Vierte Szene


[548] Thomas; der Vorige.


THOMAS zur Mitte eintretend. Lieber Herr, ich bin da.

PUFFMANN erschreckend, mit einem unterdrückten Schrei. Ah – Für sich. jetzt is es mir eiskalt durch alle Glieder gefahren.

THOMAS pfiffig lächelnd. Sehn S', ich triff Ihnen halt doch z' Haus.

PUFFMANN. Glaubt Er denn aber, ich bin nur für Ihn auf der Welt? Ich hab' Geschäfte.

THOMAS. Die hab' ich auch.

PUFFMANN. So geh' Er Seinen Geschäften nach!

THOMAS. Das tu' ich so, deßtwegen bin ich ja da. Sehn S', mein Sohn hat eine Braut.

PUFFMANN. Gratuliere, kann aber nicht zur Hochzeit kommen, bin schon auf vier Monate eingeladen, alle Tage.

THOMAS. Nein, es is ein anderer Umstand. Er soll mit ihrem Heiratsgut, was die Braut ihm zubringt, los'kauft werden vom Militär, der Ersatzmann kost't fünfhundert Gulden.

PUFFMANN. Dann dank' Er Gott, daß Sein Sohn so eine Verschwenderin gefunden hat, und betreib' Er die Sach', eh' sie's reut.

THOMAS. Es is edel von ihr, ich will aber auch edel sein. Ich nehm's nicht von ihr, mir is's lieber, Sie kaufen mein' Sohn los.

PUFFMANN aufgebracht. Wa – was sagt Er da?! – Impertinenter Mensch, hinaus! –

THOMAS gutmütig. Oho, ich bin ja Ihr verschwiegener Freund; so bös anschrein könnten S' mich, wenn ich was ausplauschen tät', wenn ich saget, der Mann –

PUFFMANN ihm den Mund zuhaltend. Still' Unglückseliger![549]

THOMAS. Ich bin auf kein' Fall unglückselig, aber Sie wären's, wenn ich nicht –

PUFFMANN. Um 's Himmels willen, still! – Für sich. Was tu' ich? – Mir bleibt nichts übrig – Geht zu seinem Pult.

THOMAS. Ah, wegen die fünfhundert Gulden bleibt Ihnen noch genug übrig. Meinetwegen b'halten S' die fünfhundert Gulden –

PUFFMANN freudig überrascht. Ja, sieht Er ein, daß es zu unverschämt –

THOMAS in seiner Rede fortfahrend. Und geben S' mir das, was Ihnen übrigbleibt.

PUFFMANN grimmig. Oh, du höhnischer Satan! –

THOMAS. Hören S' auf! Is das a Red' für so ein' guten Herrn? Mich werden jetzt gleich die ganzen fünfhundert Gulden nicht g'freun. Treuherzig. Schaun S', ich bin ja nicht indiskret', keinem Menschen sag' ich, daß ich ein Geld und wie und warum ich's kriegt hab'. Selbst der Braut wird nur g'sagt, sie haben mein' Sohn nicht mehr braucht bei d' Soldaten, weil der Frieden so stark überhandnimmt.

PUFFMANN indem er Thomas das Geld gibt. Da hat Er – aber das sag' ich Ihm, das is zum letztenmal –

THOMAS. Ein Wort ein Mann! Das is das letzte Geschenk! Nimmt das Geld.

PUFFMANN. Und jetzt geh' Er!

THOMAS. Bedank' mich vielmals, mir is nur leid –

PUFFMANN nach der Seitentüre rechts horchend. Der gnädige Herr kommt –

THOMAS. Der kennt mich nicht. Schad'! Wenn er fragen sollt', wer da war, so sag'n S' halt, der Thomas legt sich ihm unbekannterweis' zu Füßen. Geht zur Mitteltüre ab.

PUFFMANN mit unterdrückter Wut gegen die Türe, wo Thomas abgegangen ist. Nicht ihm, mir leg' dich lieber zu Füßen, daß ich die Wonne deiner Zertretung genießen kann!


Quelle:
Johann Nestroy: Gesammelte Werke. Ausgabe in sechs Bänden, Band 4, Wien 1962, S. 548-550.
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