Dreiundzwanzigste Szene


[543] Peter, Thomas; Vorige im Hintergrunde.


PETER mit Thomas aus dem Gasthause kommend. 's ist Zeit, meine Schwester wird eh' schon Ängsten haben.

THOMAS. Daß du ja nicht vergißt, ich lass' ihr a gute Nacht wünschen.

PETER. Die wird sie auf alle Fäll' haben. Arbeitsam, g'sund und a guts Gewissen, wo kommt da a schlechte Nacht her?


Alle, im Hintergrund innerhalb des Haustores, kichern und lachen.


THOMAS sich umsehend. Wegen was lachen denn die da?[543]

PETER. Was kümmert das uns? Unter andern, morgen holen wir dich zum Kirchtag ab.

THOMAS. Nimmst deine Schwester mit?

PETER. Freilich.

THOMAS. Das is g'scheit; 's arme Madl hat eh' ka Freud'.


Alle lachen wie früher.


THOMAS sich ärgerlich umsehend. Was s' denn nur allweil z' lachen haben?

PETER. Ist besser, sie lachen, als sie schneiden den Leuten die Ehr' ab.

THOMAS. Da scheint sich aber beides zu vereinen.

PETER das frühere Gespräch aufnehmend. Viel Unterhaltung wird's wohl für mein' Schwester nicht sein ohne dein' Sohn, ihren einzigen Tänzer, ihr'n Josef.

THOMAS. A paarmal umundum riskier' ich mit ihr.

PETER. Ah, beim Schwiegervater, da wird sie a Ausnahm' machen, aber mit ein' Fremden tanzet sie um kein' Preis.


Alle lachen wie früher, doch lauter.


THOMAS. Aber schon wiederum – jetzt werd' ich bald schiech werd'n. Fährt auf, als ob er nach dem Hintergrunde wollte.

PETER ihn besänftigend. Wir wissen, wir haben nichts Lächerliches an uns, also –

THOMAS. Schau nach, vielleicht hat mir wer einen Esel auf 'n Buckel zeichnet.

PETER. Ach, wer sollt' denn so was –?

THOMAS. Ich red' aus Erfahrung, es gibt Witzköpfe –

PETER. Nein, nein, 's is nix!

THOMAS. Was haben s' denn nachher?

PETER. Vielleicht wird jetzt die Walpurgisnacht im September zelebriert; wer kann in diese Verhältnis se dringen?

THOMAS. 's sein aber Männer auch dabei.[544]

PETER. Um so schauerlicher, denn das is a alte Wahrheit: über ein altes Weib geht nix als ein Mann, der ein altes Weib is! Gute Nacht!

THOMAS. Gehn wir nach Haus!


Peter geht in die Haustüre links im Prospekt, Thomas rechts im Vordergrunde. Die übrigen Anwesenden kommen hervor, indem sie spöttisch auf Thomas und Peter zeigen und lachen. – Die Musik fällt ein.

Der Vorhang fällt.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 4, Wien 1962, S. 543-545.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Unbedeutende
Der Unbedeutende
Der Unbedeutende: Posse Mit Gesang in Drei Akten (German Edition)