Zehnte Szene


[527] Tupper, dann Puffmann.


TUPPER allein. Fatal, er ist doch schon öfters von der Tafel weggeblieben, und nie war gar so ein Aufhebens und gerade heut' –! Wenn er nur –

PUFFMANN aus der Seitentüre links kommend. Ist g'fragt worden um mich?

TUPPER. Wenigstens zwanzigmal.

PUFFMANN. Na, ich sag', ich war beim Kaufmann.

TUPPER. Da sucht Ihnen der Herr von Althof.

PUFFMANN. So sag' ich, ich war beim Stadtrichter.

TUPPER. Dort sucht Ihnen der Herr von Seewald.

PUFFMANN. So sag' ich, ich war beim Revisor.

TUPPER. Dort sucht Ihnen der Herr von Lockerfeld.

PUFFMANN ärgerlich. Ja, zum Teufel, wo war ich denn hernach?

TUPPER. Ich rate Ihnen, Herr von Puffmann, präparieren Sie sich auf ein scharfes Examen!

PUFFMANN. Freilich. Morgen wird die Flucht der Fräulein Hermine bekannt.

TUPPER. Der alte Packendorf ist Ihnen nicht wohlgesinnt.

PUFFMANN. Der schlechte Mensch könnt' den Verdacht auf mich –

TUPPER. Sie müßten dann Beweise liefern, wo Sie heut' abend waren.

PUFFMANN. Beweise – das Beweisfordern is eine wahre Malträtierung der Menschheit. Wie schön könnte man sich ausreden, wenn das nicht wäre![527]

TUPPER. Hat Sie von der Dienerschaft wer gesehn?

PUFFMANN. Keine Seel', ich bin über meine Stiegen herauf und durch mein Bureau herüber.

TUPPER. Dann gehn Sie geschwind wieder fort, irgendwohin, wo Sie von Leuten gesehen werden, die Sie dann als Zeugen ausrufen können.

PUFFMANN ängstlich. Das is leicht g'sagt, aber wohin denn?


Man hört im Zimmer rechts lauten.


TUPPER. Der Herr Baron – ohne Zweifel fragt er wieder nach Ihnen. Seitentüre rechts ab.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 4, Wien 1962, S. 527-528.
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