Zehnte Szene


[562] Thomas; Vorige.


THOMAS ganz desperat aus dem Hintergrunde kommend. Mamsell Klara, das schreib' ich mein' Sohn. So hätten Sie nicht handeln soll'n, für so haben wir Ihnen nicht g'halten, denn so

KLARA. Also können Sie wirklich glauben?

THOMAS. Was ich glaub', das schreib' ich mein' Sohn. Er darf nicht mehr daher. Seine Rührung bekämpfen[562] wollend. Er soll sich einen Ort suchen, wo er ohne Glück, aber auch ohne Schand' leben kann. Mit vor Tränen erstickter Stimme. Das schreib' ich meinem Sohn.

PETER scharf zu Thomas. Hörst du, Thomas, so red't man nicht wegen einem bloßen Verdacht.

THOMAS. Nein, so red't man nur, wenn man Beweise hat. Bei die Beweis' wär's nicht mehr möglich, ungläubiger Thomas zu bleiben. Ich hab' das Geld in der Hand g'halten, was der vornehme Herr der Hußbergerin ihrem Buben fürs Maulhalten g'schenkt hat; alle Leut' haben's gesehn, er erzählt's öffentlich. Alles drängt sich um ihn, der Hußbergerbub ist der Mann des Tages geworden.

KLARA vor Staunen fast verwirrt. Hör' ich recht – ein Geld g'sehn, was man zur Verschwiegenheit –? – Gott im Himmel! – Wie kann denn –? – Ich verliere den Verstand!

THOMAS. Diese Wohltat wird mir leider nicht zuteil. Ich werd' mit klarem Verstand zuschauen müssen, wie mein desperater Sohn seine ganze Hoffnung auf 'n Nagel hängt und vielleicht sich selber auch dazu.


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 4, Wien 1962, S. 562-563.
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