensch –

CONSTANTIA. Gut, ich werd' es der gnädigen Frau zu wissen machen.

FLORA. Ich werde mir die Freiheit nehmen, ihn selbst der gnädigen Frau vorzustellen.

CONSTANTIA. Was fällt Ihr ein? Der gnädigen Frau vorstellen! – so ein Bengel!

FLORA. Oh, ich bitte, Madam, diesen Menschen mit keinem gewöhnlichen Gartenknecht zu verwechseln; er ist – es ist sogar möglich – beinahe schon gewiß, daß ich ihn heirat'.

CONSTANTIA. So? Diese Vermählung wird der gnädigen Frau so uninteressant sein, wie der ganze Mensch; ich finde es daher, wie schon gesagt, ganz unstatthaft, ihn der gnädigen Frau vorzustellen.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 265-266.
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