Fünfzehnter Auftritt

[286] Frau von Cypressenburg und Emma treten zur Linken ein.


FRAU VON CYPRESSENBURG. Ich muß sagen, ich finde das sehr eigenmächtig, beinahe keck von der Constanze, daß sie sich untersteht, in meiner Abwesenheit Domestiken aufzunehmen, ohne durch meinen Befehl hierzu autorisiert zu sein.

EMMA. Sein Sie nicht böse darüber, liebe Mutter, sie hat ja einen Jäger aufgenommen, und das war schon lange mein Wunsch, daß wir einen Jäger haben; nimmt sich ja viel hübscher aus, als unsere zwei schiefbeinige Bedienten in der altfränkischen Livree.

FRAU VON CYPRESSENBURG. Wozu brauchen Damen einen Jäger?

EMMA. Und es soll ein recht martialischer Schwarzkopf sein, sagt die Constanze, der Schnurrbart zwar fehlt ihm, den muß ihm die Mama wachsen lassen, und auch einen Backenbart, ebenfalls ganz schwarz, daß aus dem ganzen Gesicht nichts heraussieht, als zwei glühende schwarze Augen; so was steht prächtig hinten auf dem Wagen.

FRAU VON CYPRESSENBURG ohne Emmas voriger Rede besondere Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Schweig! ich werde den Menschen wieder fortschicken und damit Punktum! Wo ist er denn? Titus, hat sie gesagt, heißt er? – He! Titus![286]


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 286-287.
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