Siebenzehnter Auftritt

[316] Frau von Cypressenburg. Constantia, dann Titus.


FRAU VON CYPRESSENBURG. Wo er nur so lange bleibt?

CONSTANTIA. Georg sagt' mir doch –

TITUS aus der Seitentür rechts. Meinen Euer Gnaden mich?

FRAU VON CYPRESSENBURG. Ah, da sind Sie ja. – Sie werden staunen.

CONSTANTIA mit Verwunderung Titus graue Perücke bemerkend und Frau von Cypressenburg darauf aufmerksam machend. Gnädige Frau! sehen Sie doch –

FRAU VON CYPRESSENBURG. Was is denn das?[316]

TITUS auf seine Perücke deutend. Diese alte Katherl war die einzige, deren ich mich bemächtigen konnte; ich benütze sie, um die, Ihr Nervensystem verletzende, Couleur zu verdecken.

FRAU VON CYPRESSENBURG. Hm, so arg ist es nicht, ich bin nur manchmal so kindisch.

TITUS. Kindisch? Diese Eigenschaft sieht Ihnen der schärfste Menschenkenner nicht an.

CONSTANTIA. Rote Haare stehen im Grunde so übel nicht.

TITUS erstaunt. Das sagen Sie, die doch –?

FRAU VON CYPRESSENBURG. Jetzt legen Sie aber schnell die Perücke ab, denn es wird jemand –

CONSTANTIA Spund bemerkend, welcher bereits aus der Seitentür links getreten ist. Zu spät, da ist er schon.

FRAU VON CYPRESSENBURG zu Spund. Hier Ihr Neffe, Herr Spund. Geht in die Seitentür links ab.

CONSTANTIA für sich. Jetzt mag er sehen, wie er mit ihm zurecht kommt. Folgt der Frau von Cypressenburg.


Quelle:
Johann Nestroy: Werke. München 1962, S. 316-317.
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